1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Halle
  6. >
  7. Wegen hoher Schülerzahlen: Wegen hoher Schülerzahlen: Landsberger Museum muss Hort weichen

Wegen hoher Schülerzahlen Wegen hoher Schülerzahlen: Landsberger Museum muss Hort weichen

Von Claudia Crodel 15.07.2019, 08:43
Das Museum in Landsberg muss schließen.
Das Museum in Landsberg muss schließen. Silvio Kison

Landsberg - Das Landsberger Museum „Bernhard Brühl“ nahe der Grundschule Landsberg in der Hillerstraße wird zum 1. August geschlossen. „Aufgrund der Schülerzahlen benötigen wir dringend Platz für den Hort der Grundschule“, sagt Anja Werner, Bürgermeisterin der Stadt Landsberg. „Das Gebäude, in dem sich das Museum befindet, soll künftig der Hortbetreuung dienen. „Wir haben wachsende Schülerzahlen, sind jetzt in der Grundschule bei 190 Mädchen und Jungen, und es werden künftig noch mehr. Da müssen wir entsprechend Hortplätze vorhalten.“

Ein komplettes Aus für das Museum soll die jetzige Schließung allerdings nicht bedeuten

Hinzu komme, dass in einem Teil des bisherigen Hortgebäudes das Dach defekt ist. Das soll jetzt saniert werden. Doch auch danach würden die Plätze nicht ausreichen. Deshalb soll das Museumsgebäude zum Hort umgebaut werden. „Das hat der Stadtrat beschlossen. Wir bekommen dafür auch Fördermittel“, so Anja Werner weiter. Die Museumsmitarbeiter werden ab 1. August beginnen, die Ausstellungsstücke zu katalogisieren und einzupacken. Zunächst sollen sie zwischengelagert werden. Ein komplettes Aus für das Museum soll die jetzige Schließung allerdings nicht bedeuten. „Ich finde es schön, wenn Landsberg ein Museum hat. Aber im Moment sind die Hortkinder wichtiger“, meint die Bürgermeisterin.

Sie plädiert dafür, für das Heimatmuseum ein neues Konzept zu erarbeiten. „Im Gegensatz zur Doppelkapelle, die gut besucht ist, war das Museum in letzter Zeit nicht viel nachgefragt“, gibt Werner zu bedenken. „Wir müssen uns überlegen, welche Themenschwerpunkte wir künftig im Museum setzen wollen. Und nicht nur das: Wichtig ist es zu überdenken, wie man das Museum wirtschaftlicher aufstellen und besucherfreundlicher gestalten kann.“ Das Museum „Bernhard Brühl“ entspreche in seiner bisherigen Form nicht mehr den Ansprüchen des heutigen Museumspublikums. Es sei wichtig, die Ausstellung so zu konzipieren, dass sie auch junge Menschen anlockt, beispielsweise durch interaktive Elemente und den Einsatz moderner Medientechnik.

Alte Rathaus als neuer Standort für Landsberger Museum?

Wenn die Ausstellungsstücke katalogisiert sind, soll ein Konzept erstellt werden. Damit soll möglichst noch Ende des Jahres begonnen werden. Neben dem Gesamtkonzept gehören dazu auch die Fragen, welche Stücke weiterhin gezeigt werden sollten und wie sie für die Besucher attraktiv präsentiert werden können. „Viele ältere Menschen hängen an ihrem Museum hier. Das kann ich natürlich verstehen. Aber wir können das Museum nur erhalten, wenn wir auch neu denken“, ist sich die Bürgermeisterin sicher. Zudem muss ein neuer Standort gesucht werden. Darüber muss der Stadtrat entscheiden. Anja Werners persönlicher Favorit ist das alte Rathaus, das derzeit leer steht. Sie könne sich dort das Museum - gekoppelt mit einer kleinen Stadtinformation - vorstellen. „Aber die Entscheidung treffen die Stadträte“, sagt sie.

Das Museum „Berhard Brühl“ wurde nach dem Dorfschullehrer Bernhard Brühl benannt, der 1902 nach Gütz kam und dort mit Hilfe der Kinder begann, naturkundliche und historische Sachzeugen zu sammeln. Er wollte den Unterricht anschaulicher gestalten. 1916 entstand daraus im Gützer Ortsteil Petersdorf ein Museum. Die Ausstellung umfasste Stücke zur Naturgeschichte, zu Ur- und Frühgeschichte, Mittelalter und Neuzeit. Als zweiter Vorläufer des Museums gilt das 1933 durch den Postmeister Paul Sannemann in Landsberg gegründete Heimatmuseum. 1954 wurden die Gützer Bestände nach Landsberg gebracht. Dort öffnete 1959 das Museum erstmals unter dem Namen „Bernhard Brühl“. Zwei Jahre später wurde die romanische Doppelkapelle dem Museum angeschlossen. (mz)