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Köthen 900 Köthen 900: Erinnerungen an die frühen Jahre

16.09.2014, 09:34
Hasso von Lenski
Hasso von Lenski heiko rebsch Lizenz

köthen/MZ/MB - Botschafter kommen in den seltensten Fällen mit alten Töpfen zu Besuch. Im Falle Hassos von Lenski hatte es aber geradezu historische Gründe, dass der Mann aus Berlin am Tage nachdem er Botschafter von Köthen900 geworden war, Christian Wage in Wörbzig nicht nur besuchte, sondern auch einen großen Steinguttopf zurückließ. Einen Top, auf dem der Namer „Nette“ zu lesen war - der Mädchenname von Hasso von Lenskis Mutter, die der Gutsbesitzerfamilie Nette abstammt, in deren ehemaligem Gut Christian Wage seit einigen Jahren wohnt und wirkt. Um das Symbolische noch zu befeuern, hatte von Lenski den Topf mit Erika bepflanze - weil, wie man sich nun denken kann, seine Mutter gleichen Namens war, nur mit einem „c“ statt des „k“. „Der Topf wird bei uns im Gut im Eingangsbereich einen Platz finden“, so Christian Wage zur MZ, „wo ihn jeder sehen kann, der zu uns kommt.“

Hasso von Lenski ist zwar 1942 in Potsdam zur Welt gekommen, als Sohn eines Wehrmachtsgenerals, der nach Krieg, Stalingrad und Gefangenschaft in der DDR die NVA-Panzertruppen aufbaute, aber in Wörbzig ist er aufgewachsen, in Köthen zur Schule gekommen („Ich war in der Roten Schule, meine Schwester in der Gelben Schule“). Über sein Schuljahr in Köthen, mehr ist es nicht geworden, „da kann ich nicht klagen“, erinnert sich Lenski bei der Verleihung der Botschafterwürde. Und schiebt zur Freude des Publikums nach: „In Berlin war des dann anders.“ Er sei von von 1943 bis 1949 in Köthen und Umgebung gewesen und „kann nur das Beste davon sagen“. Und das trotz einer Familiengeschichte mit Brechungen.

Seit 1943 in Wörbzig

In seinen Erinnerungen spielt Wörbzig eine große Rolle, mit Großvater und Großmutter. In Wörbzig lebte Hasso von Lenski seit 1943, als es im Krieg auf dem Land sicherer war als in Potsdam. Nachdem die Russen Anhalt von den Amerikaner übernommen hatten, brachen schwere Zeiten für die Familie Nette an. Großvater Walter wurde als Gutsbesitzer in Buchenwald interniert, die Familie des Kreises verwiesen - was aber nicht bedeutete, dass man den Kreis verlassen musste. Erica von Lenski, die in der Nazi-Zeit ihres Mannes wegen, der in der Kriegsgefangenschaft dem Nationalkomitee Freies Deutschland beigetreten war, in Sippenhaft genommen und eingesperrt worden war, zog mit ihren Kindern zunächst auf die Domäne Wehlau, später nach Köthen in die Freiligrathstraße 13.

Hasso von Lenski erinnert sich noch heute an den „alten Fiedler“, den „Vizepappi“, den Mann, der als Sozialdemokrat in KZ gesessen hatte und nun im Rathaus die VVN-Abteilung aufbauten, in der Erica von Lenski Arbeit und Auskommen fand. Bis 1949, als ihr Mann aus Kriegsgefangenschaft nach Hause kam und seine Familie zu sich nach Berlin holte.

Hasso von Lenski studierte später Theaterwissenschaften, arbeitete als Schauspieler und Dramaturg, war im Friedrichstadtpalast und in der „Distel“, drehte Filme. Und hat nun eine Rolle übernommen, für die er prädestiniert ist: Botschafter für Köthen im Jahr des Jubiläums.