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Roitzschjora Roitzschjora: Todesursache: Kohlenmonoxid

Von MADELEINE HOPPE UND SYLKE HERMANN 08.07.2009, 16:38
Ein junger Mann sitzt auf dem Gelände des Hurricane-Festivals in Scheeßel: Eine junge Frau aus Aken starb bei einem Heavy-Metal-Festival wahrscheinlich an einer Kohlenmonoxidvergiftung. (FOTO: DPA)
Ein junger Mann sitzt auf dem Gelände des Hurricane-Festivals in Scheeßel: Eine junge Frau aus Aken starb bei einem Heavy-Metal-Festival wahrscheinlich an einer Kohlenmonoxidvergiftung. (FOTO: DPA) dpa

ROITZSCHJORA/AKEN/MZ. - Bisher wenigstens. Die 19-Jährige liegt noch im Kreiskrankenhaus Delitzsch. Es geht ihr wieder gut, wie sie selbst sagt.

Das sah vor wenigen Tagen noch anders aus. Am Freitagvormittag wurde sie gemeinsam mit ihrer Freundin Annika vom Notarzt eingeliefert. Caro, eine weitere Freundin - die drei hatten gemeinsam im Zelt übernachtet -, war zu diesem Zeitpunkt schon tot. Ein tragisches Vorkommnis, schrieb die zuständige Polizeidirektion Westsachsen wenig später in einer Information an die Presse. Die Umstände, wie es zum Tod der 23-Jährigen kommen konnte, sind weiter unklar.

Eine Gruppe von neun jungen Leuten hatte sich vergangene Woche in der Nacht von Mittwoch zu Donnerstag auf den Weg nach Roitzschjora gemacht. Ein kleiner Ort im Landkreis Nordsachsen, der immer dann, wenn Deutschlands zweitgrößtes Heavy-Metal-Festival ansteht, von zahlreichen Fans dieser Musikrichtung nahezu belagert wird. 26 000 Besucher wurden dieses Jahr gezählt.

Die Akener hatten sich seit Wochen auf das "With Full Force-Festival" gefreut. Sie konnten es kaum erwarten, die Bands zu erleben - und zu feiern. Bis Sonntag wollten sie bleiben. Dass sie bereits am Freitag nur zu sechst wieder nach Hause fahren würden, hat zu diesem Zeitpunkt niemand ahnen können.

Nach der Ankunft habe man ein bisschen gefeiert und Donnerstag vormittag allmählich damit begonnen, die Zelte aufzubauen, wie sich die MZ von einem der Akener Festivalbesucher erzählen ließ. Den Rest des Tages feierten die Jugendlichen ausgelassen weiter, in Vorfreude auf den nächsten Tag.

Als die 23-jährige Caroline, genannt "Caro", nachts zu den Zelten ihrer Leute zurückgeht, isst sie noch ein paar Würstchen mit den anderen und verschwindet gegen Mitternacht zusammen mit ihren Freundinnen Angélique und Annika im Zelt.

Als Annika am nächsten Morgen aufwacht und bemerkt, dass sie unter Muskelkrämpfen und Übelkeit leidet, klettert sie mühsam aus dem Zelt. Als sie dann noch sieht, dass sich Angélique in der Nacht übergeben haben muss, informiert sie erst einmal die mitgereisten Freunde.

Wie die MZ von einem Augenzeugen erfuhr, holen die jungen Leute die bewegungsunfähige Angélique aus dem Zelt und verständigen sofort den Notarzt, der auf dem Festivalgelände eingesetzt ist. Währenddessen, so vermuten sie, schlief das dritte Mädchen im Zelt, Caro, vermeintlich ungestört weiter. Ein tragischer Irrtum, wie sich wenig später zeigen sollte.

Als der Arzt gegen 11 Uhr am Ort des Geschehens eintrifft, findet er die Studentin regungslos im Zelt vor und kann nur noch deren Tod feststellen.

Am Montag ist die Leiche in der Leipziger Rechtsmedizin obduziert worden. Und wie der Leitende Oberstaatsanwalt der Leipziger Staatsanwaltschaft, Rolf-Uwe Korth, auf MZ-Nachfrage informierte, gehen die Ärzte in ihrem vorläufigen Obduktionsbefund davon aus, dass die junge Frau aus Aken an einer Kohlenmonoxidvergiftung gestorben ist. Angélique, eines der beiden verletzten Mädchen, hat von der Todesursache erfahren, wundert sich aber, wie das sein kann. Schließlich hätten sie doch zu dritt im Zelt geschlafen.

Zum genauen Zeitpunkt des Todes wollte Korth keine Angaben machen. Die näheren Umstände müssten nun im Rahmen eines Ermittlungsverfahrens gegen Unbekannt erforscht werden. Korth bestätigte, dass zusätzliche toxikologische Gutachten angestellt würden und auch weitere kriminaltechnischen Untersuchungen.

Die beiden anderen Mädchen, Annika und Angélique, lagen am Wochenende noch auf der Intensivstation des Kreiskrankenhauses Delitzsch. Wie Angélique der MZ berichtete, haben die Ärzte bei ihr ein Gift im Körper gefunden. Worum es sich dabei genau handele, wüsste sie jedoch nicht. Was sie weiß, ist, dass sie das Krankenhaus bald verlassen kann.