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Schmiergeldskandal bei Siemens  Schmiergeldskandal bei Siemens : Panamapapers könnten neue Erkenntnisse bringen

Von Markus Sievers 05.04.2016, 14:25
Siemens plant einen Imagewandel in Richtung Digitalisierung. Das Unternehmen spricht von allgemein guten Quartalszahlen.
Siemens plant einen Imagewandel in Richtung Digitalisierung. Das Unternehmen spricht von allgemein guten Quartalszahlen. dpa

Berlin - Auch zu dem Schmiergeldskandal beim Elektronikkonzern Siemens erwarten die Ermittlungsbehörden durch die Berichte über Briefkastenfirmen in Panama neue Erkenntnisse. Die Staatsanwaltschaft München teilte mit, die Einleitung von Ermittlungen zu prüfen. Es gehe darum herauszufinden, ob Straftaten begangen worden seien, teilte Oberstaatsanwalt Thomas Steinkraus-Koch am Dienstag mit.

Das Unternehmen seinerseits geht davon aus, in erster Linie Opfer und nicht Täter in dieser Angelegenheit zu sein. „Als potenziell Geschädigte in diesen Vorgängen prüfen wir die vorliegenden Informationen. Sollten sich dadurch neue Erkenntnisse über die Veruntreuung von Geldern ergeben, wird Siemens alle rechtlichen Möglichkeiten ergreifen, um auch diese Ansprüche geltend zu machen“, betonte das Unternehmen.

Die schmutzigen Geschäfte

Jahrzehntelang hatte der Münchener Industriekonzern ein weltweites Geflecht mit geheimen Firmen und Bankverbindungen aufgebaut, um mit Schmiergeldzahlungen an Aufträge zu kommen. Mindestens 1,3 Milliarden Euro leiteten seine Manager so in dunkle Kanäle. 2006 flogen diese Machenschaften auf.

Es folgte eine der ehrgeizigsten Aufräumaktionen in der deutschen Unternehmensgeschichte. Aber auch die Gerichte beschäftigte der Skandal mit Korruption, zweifelhaften Beraterverträgen und schwarzen Kassen lange Zeit. Die Manager kamen meist um Gefängnisstrafen herum.

Siemens aber kostete ihr Treiben mehr als zwei Milliarden Euro an Strafen, Steuernachzahlungen, Gerichtsgebühren und Anwaltshonoraren. Auch in dieser Hinsicht zählt dieser Skandal zu den größten, in die jemals ein deutscher Konzern verstrickt war.

Topleute könnten Geld versteckt haben

Die Unterlagen der Kanzlei Mossack Fonseca aus Panama legen laut Recherchen der Süddeutschen Zeitung nahe, dass ehemalige Topleute des Industriekonzerns sich selbst privat aus den schwarzen Unternehmenskassen bereichert haben könnten. Mit Hilfe der Briekastenfirmen in Panama könnten sie Geld nicht nur vor den Behörden, sondern auch vor der eigenen Firma versteckt haben. So könnten sie es für sich behalten haben statt es nach 2006 an die Konzernzentrale in der Heimat zurück zu geben.

In diesem Fall hätten sie ihr Unternehmen um die Millionen geprellt und Siemens könnte tatsächlich Schadensersatz geltend machen. Allerdings sind viele Vorgänge noch ungeklärt. Die Panama-Dokumente belegen einen ungewöhnlichen Zahlungseingang auf einem Konto eines Siemens-Managers. Der Betrag  von einer halben Milliarde Euro auf einem privaten Konto ist so hoch, dass für die Ermittlungsbehörden noch viel Arbeit bleibt.