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Großbritannien Großbritannien: Die Frau, deren Nachbarn Potter hießen

Von Christoph Driessen 25.07.2005, 06:49
Erfolgsautorin Joanne K. Rowling. (Foto: dpa)
Erfolgsautorin Joanne K. Rowling. (Foto: dpa) dpa/dpaweb

London/dpa. - «Ich bin dazu geboren, 40 zu sein», hat sie bereits vor Jahrengesagt. «Ich glaube, das ist das perfekte Alter.» Wer würde es inihrem Fall anders empfinden? Der beste Beweis für ihren jetzt schonikonenhaften Status sind die Legenden, die sich um sie ranken. Soliest man immer wieder, sie habe sich vor allem deshalb ins Cafégesetzt, weil da wenigstens geheizt wurde - aber ganz so schlimm ginges ihr doch nicht: «Wie blöd müsste ich sein, eine ungeheizte Wohnungzu mieten?» Wahr ist aber: «Es ging mir wirklich nicht gut, ich hattemeinen Job als Lehrerin verloren, meine Ehe war in die Brüchegegangen. Meine Mutter war an Multipler Sklerose gestorben, ich wareinsam, litt unter Depressionen.»

Die Depressionen tauchten später in Gestalt der Dementoren inihren Büchern auf, Gespenstern, die den Menschen den Frohsinn aus demLeib saugen. Überhaupt sind die Bände sehr persönlich gefärbt: DieBulldoggen züchtende Tante Magda aus «Der Gefangene von Askaban» istRowlings Großmutter Frieda nachempfunden: «Der waren ihre Hundewirklich wesentlich lieber als ihre Verwandten.» Den Namen Potterübernahm sie von einem Nachbarsjungen, mit dem sie als Kind spielte.Ihr ältester Freund Sean stand für Harrys besten Freund Ron Pate, undeinen ihrer Lehrer verewigte sie als hundsgemeinen Professor Snape.Ihre Strebsamkeit als Schülerin färbte auf Harrys Freundin Hermineab. «Harry selbst ist teilweise frei erfunden, aber es steckt auchviel von mir darin.»

Vor 15 Jahren hatte Rowling die Idee zu ihrem Zauberlehrling - aufeiner Zugfahrt, bei der sie noch nicht einmal etwas zum Schreibendabei hatte. Anschließend entwarf sie fünf Jahre lang eine Welt miteigenen Gesetzen und einer Vielzahl von Figuren, Schauplätzen undHandlungen bis hin zum letzten Büro im Zaubereimisterium. Wie eineWissenschaftlerin hat sie alles auf Zetteln notiert und in Kartonsgeordnet. Das letzte Kapitel des letzten Buches schrieb sie zuerst -es liegt jetzt schon lange im Tresor.

Rowling ist heute reicher als die Queen. Sie ist dankbar dafür,aber sie sagt, dass sie sich über neue Sachen nicht mehr so freuenkann wie früher. Manchmal stellt sie sich vor, sie könnte einmal wieHarry in den Zauberspiegel blicken, der für ein paar Minuten densehnlichsten Wunsch erfüllt. Dann sähe sie dort ihre früh verstorbeneMutter, würde ihr erzählen, dass sie einen Arzt geheiratet und dreiKinder bekommen hat. Und sie würde sagen: «Ich habe ein paar Büchergeschrieben, Mami, und rate mal, was dann passiert ist.»