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Zeitz Zeitz: Grausiger Fund im Wald

Von Torsten Gerbank 05.06.2008, 07:13
Bereitschaftspolizisten suchen in Zeitz (Burgenlandkreis) nach Spuren. Ein Spaziergänger hatte an einem kleinen Waldweg in Zeitz ein totes Baby entdeckt. Die Ermittler gehen von einem Tötungsdelikt aus. (Foto: dpa)
Bereitschaftspolizisten suchen in Zeitz (Burgenlandkreis) nach Spuren. Ein Spaziergänger hatte an einem kleinen Waldweg in Zeitz ein totes Baby entdeckt. Die Ermittler gehen von einem Tötungsdelikt aus. (Foto: dpa) dpa-Zentralbild

Zeitz/MZ. - "Ich wollte es nicht wahrhaben",sagt Horst G. und holt tief Luft. Wie in Trancehabe er sich am zeitigen Mittwochabend nochzum Hundesportplatz neben Kloster Posa amOrtsrand von Zeitz (Burgenlandkreis) geschleppt.Dort brach es aus ihm heraus. Der schockierteMann berichtete ungläubigen Hundesportlernvon einem grausigen Fund, den er auf dem Wegzum Training gemacht hatte: von einer Babyleiche,zum Teil bedeckt mit einer Plastiktüte. Sielag an jenem Trampelpfad, der den Wanderwegdurch den Fockendorfer Grund mit Kloster Posaund Hundeplatz verbindet. Im Schatten vonLaubbäumen. Hunderte Male ist Horst G. durchdiese Idylle schon gelaufen, nun ist sie fürihn ein Ort des Grauens.

Mehr will der 75-Jährige nicht sagen, vielzu sehr berühre ihn das schreckliche Erlebnis.Und immer hämmert die Frage: Warum? Das fragtsich auch Renate Enke. Die 66Jahre alte Frauwohnt nur ein paar hundert Meter von jenemPunkt entfernt, an dem die Leiche des neugeborenenJungen am Mittwoch entdeckt worden ist. "Ichwar beim Erdbeeren pflücken, als der Hubschrauberam Abend unaufhörlich kreiste", sagt sie.Da habe sie sich schon gedacht, dass etwasSchlimmes passiert sein müsse.

Gestern nun die traurige Gewissheit und einPolizeiaufgebot, wie es Zeitz noch nie gesehenhat. Zwei Hundertschaften der Landesbereitschaftspolizeidurchkämmen im Fockendorfer Grund ein Areal,etwa s>so groß wie vier Fußballfelder. Ausgerüstetmit Suchstangen sehen die Polizisten unterjeden Grashalm, hinter jede Brennnessel inder Nähe des Fundortes. Immer auf der Suchenach irgendetwas, was einen Hinweis auf dieTat und die Mutter des Kindes geben könnte.Taschentücher, Bierflaschen, Papierfetzenlanden einzeln verpackt in Sammeltüten.

"Wir sind auf die kleinste Spur angewiesen",sagt Jörg Bethmann, Pressesprecher des PolizeireviersBurgenlandkreis. Noch in der Nacht zum Donnerstagist das Baby von Ärzten der Rechtsmedizinin Halle obduziert worden. Das Ergebnis: "DasKind hat nach der Geburt gelebt. Es bestehtder Verdacht des Totschlags", erklärte gesternSiegfried Koch, Sprecher der Polizeidirektions>Sachsen-Anhalt Süd. Zur Todesursache gab eskeine Informationen. Das Kind habe nach bisherigenErkenntnissen zwei bis drei Tage in der Naturgelegen. Ob das Baby dort abgelegt wurde,wo es Horst G. gefunden hat, ist nicht sicher.Allerdings deutet laut Polizei nichts daraufhin, dass es dort geboren wurde.

Eine heiße Spur verfolgt die Polizei nochnicht. Die Ermittlungen laufen. Dazu gehörendie Auswertung von Spuren, die Befragung vonBürgern, die am östlichen Stadtrand von Zeitzwohnen. Gesucht wird eine Frau, die bis vorwenigen Tagen schwanger war, und jetzt keinneugeborenes Kind besitzt.

Renate Enke fällte es schwer, ihr Entsetzenin Worte zu kleiden. "Ich kann nicht verstehen,dass eine Mutter ihrem Baby so etwas Schrecklichesantut", sagt sie. Selbst wenn jemand seinKind nicht behalten wolle: "Es gibt doch andereMöglichkeiten - Adoption, Babyklappe", zähltsie auf.

Ob und wann die Mutter des kleinen Jungengefunden wird, bleibt abzuwarten. Nach Auskunftdes Landeskriminalamtes konnten in Sachsen-Anhaltin den vergangenen Jahren alle der Polizeibekannten Fälle geklärt werden, bei denenKinder unter einem Jahr getötet worden sind.

Hinweise an das Polizeikommissariat Zeitz,Telefon 03441-634291, oder an jede anderePolizeidienststelle