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Harzkreis Harzkreis: Anschlag mit Ansage

Von Hendrik Kranert-Rydzy und Antonie Städter 10.11.2011, 16:19

Ballenstedt/Magdeburg/MZ. - Der Amoklauf einer 13-jährigen Schülerin am Mittwoch in einem Gymnasium in Ballenstedt (Harzkreis) ist nach Erkenntnissen des Magdeburger Innenministeriums geplant gewesen: "Die Ermittlungen haben ergeben, dass das Mädchen die Taten per SMS und in mehreren sozialen Netzwerken angekündigt hat", sagte Innenminister Holger Stahlknecht (CDU). Seit Dienstagnachmittag habe die Achtklässlerin ihr Vorhaben auf diesem Weg in unmissverständlicher Weise bekanntgegeben. Nun werde geprüft, wer davon wusste. Zu den Inhalten der Ankündigungen wollte er aus ermittlungstaktischen Gründen nichts sagen. Der Amoklauf war glimpflich ausgegangen. Eine Lehrerin erlitt laut Polizei einen Schock. Die 400 Schüler und 40 Lehrer der Schule wurden in Sicherheit gebracht, der Unterricht abgebrochen.

Nach bisherigen Erkenntnissen hatte das Mädchen gegen 7.45 Uhr zwei Brände in Flur und Treppenhaus der Schule gelegt. Die Feuer konnten laut Polizei nach Auslösung der Rauchmelder sehr schnell vom Hausmeister und Lehrern gelöscht werden. Allerdings sei die Rauchentwicklung erheblich gewesen. Offenbar plante die Schülerin im Anschluss, Mitschüler oder Lehrer mit mehreren mitgebrachten Messern und einer Axt zu verletzten. "Das wird ein Amoklauf", habe sie auf dem Schulhof gerufen, berichtete der Vizepräsident der Polizeidirektion Nord, Günter Romanowsky. Schlimmeres konnte die herbeigerufene Polizei vor Ort aber abwenden. Den Beamten sei die Schülerin aufgefallen, weil sie mit einem Messer in der Hand neben den Evakuierten gestanden habe. Auf Nachfrage habe sie eingeräumt, die Feuer gelegt zu haben, und sich ohne Widerstand in Gewahrsam nehmen lassen. In ihrem Rucksack fanden die Beamten dann weitere Messer, darunter lange Brotmesser, sowie eine 30 Zentimeter lange Axt. Zum Feuerlegen habe das Mädchen zwei Flaschen mit brennbaren Flüssigkeiten sowie mehrere Feuerzeuge mit in die Schule gebracht.

Das Motiv der 13-Jährigen blieb bis zum Abend unklar. Sie sei wiederholt durch "psychische Instabilität" aufgefallen, sagte Kultusminister Stephan Dorgerloh (SPD). Zudem habe sie sich in der Schule "sehr um Aufmerksamkeit bemüht". Darüber hinaus gebe es Hinweise auf familiäre Probleme. Das Kind, dessen Eltern getrennt leben, befand sich am Abend noch in einer psychiatrischen Klinik.

Dorgerloh erklärte, dass der Unterricht am Donnerstag wieder aufgenommen wird, um soweit wie möglich wieder schulische Normalität herzustellen. Dieser werde mit Klassenleiterstunden beginnen, in denen über das Geschehene gesprochen werden kann. Psychologen der Schulverwaltung seien weiter vor Ort. Am Mittwoch hatten sich mehrere Schulpsychologen und Kriseninterventionsteams der Polizei um Schüler und Lehrer gekümmert. Am Donnerstag und in den nächsten Tagen werde die Polizei "wegen des subjektiven Sicherheitsempfindens" an der Schule Präsenz zeigen, kündigte Stahlknecht an.

Beide Minister lobten das umsichtige Handeln des Schulpersonals: "Die Schule hat sich sehr vorbildlich verhalten", sagte Dorgerloh. Vergleichbare Vorkommnisse habe es in Sachsen-Anhalt noch nicht gegeben.