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Trockenheit in Naumburg Trockenheit in Naumburg: Das stille Leiden der Bäume

Von Constanze Matthes 11.07.2019, 07:10
Im Stadtpark wurden acht Bäume entfernt, darunter ein Ahorn, der unter der Rußrindenkrankheit als Folge der Trockenheit gelitten hat.
Im Stadtpark wurden acht Bäume entfernt, darunter ein Ahorn, der unter der Rußrindenkrankheit als Folge der Trockenheit gelitten hat. T. Biel

Naumburg - Aus dem Kofferraum seines Autos holt Ingolf Andrees mehrere Schläuche und ein Standrohr. Das schließt er schnell an den Hydranten in der Burgstraße Ecke Marienring. Wenig später heißt es „Wasser marsch!“. Das Nass gilt indes keinem Feuer. Der Sprecher der Initiative für den Erhalt des grünen Domplatzes und neu in den Gemeinderat gewählte Stadtrat (Bündnis 90/Die Grünen) wässert gemeinsam mit Helferin Carola Werner Bäume am Marienring. An einigen Exemplaren fallen große grüne Behälter ins Auge. Es sind Bewässerungssäcke, die kontinuierlich Feuchtigkeit in den Boden abgeben und regelmäßig nachgefüllt werden.

Helfer an der Seite

Die Trockenheit fordert ihren Tribut. Ein Großteil der Naumburger Bäume leidet. Abgestorbene Zweige, lichte Kronen mit wenig Laub, braune trockene beziehungsweise welke, noch grüne Blätter sind Anzeichen. Wenn Andrees durch die Stadt geht, fällt seit einigen Tagen sein Blick stets auf die Bäume. „Domplatz, Kramerplatz, Lindenring und Marienring zählen zu den Hotspots, die uns große Sorgen bereiten. Für einige Bäume sehe ich bereits schwarz“, sagt der Stadtrat, der bereits Helfer um sich geschart hat und regelmäßig auf Facebook berichtet. Er steht im stetigen Kontakt mit Gabriele Democh, der Sachgebietsleiterin Tief- und Gartenbau.

Ein erster Einsatz galt dem Domplatz, wo erstmals Bewässerungssäcke Verwendung fanden. Weitere wurden laut Auskunft der Sachgebietsleiterin von der Stadtverwaltung nun in Anbetracht der Lage erworben. Während eines gemeinsames Rundgangs am Dienstagabend begutachten sie den Lindenring. „In Naumburg haben wir zwar schon immer wenig Regen abbekommen, aber der Wasserspiegel ist enorm abgesunken“, sagt Gabriele Democh.

Zahl der Totholz-Maßnahmen gewachsen

Das Thema Trockenheit und kranke beziehungsweise absterbende Bäume beschäftigt zunehmend das Amt. Das verdeutlichen auch konkrete Zahlen: Wurden in den letzten drei Jahren durchschnittlich jährlich an 1000 Bäumen Totholz-Maßnahmen nach turnusmäßigen Kontrollen durchgeführt, war es im vergangenen Jahr mehr als die dreifache Anzahl. Die Stadt führt ein digitales Baumkataster, das aktuell rund 12000 Bäume des öffentlichen Raums auflistet.

Krankheit mit Folgen

Der Ausbruch der Rußrindenkrankheit im Bürgergarten - 280 Bäume sind laut Democh betroffen, auch einige Exemplare im Kletterwald - ist ebenfalls Folge des Trockenstresses. Seit gestern wird das Holz durch eine Spezialfirma nach Eisleben zur Verbrennung abtransportiert. Die von einem Pilz verursachten dunklen Sporenlager geben der Krankheit ihren Namen. Die Sporen gefährden auch die Gesundheit des Menschen. Die Bäume wurden deshalb unter strengen Vorsichtsmaßnahmen im Frühjahr gefällt. In diesen Tagen wurde im Stadtpark ein erkrankter Ahorn entfernt - nebst sieben vertrockneten Birken und Fichten. Regelmäßig erhält die Mitarbeiterin der Stadtverwaltung sowohl Hinweise auf kranke Bäume als auch Hilfsangebote. Democh: „Das ist sehr gut. Das zeigt uns, dass es den Bürgern nicht egal ist. Viele äußern auch ihr Bedauern.“

Weitere Initiative im August

Wer bei der Bewässerung helfen möchte, sollte sich aktuell der Initiative grüner Domplatz anschließen, so der Rat der Rathausmitarbeiterin (siehe Beitrag „Hinweise....“). Zudem plant der Verein „Bürgerschaftlich engagiert im Landkreis“ (BeLK) wie im vergangenen Jahr mit dem Technischen Hilfswerk eine Aktion, wie Vorstandsvorsitzende Christiane Krug auf Anfrage mitteilte: „Die wird voraussichtlich im August starten.“ Das Engagement werde begrüßt, sollte indes gezielt und konzentriert sein, erklärt die Sachgebietsleiterin. Denn der logistische und zeitliche Aufwand sei enorm. Außerdem werden jüngst angepflanzte Bäume bereits von Firmen im Rahmen einer Entwicklungspflege bewässert.

Wenn die Sommer weiter heiß und lang sind, werden bei Neupflanzungen künftig Arten in den Fokus rücken, die resistenter gegenüber Klimaänderungen und den Anforderungen des Stadtklimas gewachsen sind. „Als in den 90er-Jahren in der Weißenfelser Straße die Platanen gepflanzt wurden, gab es ziemlichen Widerstand. Doch diese Bäume erfüllen alle Erwartungen“, sagt die Mitarbeiterin aus dem Tief- und Gartenbauamt. Vorschläge unterbreitet dabei eine Liste der Deutschen Gartenamtsleiterkonferenz (Galk), die im Internet zu finden ist und die auch für Gartenbesitzer hilfreich ist. Zu jeder Art gibt es Hinweise zu Wuchshöhe, Breite, Lichtdurchlässigkeit und Lichtbedarf sowie Bemerkungen; ob sie unter anderem Trockenheit aushält, auch in versiegelten Böden gedeihen kann.

„Wir stehen zudem im Austausch mit Kollegen anderer Städte“, bemerkt Gabriele Democh. Doch Neupflanzungen brächten nicht nur in puncto Arten-Wahl Vorteile. Gleichzeitig könnte ein Drainagesystem eingearbeitet werden. Doch die Trockenheit ist nur eine Bedrohung. Eine weitere ist das Streusalz, das oft allzu reichlich im Winter ausgebracht wird und die Stadtbäume erheblich schädigt.

Auch diesen Buchen am Naumburger Georgentor setzt die Trockenheit zu.
Auch diesen Buchen am Naumburger Georgentor setzt die Trockenheit zu.
Biel