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Vor der Kommunalwahl in Merseburg Mit Video: Wahlforum in Merseburg - Rotstift oder nicht?

Was sagen die Parteien, die um die Sitze im künftigen Merseburger Stadtrat kämpfen, zu Themen wie Kulturangebot, Unterstützung von Sportvereinen und dem Bau einer neuen Schwimmhalle.

Von Undine Freyberg Aktualisiert: 06.05.2024, 12:39
Beim zweiten Wahlforum mit Melain van Alst von der Mitteldeutschen Zeitung (M.) und Klaus Treuter vom Merseburg-Report (4.v..l.) waren dabei: Steffen Eichner (SPD), Hubertus Steinki (Grüne), Richard Höhne (Linke, v.l.), Gabriele Naundorf (die Basis, 4.v.r), Daniel Wald (AfD), Lutz Kuhne (FDP, 2.v.r.) und Michael Hayn (CDU, r.)
Beim zweiten Wahlforum mit Melain van Alst von der Mitteldeutschen Zeitung (M.) und Klaus Treuter vom Merseburg-Report (4.v..l.) waren dabei: Steffen Eichner (SPD), Hubertus Steinki (Grüne), Richard Höhne (Linke, v.l.), Gabriele Naundorf (die Basis, 4.v.r), Daniel Wald (AfD), Lutz Kuhne (FDP, 2.v.r.) und Michael Hayn (CDU, r.) (Foto: Undine Freyberg)

Merseburg/MZ. - Die Mitteldeutsche Zeitung und der Merseburg-Report haben eine zweite Podiumsdiskussion mit Vertretern der Parteien veranstaltet, die am 9. Juni bei der Wahl zum Merseburger Stadtrat antreten. Den Fragen von Melain van Alst, Chefreporterin der MZ-Lokalredaktion, und Klaus Treuter von Merseburg-Report stellten sich Steffen Eichner (SPD), Hubertus Steinki (Grüne), Richard Höhne (Linke), Gabriele Naundorf (die Basis), Daniel Wald (AfD), Lutz Kuhne (FDP) und Michael Hayn (CDU). Schwerpunkte dieser zweiten Podiumsdiskussion waren unter anderem die Themen Kultur, Sport und Finanzen der Stadt. Hier nachzulesen, sind einige der Standpunkte der Parteien.

Wieviel Kultur soll sich Merseburg leisten?

Man lebe nicht nur von und für die Arbeit, deshalb braucht es ein vielfältiges Kulturangebot in einer Stadt – und nicht nur Hochkultur wie die Orgeltage, sagte Steffen Eichner (SPD). Man werde nicht alles bieten können, aber es gebe ja noch die Nachbarstädte Halle und Leipzig.

„Die Begrifflichkeit freiwillige Aufgabe gefällt mir eigentlich gar nicht“, meinte Michael Hayn (CDU) dazu. Kultur müsse sein. Aber da habe die Stadt noch Reserven, um allen etwas bieten zu können. Es müsse ja nicht immer das Geld der Stadt kosten, vielleicht gebe es ja noch mehr Möglichkeiten für ehrenamtliches Engagement.

Er lebe seit 25 Jahren in der Stadt und sehe beispielsweise die Entwicklung beim Schlossfest als positives Beispiel, sagte Hubertus Steinki (Grüne). „Klar, das gefällt nicht jedem.“ Aber Dinge würden sich nunmal verändern. Und es sollte auf jeden Fall einen Teil des Festes geben, der kostenfrei ist und wo jeder hingehen kann.

„Kultur ist das Bindeglied einer Gesellschaft, und unsere Aufgabe sollte es sein, dass wir für alle aus unserer Bevölkerung ein Angebot vorhalten“, betont auch Lutz Kuhne (FDP). Allerdings könnte man Zweifel haben mit dem Schlossfest einerseits und dem lauten und teils aggressiven Mittelalterspektakel andererseits. Man sollte jedoch gemeinsam mit den umliegenden Kommunen, alles so koordinieren, dass Veranstaltungen nicht geballt an einem Wochenende stattfinden.

