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Zeitz Zeitz: Rätsel um das tote Baby

10.06.2009, 11:17
Bereitschaftspolizisten suchen in Zeitz (Burgenlandkreis) nach Spuren. Ein Spaziergänger hatte an einem kleinen Waldweg in Zeitz ein totes Baby entdeckt. Die Ermittler gehen von einem Tötungsdelikt aus. (Foto: dpa)
Bereitschaftspolizisten suchen in Zeitz (Burgenlandkreis) nach Spuren. Ein Spaziergänger hatte an einem kleinen Waldweg in Zeitz ein totes Baby entdeckt. Die Ermittler gehen von einem Tötungsdelikt aus. (Foto: dpa) dpa-Zentralbild

Zeitz/Halle/dpa. - Sie wollen die Hoffnung nicht aufgeben,doch konkrete Hinweise haben Polizei und Staatsanwaltschaft im Südenvon Sachsen-Anhalt nicht: Ein Jahr nach dem Fund eines toten Babys ineinem Waldgebiet in Zeitz (Burgenlandkreis) ist noch immer nichtklar, wer die Mutter des neugeborenen Jungen ist. Wurde er getötetoder kam er bei einem tragischen Unfall ums Leben? «Gewalteinwirkunggegen den Kopf» lautet die Todesursache - das Neugeborene wurde alsoerschlagen oder zog sich bei einem Sturz tödliche Verletzungen zu.

Ein Spaziergänger hatte den leblosen Körper des Jungen, der aneinem Pfad lag und mit einer Plastiktüte bedeckt war, am Nachmittagdes 4. Juni 2008 entdeckt. Damals war die Hoffnung der Polizei groß,die Mutter des Babys, das nach der Geburt auf jeden Fall lebte,schnell ausfindig zu machen.

Doch anders als in vielen vergleichbaren Fällen kam aus derBevölkerung nicht der entscheidende Hinweis: «Wir haben keineAnhaltspunkte», sagt der Naumburger Oberstaatsanwalt Hans-JürgenNeufang, dessen Behörde weiter wegen Totschlags ermittelt. Bei derLösung des Falls hofft er auf «Kommissar Zufall»: Deshalb werdenpermanent die DNA-Daten des Kindes mit denen von Frauen verglichen,die Straftaten begangen haben.

Wichtigste Ziel der Ermittler ist es, Informationen über dieHerkunft der Mutter des Jungen zu bekommen. «Im Moment haben wir aberzu wenige Eingrenzungsmöglichkeiten», sagt Neufang. Aus diesem Grundsei es nicht möglich, Frauen aus der Region zu einer Speichelprobe zubitten. «Die Großstadt Leipzig ist nicht weit weg - da wäre der Kreisder infrage kommenden Frauen einfach zu groß.»

Möglich sei aber, dass die Herkunft der Mutter noch über eineAnalyse des aufbewahrten Bluts des Babys eingegrenzt werden könnte.Die Untersuchungsmethoden werden immer weiter entwickelt - daraufsetzen die Ermittler. Auch die Menschen in der rund 27 100 Einwohnerzählenden Stadt Zeitz hoffen noch auf eine Klärung des Falls. «Dashat vor einem Jahr für Aufsehen gesorgt. Noch heute sind vieleMenschen betroffen», sagt Stadtsprecher Sebastian Nicolai.

«Als Kriminalist darf man die Hoffnung nie aufgeben. Es wirdwieder Anhaltspunkte geben», sagt der Sprecher der PolizeidirektionSachsen-Anhalt Süd, Siegfried Koch. Doch dass ein Jahr nach demschrecklichen Fund noch immer nicht klar ist, was passierte, seischon außergewöhnlich. «Bisher haben wir solche Fälle meist sehrzügig gelöst.» Wenn nicht innerhalb weniger Tage, dann doch nachwenigen Wochen: So wurde Anfang 2006 in Teutschenthal (Saalekreis)eine 23-Jährige ermittelt, nachdem das von ihr abgelegte Baby einenMonat zuvor an einem Feldweg entdeckt worden war. Die Frau wurde vomVorwurf der Kindstötung freigesprochen. Denn laut Medizinern war derJunge tot zur Welt gekommen. Dies scheint im Fall des toten Babys vonZeitz ausgeschlossen.