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Eiskunstlauf Eiskunstlauf: Eiskunstlauf wieder im Rampenlicht

Von Britta Körber 24.02.2002, 18:02

Salt Lake City/dpa. - Acht Jahre nach der Eisenstangen-Affäre umNancy Kerrigan und Tonya Harding hat der olympische Paarlauf-Skandaldas Eiskunstlaufen wieder ins Rampenlicht gebracht. Zwar trug dieGeschichte um die «Schöne» (Kerrigan) und das «Biest» (Harding)dramatischere Züge. Doch weil die schöne Glitzerwelt auf dem Eisgerade in Amerika die Zuschauer so sehr in den Bann zieht, hat derOlympia-Sender NBC das «Skategate» von Salt Lake City so richtig hochgepuscht. Ohne die Macht der Medien hätten die Kanadier JamieSale/David Pelletier nicht nachträglich Gold bekommen.

Nach der Präzedenzentscheidung der Internationalen Eislauf-Union(ISU) wurde der nächste Protest schleunigst abgelehnt. Nach der 5:4-Entscheidung für die Amerikanerin Sarah Hughes forderten die Russeneine zweite Goldmedaille für Irina Slutskaja. Die Eiskunstlauf-MachtRussland fühlte sich verschaukelt, auch wenn mit fünf von zwölfMedaillen (2 Gold, 3 Silber) wieder kräftig abgesahnt wurde.

Herausragend war der Triumph von Alexej Jagudin, der als einzigerim gesamten Wettbewerb vier Mal die 6,0 bekam. Die letzte beiOlympia, wenn ISU-Präsident Ottavio Cinquanta den konservativenVerband mit seinen Reformvorschlägen für ein ganz neuesWertungssystem im Juni überzeugen kann. Auf April ist dieEntscheidung über Konsequenzen aus dem Paarlauf-Skandal vertagtworden. Bis dahin ist die französische Preisrichterin Marie-Reine LeGougne gesperrt.

Ein Schattendasein fristeten im jeden Abend ausverkauften IceCenter die vier deutschen Starter. Mit Platz acht für KatiWinkler/René Lohse im Eistanz und 14 durch Mariana Kautz/NormanJeschke (alle Berlin) bei den Paaren fuhr die Deutsche Eislauf-Union(DEU) das schlechteste Ergebnis seit Jahrzehnten ein. «Das ist fastdeprimierend, weil man kein Land mehr sieht. Es muss über dieBasisarbeit nachgedacht werden», sagte Ulrich Feldhoff,Leistungssportchef im Deutschen Sportbund (DSB). Während in Naganovor vier Jahren Mandy Wötzel und Ingo Steuer (Chemnitz) mit Bronzenoch die Kohlen aus dem Feuer holten, ist die DEU im neuenJahrtausend am olympischen Nullpunkt angelangt.

«Wir müssen jetzt alle in die Hände spucken», fordert DEU-Sportdirektor Udo Dönsdorf, der als einziger Funktionär in derMormonen-Metropole Rede und Antwort stehen musste. Der kleineWintersport-Verband will «alles auf den Prüfstand» stellen, zumal ihmnach Olympia empfindliche finanzielle Kürzungen von Bundesmittelnbevorstehen. Als Folge wird die Trainerfinanzierung radikalumgestellt und nur noch nach Leistung ausgerichtet.

Zum Saisonabschluss hoffen die Verantwortlichen auf einen halbwegsversöhnlichen Abschluss bei der Weltmeisterschaft vom 18. bis 24.März in Nagano. Bei den Herren reist der Wahl-Münchner AndrejsVlascenko nach Japan - ein Trostpflaster dafür, dass der sportlichQualifizierte wegen des fehlenden deutschen Passes Olympia amFernseher verfolgen musste. Falls einige Top-Tanzpaare nicht mehrantreten werden, könnten Winkler/Lohse ihre Chance nutzen.