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Burgenlandkreis Burgenlandkreis: Vertrauensvolle Hilfe für Frauen in großer Not

Von ANKA STOLPER-HEINIKE 21.07.2010, 19:13

HOHENMÖLSEN/MZ. - Silvia Krämer weiß, wie oft Freude und Leid dicht beieinander liegen. Die Sozialarbeiterin mit familientherapeutischer Zusatzausbildung leitet seit 20 Jahren die Schwangerschaftsberatungsstelle des Kreisverbandes Burgenlandkreis Hohenmölsen / Zeitz / Weißenfels der Arbeiterwohlfahrt (Awo) in Hohenmölsen. Und dabei hat sie viele schöne aber auch sehr traurige Momente erlebt.

Das erste Geschäftsfeld der Awo in Hohenmölsen, die in diesem Jahr ihr 20. Gründungsjubiläum begeht, war die Beratungsstelle im Alten- und Pflegeheim in der Clara-Zetkin-Straße. Seit deren Eröffnung kümmert sich Silvia Krämer um große und kleine Sorgen schwangerer Frauen und derer Familien. Damals wie heute richtet sich das Angebot der Awo an alle, die grundsätzliche Fragen zur Schwangerschaft, Familienplanung und Sexualberatung haben, die sich im Entscheidungsprozess für oder gegen das Fortsetzen einer Schwangerschaft befinden und die nach dieser Entscheidungsfindung kompetente Hilfe, Begleitung und Unterstützung wünschen. Der Service der Awo-Schwangerschaftsberatungsstelle ist, wie auch bei den Beratungsstellen der Diakonie und von Pro Familia in Zeitz und des DRK Weißenfels, kostenfrei.

"Wir werden regelmäßig auf Kompetenz und inhaltliche Schwerpunkte überprüft", betont Silvia Krämer, die selbst jede Gelegenheit auf Zusatzausbildungen und Schulungen nutzt, um bei der Betreuung der Ratsuchenden möglichst wirkungsvoll helfen zu können. Gern erinnert sie sich an die Anfänge ihrer Tätigkeit 1991. Damals habe sie im Hamburger Familienplanungszentrum der Arbeiterwohlfahrt lange hospitiert. "Da habe ich unheimlich viel mitgenommen", sagt die Sozialarbeiterin. Noch heute fasziniere sie, wie eng die Beratungsstelle dort mit Frauenärzten, Hebammenpraxen, Jugendämtern, Elterngeldstelle und Arbeitsamt zusammengearbeitet hat. Das habe sich dann mit den Jahren auch im Burgenlandkreis gut entwickelt, schätzt Silvia Krämer ein.

Kostenfrei und auf Wunsch anonym, auch per Telefon zu nutzen sei die Schwangerenberatung. "Wir unterliegen der gesetzlich vorgegebenen Schweigepflicht, betont Silvia Krämer, selbst Mutter zweier erwachsener Kinder. Sie erzählt, dass sich die Inhalte der Arbeit der Beratungsstelle in den zurückliegenden zwanzig Jahren sehr verändert haben. In den Anfangsjahren sei es in erster Linie um Konfliktberatung und um die Frage nach Abbruch oder Nichtabbruch der Schwangerschaft gegangen. Heute würden Betroffene eher nach familienfördernden Leistungen fragen, so Silvia Krämer. "Viele erkundigen sich nach den Regelungen des seit 2006 gesetzlich geregelten Elterngeldes. Seit das Sparpaket der Bundesregierung auf den Weg gebracht wurde, kommen immer mehr junge Frauen und fragen, ob auch sie davon unmittelbar betroffen sind", erzählt sie.

Dabei kämen die Rat und Hilfe suchenden aus allen Bevölkerungsschichten, aus sozial schwachen aber auch wohlhabenden Familien mit hohem Bildungsgrad. "Selbst junge Ärztinnen und Lehrerinnen sind verunsichert", sagt Silvia Krämer. Die 47-Jährige vermittelt ihren Klienten nicht nur weitere Ansprechpartner, sondern auch finanzielle Hilfen über die Bundesstiftung Mutter und Kind oder die in Magdeburg ansässige Landesstiftung "Familie in Not".

Manchmal sei die Not deren, die bei ihr erscheinen und zu denen sie auf Wunsch auch in dringenden Fällen nach Hause kommt, sehr groß, versichert die Awo-Sozialarbeiterin. "Da geht es um Sorgen und Ängste, die manchen kaum einen Ausweg sehen lassen. Eine vertrauensvolle und neutrale Atmosphäre wie bei uns wird dann geschätzt und regelrecht gesucht", berichtet Silvia Krämer. Auch heute noch gebe es den Wunsch nach einer anonymen Geburt, möglichst in einem Krankenhaus außerhalb des Burgenlandkreises. Auch da helfe und vermittle sie. "Je größer die Probleme, umso größer ist die Freude, wenn die Kinder da sind", findet Silvia Krämer und blickt auf die Fotos von Müttern oder Vätern mit ihren Babys. Auch nach 20 Jahren Arbeit ist sie sich sicher - die Schwangerenberatungsstelle wird gebraucht.

Die Beratungsstelle ist via E-Mail erreichbar unter der Adresse

[email protected]