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Lödderitzer Forst Lödderitzer Forst: Wildschweine treiben ihr Unwesen auf dem Deich

Von sylke hermann 02.12.2014, 17:52
Umgewühlte Deichkrone bei Obselau.
Umgewühlte Deichkrone bei Obselau. stephan Lizenz

aken - Wildschweine treiben ihr Unwesen, wühlen den Deich im Lödderitzer Forst auf, „aber wir können wenig dagegen tun“, fürchtet Ronald Günther vom Landesbetrieb für Hochwasserschutz und Wasserwirtschaft (LHW).

Ein Deich kann auf vielerlei Art geschädigt werden: Auch Tiere tragen dazu bei, die Haltbarkeit eines Deiches zu beeinträchtigen. Vor allem bereiten Wühltiere den Deichbauern Sorgen: Kaninchen, Wanderratte, Bisam, Wühlmaus, Feldmaus, Spitzmaus, Maulwurf, aber auch Fuchs, Iltis, Wiesel und andere Marderarten sind Urheber für kleine und große Hohlräume im Deichkörper. Wildschweine dagegen können oberflächenhafte Schäden anrichten.

Günther behauptet gegenüber der MZ sogar, er kenne in seinem Verantwortungsbereich, dem Flussbereich Schönebeck, keinen Deichabschnitt, „der so extrem aussieht“. Auf erheblichen vier bis fünf Kilometern Länge, schätzt er, seien die Schäden, die die Wildschweine tagein tagaus anrichteten, mittlerweile sichtbar. Betroffen ist der Bereich zwischen dem Deichwachthäuschen hinter Obselau und Breitenhagen sowohl Anhalt-Bitterfeld und der Salzlandkreis sitzen hier territorial gesehen mit im Boot.

MZ-Leser Manfred Stephan hatte Bilder von einer Dammwanderung an die Köthener Lokalredaktion geschickt, um auf dem schlechten Zustand aufmerksam zu machen. Er verweist darauf, dass der Deich nach seiner Auffassung dem Hochwasserschutz dienen und keine Spielwiese für Wildschweine sein sollte.

Nur begrenzt handlungsfähig

Günther sieht das genauso, hat aber kaum eine Möglichkeit, die Tiere zu verjagen. In Abstimmung mit der Untere Naturschutzbehörde des Salzlandkreises sind die Jäger animiert, in dem betroffenen Gebiet „ein wenig für Unruhe zu sorgen“. Andererseits bemerkt Günther: „Wer glaubt, Wildschweine sind dumm, der täuscht sich.“ Die würden schnell auf jede Bewegung reagieren und sich verziehen. Außerdem gibt es zwischen Forst und Biosphärenreservat eine Vereinbarung zum Wildtiermanagement - wonach man in der jetzigen Situation auch nur „beschränkt handlungsfähig“ sei.

Beseitigung der Schäden kann erst im Frühjahr beginnen

Auch bei der Schadensbeseitigung sind den Männern vom LHW mehr oder weniger die Hände gebunden: „Wir können die Grasflächen nur wieder umdrehen und einebnen, aber es dauert nicht lange und die Wildschweine pflügen alles wieder um.“ Auch müsse sich die Grasnarbe erst wieder regenerieren, und das funktioniere jahreszeitlich bedingt im Moment sowieso nicht; erst im Frühjahr habe es Sinn, hier etwas zu unternehmen.

Bei einem normalen Hochwasser, sagt Günther, würde der Deich selbst im aktuellen aufgewühlten Zustand keine Probleme bereiten. „Problematisch könnte es allerdings werden, wenn wieder so ein Hochwasser wie 2013 käme“ - und man mit einer Durchsickerung des Deiches oder gar dessen Überströmung rechnen müsste.

Für den 6. Dezember ist eine Drückjagd in dem Bereich anberaumt. Günther hofft, dass sich die Lage danach etwas entspannt. (mz)