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Kreisausschuss Kreisausschuss: Tauziehen um Kreisbücherei

Von Detlef Horenburg 14.06.2001, 14:52

Quedlinburg/MZ. - Landrat Wolfram Kullik (SPD) verdeutlichte, dass mit der vom Kreistag verfügten Streichung der Kreis als Eigentümer des Objektes seinen gesetzlichen Sicherungspflichten nicht mehr entsprechen kann. Er befürchtet durch den Verzug eine weitere Verschlechterung der Bausubstanz für das dominante Haus im Innenstadtring.

Als Alternative für die insgesamt 1,6 Millionen Mark teure Sanierung, davon 460 000 Mark Eigenmittel, wurde den Abgeordneten die Gneisenaustraße 20a (ehemals Sozialamt der Stadt Quedlinburg) und das Mummental 2 (einstige Grundschule und jetzige Behelfsunterkunft der Kreisbibliothek) genannt. Laut Verwaltung sei eine Unterbringung der Bibliothek in die Gneisenaustraße nicht zu empfehlen, da jährliche Mietkosten an die Wohnungswirtschaft GmbH in Höhe von fast 40 000 Mark anfallen würden. Die Nebenkosten für dortige Umbauarbeiten seien derzeit nicht kalkulierbar.

Otto Kahe (PDS) kritisierte die Beschlussvorlage der Verwaltung. Ihm fehle die Alternative, falls das Fachwerkhaus an der Ecke Pölkenstraße von einem Investor ausgebaut und dann an den Landkreis vermietet wird. Undine Kurth (Bündnisgrüne) erinnerte daran, dass es in der ganzen leidigen Diskussion um eine Bibliothek für die Bürger des Landkreises im "Zeitalter des Wissens und der Bildung" geht. Auch sie kritisierte die unzureichende Verwaltungsvorlage: Sie vermisse einen Zeitplan für den Bibliotheksausbau. SPD-Fraktionschefin Birgit Voigt wollte die Nebenkosten näher definiert haben. Rainer Gerdes (CDU) bemängelte die Kostentransparenz.

1,6 Millionen Mark "für ein paar olle Bücher" auszugeben, sei ihm einfach zu viel. Es gebe noch höherwertigere Kulturgüter im Sanierungsgebiet, wie Schulen, die erhalten werden sollten. Er sprach sich dafür aus, ein anderes geeignetes Objekt in der Stadt als in der Heiligegeiststraße zu suchen. Was die Auflagen des Denkmalschutzes betrifft, so sollte die Kirche im Dorf gelassen werden. Immerhin habe das Bibliotheksgebäude eine Wärmedämmfassade genehmigt bekommen. Es sollte nach seinen Worten ein Investor gesucht werden, der an dieser "exponierten Stelle einen gutgemachten Neubau" hinsetzt.

Auch CDU-Fraktionschef Detlef Mahlo erinnert daran, dass das Gebäude der Kreisbibliothek schon eine Menge Geld gekostet hat. Die geforderten 1,6 Millionen Mark seien ein Schnellschuss gewesen. Die Beschlussvorlage trage nicht dazu bei, die Probleme darzustellen und zu lösen. Baudezernent Martin Skiebe gab zu bedenken, falls das 1830 errichtete Gebäude nicht zweckgebunden als Bibliothek genutzt wird, die Gefahr der Fördermittelrückzahlung an das Land in Höhe von fast 479 000 Mark inklusive sechs Prozent Zinsen besteht. In das Hauptgebäude seien nämlich bereits fast 750 000 Mark reine Baukosten geflossen. "Die verdeckten Schäden im Dachbereich konnten erst später festgestellt werden", sagte er.

Jürgen Woiczinsky, Leiter Gebäudemanagement, erinnerte den Ausschuss daran, endlich einen Grundsatzbeschluss zu fassen, damit die Verwaltung, egal ob weiterer Ausbau oder Verkauf des Objektes, tätig werden kann. Angesichts der ganzen Diskussion zeigte sich Undine Kurth befremdet: "Ich komme mir vor, wie auf einem orientalischen Teppichbasar." Die Fördermittelbindung wurde vom Land bewusst auferlegt. Sie vermisse den politischen Willen der Ausschussmitglieder, wo die Kreisbibliothek nun ihr Domizil erhalten soll. Dies sollte in der neu zu erarbeitenden Beschlussvorlage klar definiert werden.