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Rechtsstreit um Marathon Rechtsstreit um Marathon: Aus für den Goitzsche-Lauf?

Von Detmar Oppenkowski Und Christian Kattner 02.04.2015, 14:11
Läufer sind unterwegs beim Goitzsche-Marathon.
Läufer sind unterwegs beim Goitzsche-Marathon. archiv/André Kehrer Lizenz

Bitterfeld - Ob der zehnte Goitzsche-Marathon am 3. Mai stattfindet, ist derzeit völlig offen. Hintergrund ist nach MZ-Informationen ein Rechtsstreit zwischen dem halleschen Run e.V. - also dem Laufveranstalter - und der Goitzsche Tourismusgesellschaft (GTG) vor dem Amtsgericht in Halle.

Der Goitzsche-Marathon wurde 2006 vom zweimaligen Marathonolympiasieger Waldemar Cierpinski (Mitteldeutsche Marathon GmbH) - Vater von André Cierpinski - und Peter Junge ins Leben gerufen. Vor Ort wurde die Veranstaltung durch den BSV 2000 unterstützt, dem Junge eine Zeit lang vorstand. Im Jahr 2012 kam es zum Bruch zwischen der Mitteldeutschen Marathon GmbH und dem BSV 2000. Der Vorwurf damals: Während der Verein die ganze Arbeit leiste, kassiere die Gesellschaft die Sponsoren- und Startgelder. Seit 2012 kümmert sich der Run e.V. um die Veranstaltung. Er sitzt in Halle in der Talamtstraße - genau dort, wo auch die Mitteldeutsche Marathon GmbH ihren Sitz hat.

Da ein Teil der Marathonstrecke nach GTG-Angaben über Flächen der Gesellschaft verläuft, haben beide Parteien bereits vor dem Lauf im vergangenen Jahr einen Nutzungsvertrag unterzeichnet. Dieser sah auch eine Gebühr in Höhe von 2 000 Euro vor, die der Verein an die Gesellschaft entrichten sollte. „Dabei handelt es sich aber nicht um einen Wegezoll“, so Geschäftsführer Ingo Jung. „Nach der Flut 2013 haben wir mit viel Geld die kaputten Wege wieder auf Vordermann gebracht - auch für die Laufveranstaltung. Da dieser Marathon eine kommerzielle Veranstaltung ist, fanden wir eine Gebühr gerechtfertigt.“

Wie geht es mit dem Marathon weiter?

Das sieht der Run e.V. offensichtlich anders. Er kündigte den unterzeichneten Vertrag - kurz nachdem die Veranstaltung im vergangenen Jahr über die Bühne gegangen war. André Cierpinski, der nach eigenen Angaben als Geschäftsführer der Mitteldeutschen Marathon GmbH für den Verein als Dienstleister arbeitet, sagt: „Für uns ist nicht klar ersichtlich, welche Grundstücksflächen der Gesellschaft gehören. Zudem nutzen wir auch keine Flächen, sondern die Wege um den See.“

Gegen diese Argumentation verwehrt sich die GTG. Man habe einen notariell beglaubigten Kaufvertrag, der die entsprechenden Flurstücke - auf denen auch einige Wege verlaufen - enthalte. Daher ist der GTG-Anwalt gegen die nachträgliche Vertragskündigung vor Gericht gezogen. Der erste Verhandlungstag fand vergangenen Donnerstag vor dem Amtsgericht in Halle statt. Zu wessen Gunsten das Gericht entscheidet, ist offen.

Stellt sich aber die Frage: Wie geht es mit dem Marathon weiter? Bereits in vier Wochen soll der Jubiläumslauf sein. Dennoch scheint eine kurzfristige Einigung nicht mehr in Sicht. „Weil der Verein den vertraglich festgelegten Verpflichtungen nicht nachgekommen ist, haben wir bereits im vergangenen Jahr mitgeteilt, dass unsere gesamten Flächen nicht mehr zur Verfügung stehen“, so Jung.

Dies umfasse unter anderem alle von der insolventen Entwicklungs-, Betreiber- und Verwertungsgesellschaft (EBV) erworbenen Grundstücke. Das habe man auch den für die Veranstaltung zuständigen Behörden mitgeteilt. Das Landesverwaltungsamt prüft derzeit nach eigenen Angaben diesen Einwand und sagt, dass bei begründeten Zweifeln zugunsten eines Anliegers entschieden werden kann, sprich: Der Lauf fände dann nicht auf Flächen der GTG an der Goitzsche statt.

Wenn aber der gleichnamige Marathon nicht mehr um den See führt, dann ist das für den Run e.V. ein Marketing-Desaster. Nach MZ-Informationen soll der Verein bereits bei Sponsoren für ein Konzept mit neuer Streckenführung geworben haben. Das fand zumindest ein großer Geldgeber nicht überzeugend. Er strich sein bisheriges finanzielles Engagement im fünfstelligen Bereich komplett.