1. MZ.de
  2. >
  3. Panorama
  4. >
  5. Nach Friedman-Affäre: Nach Friedman-Affäre: Berliner Menschenhändler werden bald angeklagt

Nach Friedman-Affäre Nach Friedman-Affäre: Berliner Menschenhändler werden bald angeklagt

12.08.2003, 13:09
Prostituierte (Archivfoto: dpa)
Prostituierte (Archivfoto: dpa) dpa

Berlin/dpa. - Drei mutmaßliche ukrainische Menschenhändler, die im Zuge der Drogenermittlungen um den ehemaligen Vizepräsidenten des Zentralrats der Juden, Michel Friedman, in die Schlagzeilen geraten waren, kommen bald vor Gericht. Die Staatsanwaltschaft Berlin hat gegen die drei Männer wegen schweren Menschenhandels und Zuhälterei Anklage erhoben, wie Justizsprecher Björn Retzlaff am Dienstag mitteilte. Ihnen wird unter anderem vorgeworfen, von Mai 2001 bis zu ihrer Verhaftung im April Ukrainerinnen nach Deutschland geschleust und sie hier zur Prostitution gezwungen zu haben.

Bei den umfangreichen Zeugenbefragungen zu diesem Fall war auch Friedman wegen des Verdachts auf Drogenbesitz ins Visier der Fahnder geraten. Tatsächlich fanden die Ermittler dann bei einer Hausdurchsuchung bei dem bekannten TV-Moderator Anfang Juni drei Tütchen mit Kokainspuren. Das Verfahren gegen ihn wurde eingestellt, nachdem er einen Strafbefehl wegen illegalen Kokainbesitzes in Höhe von mehr als 17 000 Euro akzeptiert hatte. Zudem legte Friedman alle seine Ämter nieder. Bei den eigentlichen Ermittlungen zum Menschenhandel war er aber zu keinem Zeitpunkt Beschuldigter, hatte Retzlaff während des Verfahrens stets betont.

Nach Justizangaben schleusten die nun angeklagten 23, 25 und 33 Jahre alten Männer mindestens vier osteuropäische Frauen ins Land - drei von ihnen sollen unter Gewaltandrohung zur Prostitution gezwungen worden sein. In zwei Fällen misslang die illegale Einreise. Insgesamt gibt es in diesem Zusammenhang Ermittlungen gegen 13 Verdächtige, sagte Retzlaff. Jedoch seien einige von ihnen noch flüchtig.

Das nun angeklagte Trio soll zudem zwei Callgirlringe betrieben haben. Alle dort beschäftigten Frauen - aus der Ukraine und Polen - hätten sich illegal in Deutschland aufgehalten, hieß es. Den Ermittlungen zufolge wurden sie gezwungen, ihre Erlöse bei den Zuhältern abzugeben. Sie bekamen nur einen Anteil ausbezahlt. Mindestens 15 Frauen wurden demnach von den Männern «beschäftigt». Ein Gerichtstermin steht laut Retzlaff noch nicht fest. Zunächst haben die Beschuldigten die Möglichkeit zur Anklage Stellung zu nehmen, hieß es.