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Alten- und Pflegeheim Lützen Alten- und Pflegeheim Lützen: Mit Übungen schöpft Körper wieder Kraft

Von Heike Riedel 09.09.2003, 16:54

Lützen/MZ. - Kurt Keil, vor vier Wochen nach einem Krankenhausaufenthalt bettlägerig ins Heim gekommen, sieht es jetzt sogar schon wieder vor sich zu laufen. Dank vieler Einzelübungsstunden mit Vicky Henze und der Gruppentherapie kann er schon wieder stehen und sich hochziehen. Was das für ihn bedeutet, verrät ein Blick in sein Gesicht. In ihm taucht das charmante Lächeln des 83-jährigen Kleingöhreners wieder auf. Es spricht von Freude, wenn er im Rollstuhl sitzend die ihm zugespielten Bälle mit dem Fuß zur anderen Seite des Patientenkreises schießen kann.

Im Eifer stützt sich Maria Zander (77) sogar auf die Lehnen ihres Stuhles, um mit den Zehenspitzen so weit wie möglich dem Ball entgegenzukommen. So macht Vicky Henze die Arbeit richtig Spaß, weil sie merkt, dass dies nicht nur eine medizinische Behandlung ist, sondern die alten Menschen in vieler Hinsicht anregt. Da wird sich gemeinsam erinnert, wie die alten Nähmaschinen zu bedienen waren, wenn die Fußübungen dran sind. Oder man wandert scheinbar mit dem Rad in den Martzschpark und plaudert über das Wetter und Erlebnisse am Rande. Konzentration wird gefordert, wenn der rote Ball den Kreis rechtsherum und der blaue linksherum wandern sollen.

Die Physiotherapeutin hat ein anspruchsvolles Programm für die Gruppe zusammengestellt. Die 22-Jährige ist eine ganz frisch ausgebildete Fachfrau, die das Gelernte endlich in ihrem Wunschberuf umsetzen kann. In der Lützener Praxis von Antje Bergmann ist sie angestellt, hat vormittags ihre Aufgaben in den "Drei Villen" und am Nachmittag in der Praxis.

"Ich könnte mir gut vorstellen, ständig mit den Heimbewohnern zu arbeiten", gibt sie ihrer Freude über die sichtbaren Erfolge Ausdruck. Und das Leitungsteam der "Drei Villen" ist auch zufrieden. "Dass wir seit Februar das Leistungsspektrum in unserem Haus erweitert haben, trägt Früchte", stellt Pflegedienstleiterin Cornelia Richter fest. Wie so eine junge Frau wie Vicky mit den Senioren umgeht, wie sie diese motiviert und feinfühlig dazu führt, sich wieder zu fordern, soweit das geht, das hat sich die Anerkennung von Heimleiterin Cornelia Guhra verdient.

"Manchmal will man und man kann nicht", entschuldigt sich Gerta Klitzing, als ihr der Ball entgleitet. Und sie hat gleich für alle den richtigen Spruch für die Zukunft parat: "Der Wille und die Kraft haben beide viel geschafft, Und sie werden auch nicht ruh'n und es weiter tun." Damit hat sie es auf mittlerweile 98 Lebensjahre geschafft und macht noch immer einen aktiven Eindruck.

Wenn sie nicht gerade mit Bewegungsübungen beschäftigt ist, bei denen - wie sie sagt - der Körper spürbar Kraft sammelt, liest oder schreibt sie, strickt und stickt und denkt sich Gedichte aus. "Besser konnten wir es gar nicht kriegen", bewertet sie die Betreuung im Lützener Heim, in dem sie seit 1999 lebt und dabei wieder viel Abwechslung gefunden hat.