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Havarie in der Trinkwasserversorgung in Wittenberg Wittenberg wird Ostern über Notleitung mit Trinkwasser versorgt

Landkreis Wittenberg verhängt Abkochgebot. Außerdem sollen Bürger, Wasser sparen. THW versorgt Krankenbaus. Bei Bauarbeiten ist eine Trinkwasserhauptleitung beschädigt worden. Reparatur ist schwierig.

Von Marcel Duclaud und Carla Hanus 29.03.2024, 13:30
Nahe Möllensdorf ist beim Setzen von  Spundwänden die Hauptwasserleitung Richtung Wittenberg zerstört worden.
Nahe Möllensdorf ist beim Setzen von Spundwänden die Hauptwasserleitung Richtung Wittenberg zerstört worden. (Foto: Th. Klitzsch)

Wittenberg/MZ. - Über die Osterfeiertage werden rund 41.000 Menschen in Wittenberg über eine Behelfsleitung mit Trinkwasser versorgt. Das hat Konsequenzen. Das Wasser muss vor der Nutzung abgekocht werden. Die Bürger sind zudem dringend aufgerufen, sparsam mit Wasser umzugehen. Industriebetriebe sind von der Trinkwasserzufuhr getrennt worden, damit nicht so viel Wasser verbraucht wird.

Grund der gestörten Versorgung in Wittenberg und in Ortschaften der Stadt sind Bauarbeiten an einer Brücke in Möllensdorf. Die Trinkwasserhauptleitung in Richtung Wittenberg wurde bereits am Montag durch das Setzen einer Spundwand beschädigt, sagte am Donnerstagnachmittag bei einer eilig einberufenen Pressekonferenz der Geschäftsführer der Trinkwasserversorgung Magdeburg, Alexander Ruhland.

Erheblicher Schaden an Trinkwasserleitung

Die Probleme sind größer als anfangs gedacht. Ruhland spricht von einem erheblichen Schaden, der so schnell nicht zu reparieren sei. Zeitweise seien an der Stelle der Beschädigung 500 Kubikmeter Wasser pro Stunde weggeflossen. So lange die Spundwand noch im Rohr steckte, konnte eine Teilversorgung aufrecht erhalten werden. Später musste die Leitung geschlossen werden.

Am Donnerstag hat sich die Lage zugespitzt, weil der Sammelbehälter am Galluner Berg immer leerer wurde. Gegen 14 Uhr hieß es, dass ein kritischer Stand gegen 19 Uhr erreicht sein könnte. „Etwa 23 Uhr könnte er leer sein“, sagte Landrat Christian Tylsch (CDU) gegenüber der Presse. Allerdings waren zu dem Zeitpunkt viele „Wenns im Spiel“.

Provisorische Leitung hilft

Um die Versorgung aufrecht zu erhalten, ist am Donnerstag fieberhaft an einem Provisorium gearbeitet worden. „Als Notmaßnahme wurde die freiwillige Feuerwehr aus dem benachbarten Brandenburg alarmiert, die eine Not-Wasserleitung mit 150 Millimeter Durchmesser verlegt“, informierte der Landkreis. Auch der Versorger aus Magdeburg installierte eine Kunststoffleitung. „Wir legen eine Art Bypass um die Bruchstelle“, erläuterte der Landrat. Gegen 21.30 Uhr hieß es, dass der Hochbehälter am Gallun durch die Behelfsrohrleitung wieder befüllt wird. Wie jede Trinkwasserverbindung muss aber auch diese vor einer Freigabe labortechnisch beprobt werden – das dauert bei notwendigen Tests voraussichtlich bis einschließlich Ostermontag. Wie auch Landrat Tylsch sagt: „Die Warnung wird wohl über die Feiertage bestehen bleiben.“ Denn, so teilen die Stadtwerke mit: „Eine Verunreinigung kann nicht ausgeschlossen werden.“

Auch die Bitte, sparsam mit Wasser umzugehen, bleibt aktuell. Wann die Wasserleitung repariert sein wird, lasse sich gegenwärtig nicht genau sagen. Die Reparatur sei herausfordernd und schwierig, erklärte Thomas Grabe, technischer Leiter der Stadtwerke. Im Übrigen werde im Unternehmen seit Mittwoch nach dem „Notfallplan Trinkwasser“ verfahren.

Der Landkreis hatte am Donnerstag die Bevölkerung über die Presse und via Warn-App Mowas, die alle gängigen Warn-Apps erreiche, informiert über die Situation, über die Notwendigkeit, Wasser zu sparen und über das Abkochgebot. Pflegeheime, ambulante Pflegedienste und Krankenhäuser seien separat unterrichtet worden.

THW versorgt Krankenhaus Paul-Gerhardt-Stift

Dass zwecks Notversorgung Trinkwassertanker zum Einsatz kommen können, sagte Tylsch ebenfalls. Ein Puffer von 13 Kubikmeter Trinkwasser stehe zur Verfügung. Zudem kümmern sich laut Landrat der Fachdienst Brand- und Katastrophenschutz sowie der Rettungsdienst der Kreisverwaltung darum, dass der Brandschutz sichergestellt ist. Dazu kamen Kräfte des Technischen Hilfswerks aus Berlin-Spandau und Thüringen zum Einsatz, die die Versorgung des Krankenhauses Paul-Gerhardt-Stift mit Wasser redundant absichern.

Im Folgenden gibt es Tipps, um mit der Situation umzugehen. Nur abgekochtes Wasser sollte verwendet werden: zur Zubereitung von Nahrung, Essen und Getränken, insbesondere für Säuglinge, Kleinkinder, Alte und Kranke. Zum Abwaschen von Salaten, Gemüse und Obst. Zum Herstellen von Eiswürfeln zur Kühlung von Getränken, zum Zähneputzen, für medizinische Zwecke, zur Versorgung von Haustieren und Vieh.

Feuerwehren ziehen am Donnerstag als Provisorium eine Leitung von 150 Millimeter Durchmesser, während eine  Firma  aus Gommern eine Notwasserleitung errichtet.
Feuerwehren ziehen am Donnerstag als Provisorium eine Leitung von 150 Millimeter Durchmesser, während eine Firma aus Gommern eine Notwasserleitung errichtet.
(Foto: Thomas Klitzsch)

Das Wasser muss sprudelnd bei 100 Grad Celsius kochen, eine Mindestkochdauer gibt es nicht. Sollte Wasser auf dem Herd abgekocht werden, empfiehlt es sich, es drei bis fünf Minuten sprudeln zu lassen. Für die Toilettenspülung kann Leitungswasser uneingeschränkt verwendet werden.

Landrat Christian Tylsch (l.) und Wittenberger Oberbürgermeister Torsten Zugehör (M) haben sich ein Bild von der Lage vor Ort gemacht.
Landrat Christian Tylsch (l.) und Wittenberger Oberbürgermeister Torsten Zugehör (M) haben sich ein Bild von der Lage vor Ort gemacht.
(Foto: Thomas Klitzsch)

Das Netzgebiet der Stadtwerke umfasst die Trinkwasserversorgung im Stadtgebiet in Wittenberg und in den Ortschaften Griebo, Apollensdorf, Reinsdorf mit Dobien und Braunsdorf, Nudersdorf, Schmilkendorf, Mochau mit Thießen sowie in den Ortsteilen Trajuhn, Labetz und Wiesigk. Wenn die Reparaturen abgeschlossen sind, werde umgehend darüber informiert, heißt es seitens der Stadtwerke. Und weiter: „Die Telefonnummer der Leitwarte sollte bitte nur in dringenden Fällen genutzt werden: 03491/ 470100.“