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Genscher erlebt Zeitreise

Von RALF BÖHME 27.03.2009, 20:38

HALLE/MZ. - Der Ex-Außenminister, der an dieser Schule, dem heutigen Herder-Gymnasium in der Friesenstraße, lernte und 1946 die Reifeprüfung ablegte, gratulierte Schülern, Lehrern und Eltern mit einer ungewöhnlich einfühlsamen Rede.

Der Wechsel von Rückblick, Ortsbestimmung und Aussicht, vertieft durch zahlreiche persönliche Erinnerungen an die eigene Jugend, sicherten dem 82-Jährigen ungeteilte Aufmerksamkeit der zahlreichen Gäste in der Aula.

Seinen besonderen Respekt zollte Genscher den Lehrern, die sich in ihrer oft nicht einfachen Arbeit seit Generationen dem ersten Schulleiter Georg Hanf verbunden fühlten. Das Credo dieses liberalen Reformpädagogen, dass sich Bildung gleichermaßen an Geist, Charakter und Herz wenden müsse, habe bis heute den humanistischen Charakter der Schule geprägt. "Ich fühle mich hier immer wie zu Hause."

Für Genscher gehört dieses Gymnasium zu den wichtigsten Bestandteilen der traditionsreichen Schulstadt Halle. Dass die in ihrer Geschichte oft umbenannte Schule seit 1990 den Ehrennamen von Johann Gottfried Herder trägt, hält Genscher für eine glückliche Entscheidung. Da treffe sich der freiheitliche Grundcharakter der Stadt mit der ungeheuer reichen Gedankenwelt eines großen Europäers. "Ich glaube, dass der Name Herder-Gymnasium für immer bleibt."

Schulleiterin Monika Käther-Zopf hatte zuvor einen Einblick gegeben, wie die 54 Lehrer und 562 Schüler das Erbe annehmen. Als Vorreiterin agiert die Schule unter anderem beim zweisprachigen Unterricht, der bislang in Sozialkunde und Geschichte stattfindet. Ab Herbst soll dieses Angebot noch erweitert werden.

Riesenapplaus gab es für die mitreißenden Darbietungen des Kammer- und des Kinderchors sowie des Sechstklässlers Tae-Min Hyun am Klavier. Dann erlebten die Gäste eine von Kindern und Jugendlichen in Szene gesetzte Zeitreise durch die wechselvolle Schulgeschichte, die natürlich von den politischen Verhältnissen geprägt war. In den Anfängen der Knaben-Schule spielte das differenzierte Angebot an Sprachen und Kunstunterricht eine wichtige Rolle. Zu DDR-Zeiten erreichte das heutige Gymnasium als Sportschule beachtliche Leistungen.

Sachsen-Anhalts Staatsminister Rainer Robra (CDU) übermittelte die Glückwünsche des Landes. Er hob hervor, dass die Herder-Schüler in Wettbewerben ihr Wissen und ihre Begeisterung für Europa unter Beweis gestellt hätten.