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Irak Irak: Experten machen Vorschläge gegen blutige Gewalt

27.11.2006, 17:01

Washington/Teheran/Bagdad/dpa. - Der Vorschlag enthalte auch direkte Gespräche mit dem Iranund Syrien, berichtete die «New York Times» (Montagausgabe). DieExpertenkommission unter Leitung von Ex-Außenminister James Baker unddes Demokraten Lee Hamilton wolle jedoch keinen Zeitplan für einenAbzug der rund 150 000 US-Soldaten vorschlagen. Mehrere Mitgliederder aus fünf Demokraten und fünf Republikanern bestehenden Kommissionplädierten jedoch für einen phasenweisen Rückzug von bis zu 80 000US-Soldaten innerhalb eines Jahres.

Der Bericht der so genannten Baker-Kommission soll Ende Dezemberveröffentlicht werden. US-Präsident George W. Bush muss dieEmpfehlungen der Kommission nicht in die Tat umsetzen, hat aber einegenaue Prüfung zugesagt. Bush hat zwei weitere Studien zur Irak-Strategie beim US-Generalstab und dem Nationalen Sicherheitsrat inWashington in Auftrag gegeben.

Der iranische Präsident Mahmud Ahmadinedschad und sein irakischerAmtskollege Dschalal Talabani betonten unterdessen das Interesse aneiner Zusammenarbeit zur Befriedung des Iraks. Der Iran stehe «vollan der Seite des Iraks, sowohl in guten als auch in schlechtenZeiten», sagte Ahmadinedschad nach einen Treffen mit Talabani amMontag in Teheran. Der irakische Staatschef betonte: «Wir brauchendie Hilfe des Irans bei der Bekämpfung des Terrorismus und für eineRückkehr der Sicherheit in unserem Land.» Ahmadinedschad hattebereits am Sonntag die Bereitschaft des Irans betont, eine Eindämmungder Gewalt im Irak zu unterstützen. Zunächst müssten aber die USA undGroßbritannien ihre Truppen dort abziehen.

Bush will am Mittwoch mit dem jordanischen König Abdullah und demirakischen Ministerpräsidenten Nuri al-Maliki in Amman sprechen.Vizepräsident Dick Cheney hatte am Samstag in Riad das saudischeKönigshaus um Unterstützung gebeten. Das Weiße Haus will moderatearabisch- islamische Staaten und Verbündete wie Saudi-Arabien,Jordanien, Ägypten und die Türkei dafür gewinnen, stärker undmäßigend auf die sunnitische Bevölkerungsminderheit im Irakeinzuwirken und damit die Gewalt zu drosseln. Außerdem soll nach US-Medienberichten verhindert werden, dass der Iran im Nachbarland Irakein Machtvakuum ausfüllen kann und gemeinsam mit Syrien dielibanesische Regierung zu Fall bringt.

Großbritannien will sein rund 7000 Soldaten umfassendes Kontingentim Irak nach den Worten von Verteidigungsminister Desmond Browne bisEnde 2007 stark verringern, aber nicht vollständig zurückziehen.Browne bekräftigte, dass London die Übernahme derSicherheitsverantwortung für die Provinz Basra durch die irakischenStreitkräfte bis zum Frühjahr anstrebt.

Der polnische Staatspräsident Lech Kaczynski wies Medienberichtezurück, wonach Polen schon bis Ende Juni 2007 seine rund 900 Soldatenabziehen will. Es sei noch keine Entscheidung über den Rückzuggefallen, «außer dass er nicht später als Ende 2007 ist», sagte ervor Journalisten. Der italienische Ministerpräsident Romano Prodikündigte den Abzug der restlichen 60 von ursprünglich 3000 Soldatenseines Landes aus dem Irak bis Ende der Woche an.

Die US-Armee teilte mit, Aufständische hätten in Bagdad am Sonntagdrei amerikanische Soldaten getötet. Nördlich der irakischenHauptstadt stürzte nach Angaben des Nachrichtensenders Al-Arabija einUS-Kampfflugzeug ab. Zum Schicksal des Piloten gab es zunächst keineAngaben. Bei Angriffen von Extremisten starben im Irak am Montag 20Menschen.

In Bagdad wurde der Völkermordprozess gegen den früherenMachthaber Saddam Hussein und sechs weitere Angeklagte fortgesetzt.Saddam und zwei weitere Angeklagte waren Anfang November wegen derHinrichtung von 148 Schiiten aus der Kleinstadt Dudschail zum Toddurch den Strang verurteilt worden. In diesem Verfahren läuft derzeitdie Berufung.