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Hochwasser Hochwasser: Sachsen geht in braunen Fluten unter

03.06.2013, 06:43
Einsatzkräfte der Feuerwehr fahren am 02.Juni 2013 im nördlich von Chemnitz gelegenen Penig mit einem Schlauchboot an einem Wohnhaus vorbei, an dem eine Hochwasserwassermarke der Zwickauer Mulde von der Rekordflut aus dem Jahre 2002 zu sehen ist.
Einsatzkräfte der Feuerwehr fahren am 02.Juni 2013 im nördlich von Chemnitz gelegenen Penig mit einem Schlauchboot an einem Wohnhaus vorbei, an dem eine Hochwasserwassermarke der Zwickauer Mulde von der Rekordflut aus dem Jahre 2002 zu sehen ist. dpa Lizenz

Grimma/Zwickau/dpa - Das Hochwasser in Sachsen hat am Montag katastrophale Ausmaße angenommen. Flüsse und Bäche treten über die Ufer, Dörfer und Städte wie Grimma und Döbeln werden überschwemmt. In sieben Landkreisen gilt Katastrophenalarm. Entlang der Elbe wird wegen des extremen Hochwassers in Tschechien noch mit dem Schlimmsten gerechnet. Der Montag im Überblick:

GRIMMA: Die Stadt an der Mulde wird zum zweiten Mal seit 2002 Opfer der Fluten. „Das haben wir alles schon gesehen und alles schon erlebt“, sagt eine Rentnerin. Wieder steht das braune Wasser in den Gassen der Altstadt. 2500 Menschen mussten ihre Häuser verlassen. „Zwei Jahrtausendhochwasser in elf Jahren - das ist einfach zu viel“, sagt Bürgermeister Matthias Berger (parteilos). Die Grimmaer seien resigniert. „Die ganzen privaten und öffentlichen Investitionen der vergangenen Jahre sind dahin“, sagt er. Eine halbe Milliarde Euro sei seit der Jahrhundertflut 2002 in den Wiederaufbau gesteckt worden. Berger: „Wir sind gar nicht in der Lage, alle zehn Jahre unsere Stadt neu aufzubauen.“

PEGAU: Die Weiße Elster ist im Landkreis Leipzig außer Rand und Band. Am Pegel Kleindalzig gilt Alarmstufe 4. „Da sich die Hochwasserlage im Gebiet der Weißen Elster weiterhin zuspitzt, wird die Evakuierung der Ortslagen entlang der Weißen Elster von Pegau Wiederau bis Kleindalzig geleitet“, teilt das Landratsamt mit. Die Bundeswehr ist auf den Deichen zur Unterstützung im Einsatz, Hubschrauber knattern über das Hochwassergebiet. Einige vom Wasser eingeschlossene Menschen müssen aus der Luft gerettet werden. Die Stadt Leipzig rüstet sich für weiter steigende Wasserstände der Weißen Elster. Der Zwenkauer See wird mit Flusswasser geflutet, um die Stadt zu schützen.

EILENBURG: In einer Eilenburger Grundschule haben 170 Menschen die Nacht verbracht, davon sind die Hälfte Einwohner eines Pflegeheims. Eine junge Frau fragt am Montag mit tränenerstickter Stimme, ob sie für sich und ihre zwei Kinder eine Notunterkunft haben könnte. Jedoch hat sie zwei Hunde dabei - und die dürfen nicht mit rein. Eine Helferin sagt, sie sei nachts kurz zu Hause gewesen: „Aber ich konnte eh nicht schlafen. Das Herz bubbert zu doll.“ Eilenburg droht trotz eines aufwendigen Hochwasserschutzes eine Überschwemmung. Bürgermeister Hubertus Wacker sagt: „Ich habe mir immer eingeredet, Eilenburg sei die erste hochwassersichere Stadt, aber ich muss am Ende einsehen: Die Natur ist nicht berechenbar.“

BAD SCHANDAU: Auf dem Marktplatz von Bad Schandau in der Sächsischen Schweiz versuchen Anwohner und Geschäftsleute am Montag, ihre Gebäude hochwasserfest zu machen. Sie stellen Aluminium-Spundwände auf. Prognosen zufolge wird die Elbe die Stadt an der deutsch-tschechischen Grenze überfluten, drei Meter hoch soll das Wasser dann auf dem Marktplatz stehen. Das ist fast so hoch wie bei der Jahrhundertflut 2002. Die Stimmung in der Stadt schwanke zwischen Wut, Resignation und Sorge, sagt Bürgermeister Andreas Eggert.

CHEMNITZ/ZWICKAU: Aufatmen in Südsachsen. Die Wasserstände der Chemnitz, der Zwönitz und der Mulde gehen zurück, der Dauerregen der vergangenen Tage hört endlich auf. Nach den Evakuierungen in Crossen und Schlunzig am Sonntag können die Menschen wieder in ihr Zuhause in den Zwickauer Ortsteilen zurückkehren. Die Deiche seien zwar durchweicht, aber stabil, teilt die Stadt mit. Und: Gute Aussichten kommen vom Deutschen Wetterdienst: Meteorologe Helmut Malewski sagt, in den nächsten Tagen sei in den östlichen Bundesländern nur noch vereinzelt mit kurzen Schauern und Gewittern zu rechnen.