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Gräfenhainichen Gräfenhainichen: 39-Jähriger stirbt nach einer privaten Feier im Poetenweg

Von MICHAEL HÜBNER 18.05.2009, 18:00

GRÄFENHAINICHEN/MZ. - Die Sonne kämpft sich durch die Wolken und scheint auch in der großen Wohnanlage in der Heidestadt unschuldig. Ein Mann repariert direkt vor dem Plattenbau sein Fahrrad. Die Haustür steht offen, ein Blick in den Flur ist ohne Probleme möglich. Zu entdecken gibt es hier aber am Montagvormittag nichts Außergewöhnliches mehr.

Zwei vorläufige Festnahmen

Und doch hat sich in einer dieser Wohnungen im zweiten Stock, so wird der MZ vor Ort berichtet, in der Nacht zum Sonnabend eine Tragödie abgespielt. Noch immer ist nicht jede Einzelheit geklärt. Manche reden offen und unverblümt von einem Mord. Tatsächlich sprechen einige Indizien noch am Samstagmorgen - das große Polizeiaufgebot fällt auf - zunächst schon für ein Tötungsdelikt, für eine "Körperverletzung mit Todesfolge", wie es später die Dessauer Staatsanwaltschaft juristisch korrekt formuliert.

Praktisch noch am vermeintlichen Tatort werden auch eine Frau und ein Mann "vorläufig festgenommen". Das Duo kommt aber noch am Sonnabend wieder frei. Es fehle der Haftgrund, und die Spurenlage - am Ort des Geschehens sind die Experten der Tatortgruppe des Landeskriminalamtes im Einsatz - deutet offensichtlich schon zu diesem Zeitpunkt immer mehr auf einen Unfall hin. Ein Anfangstatverdacht habe sich inzwischen nicht bestätigt, sagt ein Ermittler am Montag der Mitteldeutschen Zeitung.

Doch die Gerüchteküche brodelt freilich immer weiter. "Es redet doch schon die ganze Stadt darüber", sagt einer zur MZ. Aber es gibt Ausnahmen. Dazu zählt auch der Bastler, der sich mit seinem Drahtesel beschäftigt. "Ich habe nichts gehört und nichts gesehen und das habe ich auch schon der Polizei gesagt", erzählt er. Auch Ermittler haben es offensichtlich mitunter bei der Informationsbeschaffung nicht einfach.

Alkohol ist mit im Spiel

Doch auf der Sonnenseite des großen Gebäudes - hier sind die Balkons - ist eine Herrenrunde weitaus gesprächiger. "Der Tote", sagt einer aus dem Trio und ringt sichtlich um Fassung, "das war mein bester Kumpel." Sein Freund sei erschlagen worden, behauptet er. Und glaubt, auch den vermeintlichen Täter zu kennen. Er habe die Vorbereitungen für die Party am Freitag noch selber gesehen. "Etwa 30 Flaschen Bier und drei Flaschen Hochprozentiges wurden hoch in die Wohnung gebracht", berichtet der Mann. Hier sollte mit der Mieterin eine kleine Party gefeiert werden. Doch die endet in der Nacht plötzlich "mit einem tödlichen Streit um die Frau", ist sich der "Kumpel" sicher. Und er irrt sich offensichtlich gewaltig.

Die Geschichte hat nämlich einen entscheidenden Haken: "Ein Mord hat nicht stattgefunden", sagte am Montagnachmittag auf MZ-Anfrage Oberstaatsanwalt Christian Preissner, der aber eine private Feier mit drei Personen, in der Alkohol in "nicht unerheblichem" Maße geflossen sei, bestätigt.

Im "Nachgang der Fete" sei es zu einem Unfall gekommen. Dabei habe sich ein 39-jähriger Mann die tödlichen Schädelhirnverletzungen zugezogen.

"Es gibt keine Anhaltspunkte für ein Fremdverschulden", so Preissner zum derzeitigen Stand der Ermittlungen, zu der auch die Obduktion zählt. Die Recherchen zur restlosen Aufklärung der Tragödie dauern aber noch an. Derzeit gehen die Ermittler jedoch von einem Sturz aus, bei dem niemand nachgeholfen hat.

Tödlicher Sturz aus dem Fenster

Ein sehr ähnlicher Fall im Poetenweg erregt schon einmal die Gemüter in Gräfenhainichen. Ausgangspunkt ist auch hier eine feuchtfröhliche Party im kleinen Kreis mit sehr viel Alkohol. Dann passiert es: Bei einem Sturz aus dem sechsten Obergeschoss - aus einer Höhe von 13,80 Meter - stirbt 2001 ein Mann. Das Opfer, das allerdings nicht freiwillig springt, verblutet innerlich. Der Fall wird lückenlos aufgeklärt, und die Täter auch vor Gericht gestellt.