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Gesundheit Gesundheit: 530 000 Kinder infizierten sich 2006 mit dem Aidsvirus

16.01.2007, 10:52

Köln/dpa. - Jede Minute infiziert sich weltweit ein Kind mit demAidsvirus. Trotz kleiner Fortschritte bei Vorbeugung und Behandlungsteckten sich im vergangenen Jahr nach UNICEF-Schätzungen weltweit530 000 Mädchen und Jungen unter 15 Jahren an. Die meisten dieserKinder kommen bereits mit dem HI-Virus zur Welt: Sie infizieren sichbei der Mutter. Das geht aus einem neuen Bericht zu Kindern und derImmunschwächekrankheit hervor, den das Kinderhilfswerk der VereintenNationen am Dienstag in New York, Genf und Köln veröffentlichte. DieZahl infizierter Kinder hatte das Aidsprogramm UNAIDS der UN bereitsEnde vergangenen Jahres genannt.

«Im Kampf gegen Aids werden Kinder bis heute benachteiligt», sagteDietrich Garlichs, Geschäftsführer von UNICEF Deutschland. «Obwohldie Preise für Medikamente gefallen sind, erhalten die meistenbetroffenen Kinder in den Entwicklungsländern immer noch keineausreichende medizinische Hilfe. Für viele kommt dies einemTodesurteil gleich.» UNICEF wies jedoch auch darauf hin, dass inzahlreichen Entwicklungsländern, in denen das Virus stark verbreitetist, jetzt deutlich mehr getan werde, um Kinder und Jugendliche vordem Erreger der Immunschwäche zu schützen.

So erhalten in Namibia immer mehr werdende Mütter Viren hemmendeMedikamente, um eine Übertragung des Virus auf ihr Baby zuverhindern. Der Anteil der HIV-infizierten schwangeren Frauen, die inNamibia medizinisch behandelt werden, stieg von sechs Prozent 2004auf 29 Prozent im Jahr 2005. In Südafrika - dem nach Indien amstärksten von HIV getroffenen Land - stieg die Behandlungsrate imgleichen Zeitraum von 22 auf 30 Prozent.

Ein weiterer vorsichtiger Lichtblick: Die Preise für Virenhemmende Medikamente, die auch für Kinder geeignet sind, sanken nachUNICEF-Angaben in den vergangenen 12 bis 18 Monaten drastisch.Dennoch erhalten UNICEF zufolge weltweit nur zehn Prozent der HIV-infizierten Kinder die Medikamente, die sie dringend zum Überlebenbräuchten.

Das Kinderhilfswerk fordert deshalb noch größere Anstrengungen zurPrävention. Vor allem Mädchen und junge Frauen benötigten mehrInformationen und Unterstützung. Weltweit liege die Infektionsratebei Frauen unter 24 Jahren bereits über der ihrer männlichenAltersgenossen. In der Elfenbeinküste und in Kenia seien Mädchen undjunge Frauen im Alter von 15 bis 24 Jahren sogar fünf Mal häufigerinfiziert als gleichaltrige Männer. Viele Frauen in armen Ländernkönnen sich auf Grund ihrer schlechten sozialen Stellung nicht gegenungeschützten Geschlechtsverkehr wehren.

Die weltweit schätzungsweise 15 Millionen Kinder und Jugendliche,die durch Aids ihre Mutter, ihren Vater oder beide Elternteileverloren haben, erhalten mittlerweile mehr Hilfe. Aids-Waisen könnennun häufiger als früher zur Schule gehen, auch weil in einigenLändern die Schulgebühren abgeschafft wurden, wie UNICEF berichtete.Mehr als 20 afrikanische Länder hätten nationale Aktionsplänebeschlossen, um diese Kinder zu unterstützen. Weltweit werde die Zahlder Aids-Waisen jedoch weiter steigen - bis 2010 auf schätzungsweise20 Millionen.