Richard Höhne (Linke) erklärt, wie wichtig Kultur ist: „Junge Menschen überlegen nicht zuerst, ob man da gut studieren und arbeiten kann oder wie hoch ist die Miete, sondern fragen: Was gibt es für ein kulturelles Angebot oder kann ich schnell dahin kommen?“ Das Mittelalterspektakel halte er für einen genialen Schachzug. An der Kultur dürfe auf jeden Fall nicht gespart werden.

Seine Partei sei 2023 nicht erbaut darüber gewesen, welche Preise beim Schlossfest und Mittelalterspektakel aufgerufen worden seien, sagte Daniel Wald (AfD). Die Älteren seien weniger mitgenommen worden, als die Jüngeren. Er finde es allerdings gut, wenn man zwei Feste ausrichten kann, die sich so selbst finanzieren.

„Kultur ist etwas ganz Großes“, sagt GabrieIe Naundorf (Basis). Ihr schwebe vor, dass Kultur und Lebenskultur vor allem den Kindern nahe gebracht würden – beispielsweise in der Grundschule in Süd. Und da sollte man auch die Eltern mit einbeziehen. Dafür würde sie auch Klinken putzen.

Sportvereine, Schwimmhallenneubau, Kitas

Der Finanzbürgermeister hatte im Bereich des Stadtstadions extrem den Rotstift angesetzt – seitdem gibt es keinen Sportstättenmitarbeiter mehr, so Steffen Eichner. „Dagegen hatte sich unsere Fraktion gewehrt, auch dagegen die Vereine zu überfordern. Die Vereine brauchen mehr Unterstützung der Stadt.“ Denn es seien keine Golfclubs mit reichen Mitgliedern, sondern meist Kinder und Jugendliche, die Volkssport betreiben.

Unterstützung des Sports sei ein Teil der Daseinsvorsorge, so Lutz Kuhne. Richard Höhne fordert einen Bürgerdialog. Sport sei auch nicht nur Bewegung, sagte Hubertus Steinki. „Da treffen sich Menschen und es entstehen Freundschaften.“ Michael Hayn kritisierte, dass sich die Stadträte den Kopf darüber zerbrechen, wie das Geld gerecht verteilt werden kann. „Und dann stellt sich raus, dass ein Budget von 50.000 Euro, glaube ich, nicht ausgeschöpft wurde. Da frage ich mich: Was läuft da schief?“

Gabriele Naundorf wünscht sich – und möchte das gleich als Aufruf verstehen – dass Menschen, die Zeit dafür haben, sich beispielsweise nachmittags in den Schulen (sie führt wieder Merseburg-Süd an) sportlich mit den Kindern betätigen. Als wäre Weihnachten, wünscht sie sich außerdem, dass alle Kinder und möglichst auch die Rentner kostenfrei zum Vereinssport fahren könnten. Daniel Wald sagte, es sollte eine verpflichtende Aufgabe der Stadt sein, die Sportvereine zu unterstützen. Was den Schwimmhallenneubau angehe, stehe seine Fraktion dem ganzen zwiegespalten gegenüber. Der Stadtrat habe sich ja schon für einen Neubau entschieden, bemerkte Michael Hayn. „Und wenn wir die alte Halle sanieren würden, hätten wir für drei oder vier Jahre überhaupt keine Schwimmhalle“, gab Hubertus Steinki nochmal zu bedenken.

Kein Einsparpotenzial

Als es um das Thema Finanzen ging, schlug Daniel Wald vor, eine Rekommunalisierung der Kitas in Erwägung zu ziehen und besetzte damit ein Thema, das 2021 von den Linken im Stadtrat ins Spiel gebracht wurde. In Wittenberg würde das eine Einsparung in Höhe von rund 1,7 Millionen Euro bringen, so Wald. Was ihm offenbar entfallen war: In der aktuellen Legislaturperiode hatte das Jugend- und Sportamt Merseburg diese Variante durchgerechnet und war vor etwa zwei Jahren zum Ergebnis gekommen, dass das Einsparpotenzial gering sein würde.