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Galerie am Ratswall Galerie am Ratswall: Geheimnisse hinter den Linien

Von Brigitte Mittelsdorf 05.02.2004, 18:44

Bitterfeld/MZ. - Die Vita des Malers erstaunt. Studium mit dreißig, Meisterschüler schließlich bei Professor Sighard Gille in Leipzig. Zuvor Elektroingenieur. Pillwitz nennt es "den folgerichtigen Umweg". Und vielleicht musste auch er erst durch jene Lebensschichten hindurch, die zusammengesetzt sind aus Suche und Erfahrung. Um schließlich etwas zu finden: die Berufung.

Manches, was in seinen Bildern ist, hat ihn schon als Kind fasziniert. Versteinerungen, Fossilien, Botanik. "Ich kannte alle lateinischen Namen", sagt er. Und spricht vom "Fenster in eine andere Welt voller Abenteuer und Spannung." Und aus diesen Schichten kommt der Maler Henrik Pillwitz. Der das ganz nah heranholt, was er sehen will. Zusagen vergrößert, um ganz genau zu sein. Der flüchtige Blick ist seine Sache nicht. Und er weiß, wie schnell sich das jetzt in diesem Moment Betrachtete verändern, gar auflösen, etwas anderes werden kann. Wenn er den Moment festhält, weiß er auch um dessen Vergänglichkeit. Und manchmal, sagt er, da stehen die Bilder monatelang unfertig im Atelier. Und der Maler muss durch Schichten hindurch, um wieder zum Bild zu gelangen. Erst dann ist das Arbeiten wieder möglich. "Und wenn sich mein persönlicher Zustand in dieser Zeit geändert hat", sagt er, "ist das in dem Bild drin."

Schichten aus Farbe. Farbigkeit, die er zuvor geplant hat, die er auf dem Bild präzisiert. Farben, die sich mischen, nie eindeutig sind. Verliert der Maler etwas zwischen den Schichten? "Sicher", "sagt Henrik Pillwitz. "Aber ich gewinne auch etwas dazu. Tiefe." Und: "Man muss man den Punkt erkennen, wo man aufhören muss."

So entstehen innere Landschaften, deren Strukturen und Rhythmik der äußeren entnommen wurden und die nun eine andere Dynamik entwickeln. Der Mensch kommt dort figürlich nicht vor. "Figürliches hat mich nie interessiert", sagt Henrik Pillwitz. "Ich will keine Botschaft vermitteln. Sobald ein Mensch auftaucht, wird es eine."

"Die Oberfläche, die aus der Tiefe kommt" - Galerist Ralph Becker hat am Eröffnungsabend der Ausstellung dieses Zitat von Friedrich Nietzsche für die Bilder des Leipzigers bemüht. Es stimmt auf den Punkt genau.