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Köthen Köthen: Lachen mit dem «Tacho-Man»

Von STEFFEN DÖRRE 27.10.2010, 18:30

KÖTHEN/MZ. - Das erste, was einem auffiel, wenn man am Dienstagabend an der Bibliothek auf dem Köthener Markt vorbeiging, war der flotte schwarze Porsche "Cayman" mit fremdem Kennzeichen. Und wer auch den Weg hinein fand, der konnte den stolzen Besitzer - "Tacho-Man" Christian Eisert - erleben, der im Rahmen der deutschlandweiten Campagne "Treffpunkt Bibliothek" lesend unterhielt.

Von unten herab

"Porschefahrer sind Menschen, die von unten auf andere herabsehen", so der gebürtige Berliner, Baujahr '76, der neben dem neuesten Porsche-Buch auch Sachen schrieb wie "Pudel in Aspik", "Das transsexuelle Osterkaninchen", "Wenn Leichen laichen" oder auch "Das Gebiss im Komposthaufen". Was die Titel versprechen, hält auch "Tacho-Man", der gut gefüllte Lesesaal der Bibliothek mutierte fast zur Turnhalle, zumindest was das Lachmuskeltraining anging.

Was Wunder, schreibt Eisert doch auch für Harald Schmidt und andere, die neudeutsch "Comedians" heißen, er schreibt Moderationen für gewisse Nachtprogramme von privaten Sportsendern, "wo eben Frauen Sport treiben und dabei ihre Sachen verlieren", ebenso wie Texte für die Sesamstraße. Und zwischen letztgenannten Formaten läge nicht mal so ein großer Unterschied: "Ob nun Schnecke Finchen was über Ordnung lernen muss oder Schnecke Cheyenne eine neue Stellung ..."

Es wurde viel erzählt und geplaudert auch aus dem medialen Nähkästchen, aber eben auch gelesen. "Nehmen sie bitte ihr Exemplar zur Hand", so die scherzhafte Aufforderung dann irgendwann zu Beginn, als erst einmal der Titel seines neuen Buches erklärt wurde, und zwar dahingehend, dass er nicht recht erklärbar sei. Tacho Man? Oder tachoman? So was wie nymphoman? Oder doch ein literarisches Genre, wie eben der Roman? Egal - auf jeden Fall "stirbt es sich leichter, wenn man sich ein paar Träume erfüllt hat" und dabei eben auch erlebt, wie so ein Auto das Leben verändert.

Kofferräume zum Staunen

Was macht das Auto mit einem? Wie gehen andere damit um? Und ja - wie wirkt so ein Teil denn nun auf Frauen wirklich? Jedenfalls stand der schwarze Flitzer, um den es im vorgestellten neuesten Werk ging, nicht nur in echt vor der Türe, sondern auch in klein auf dem Lesetisch und wurde zwecks der Erklärung technischer Details öfter in die Hand genommen. "Er hat ja vorn und hinten einen Kofferraum", damit mehr Platz als ein Golf, und sorgt dabei nicht nur bei kleinen Jungs für Aufregung und führt bei Papas zu Ratlosigkeiten - "das Auto hat ja gar keinen Motor!" - sondern erregt durchaus auch auf schwäbischen Nudistencampingplätzen gewisse Aufmerksamkeiten. Auch wenn der Besitzer gerade wegen der dort üblichen Kleiderordnung demonstrieren konnte, dass er eigentlich gar keinen Porsche nötig habe.

Es ist sicher nicht unbedingt große Literatur, was Eisert da vorträgt, aber er zeigt durchaus, dass er könnte, wenn er wollte.

Letztlich bleibt er aber eher locker-leicht-humorvoll mit zielgenau gesetzten Worten und pointierten Sätzen, als er die unbekannte osteuropäische Schönheit auf dem abendlich-romantischen Heidelberger Schlossplatz umknicken und ihn so gekonnt in Aufmerksamkeiten und Gespräche verwickeln lässt - auch darüber, wovon denn "alle Frauen" gemeinhin so träumen ... Dass der "versehentlich gekaufte" Porsche auch ihn durchaus zu schlaflosen Nächten und Träumen über seine Mathelehrerin verleitete - "ich war in Mathe immer einer der Besten, zumindest wenn es darum ging, wer am weitesten vom richtigen Ergebnis entfernt ist" - auch das blieb kein Geheimnis.

Dennoch blieb am Dienstagabend mehr als genug Ungelesenes im Buch, als dass es nicht doch lohnen würde, es mal zur Hand zu nehmen.

Eisert, Christian: Tacho-Man (1 Mann, 1 Porsche, 1 Krise und 33 x Tanken), Blanvalet Taschenbuch Verlag, ISBN 978-3-442-37513-4, 256 Seiten, 8,95 Euro.