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Vorderlader und Schwarzpulver Westernschützen treffen sich in Wittenberg-Piesteritz zum Wettkampf

Am Wochenende messen sich Fans von historischen Western-Waffen im Schießsport am Volkspark. Der Verein aus Wittenberg feiert in diesem Jahr sein 30-jähriges Bestehen.

Von Julius Jasper Topp 10.05.2024, 16:30
  Frank Opitz (rechts im Bild) empfängt am Dienstag die ersten Gäste.
Frank Opitz (rechts im Bild) empfängt am Dienstag die ersten Gäste. (Foto: Thomas Klitzsch)

Wittenberg/MZ. - Piesteritz verfügt – soweit bekannt – weder über eine Prärie noch über größere Ansammlungen von Goldgräbersiedlungen. Trotzdem wird der Volkspark an diesen Tagen zum Wild-West-Schauplatz. Am Freitag und Sonnabend dürften deswegen einige Schüsse in der Werkssiedlung zu hören sein, bereits an den Tagen davor zogen Trapper, Cowboys und andere Gestalten aus der Epoche der USA im 19. Jahrhundert durch die Umgebung und schlugen ihre Zelte auf.

 Bis zum Wochenende soll sich das Lager noch deutlich füllen.
Bis zum Wochenende soll sich das Lager noch deutlich füllen.
(Foto: Thomas Klitzsch)

Hinter der Aktion steckt nicht etwa die Vereinigung der Karl-May-Freunde, sondern der Verein „Piesteritzer Schwarzpulver- und Westernschützen“, der die Veranstaltung gemeinsam mit dem Schützenverein Wittenberg 1990 organisiert. Der Vorsitzende der Westernschützen Klaus Opitz ist einer von drei noch aktiven Gründungsmitgliedern des 1994 gegründeten Vereins, in dem sich Schützen, die eine Vorliebe für historische Nachbauten aus der Western-Zeit haben, vereinen. Geschossen wird mit Vorderladern, in die Schwarzpulver gestopft werden muss, ebenso wie mit Waffen aus den Jahren danach, die bereits über Patronen verfügten.

 Bodo Schulze hat den Nachbau eines frühen Maschinengewehrs dabei.
Bodo Schulze hat den Nachbau eines frühen Maschinengewehrs dabei.
(Foto: Thomas Klitzsch)

Ab Freitag wird geschossen

„50 bis 60 Schützen aus dem ganzen Bundesgebiet kommen jedes Jahr zu uns“, sagt Opitz. Teils reisen die schon einige Tage früher an, um ihre historischen Zelte aufzubauen. Geschossen wird dann aber erst am Freitag, am Feiertag ruhen die Waffen.

Der 65-jährige Klaus Opitz kam bereits als Jugendlicher zu DDR-Zeiten zur Begeisterung für den Wilden Westen und sammelte jeden Zeitungsausschnitt, der mit dem Thema zu tun hatte. Als man nach der Wende auch privat Waffen besitzen durfte, kaufte er sich seinen ersten Vorderlader, eine Kentucky Rifle. „Inzwischen ist das Zuhause voll mit Schaufensterpuppen und Wild-West-Kleidung, Tomahawks und Friedenspfeifen“, lacht er. Hat er den Wilden Westen auch schon einmal mit eigenen Augen gesehen? „In den USA war ich noch nie. Da würde ich derzeit auch nicht hinwollen“, findet er. Ihm mache die theoretische Beschäftigung damit mehr Spaß. Die Schützen in Wittenberg seien recht offen, was die Kostüme der Teilnehmer angehe. Einer komme beispielsweise als spanischer Konquistador, die eigentlich bereits lange vor der Wildwest-Zeit Südamerika in Besitz nahmen.

 Andreas Hergert gehört ebenfalls zu den Schützen.
Andreas Hergert gehört ebenfalls zu den Schützen.
(Foto: Thomas Klitzsch)

Neue Mitglieder willkommen

„Leute, die sich für den Schießsport und die Geschichte des Wilden Westens interessieren, sind stets willkommen“, sagt Opitz. Inzwischen sei – nach 30 Jahren Vereinsgeschichte – teils die zweite Generation mit dabei. Opitz’ Sohn ist auch darunter, auch wenn der sich vor allem für den Schießsport, interessiere.

Einschüssige Vorderladerwaffen könnten in Deutschland zwar bereits von Volljährigen erworben werden, sagt Opitz. Um das Schwarzpulver verwenden zu dürfen und sie somit auch abfeuern zu können, brauche es aber einen zusätzlichen Schein. Wer Waffen mit Patronen nutzen will, muss ein Jahr Vereinsmitglied sein, regelmäßig am Vereinsleben und an Turnieren teilnehmen und am Ende die Sachkunde und nötigen Sicherheitsvorkehrungen nachweisen können, um eine Waffenbesitzkarte zu beantragen. „Wir wollen keinen im Verein, der nur schnell an einen Revolver kommen will“, meint Opitz. „Aber wer sich der Sache wirklich verschreibt, der kann gerne mitmachen.“

Kontakt zum Verein findet sich auf der Seite des Kreisschützenbundes: www.ksv-wb.de.