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Saalekreis Saalekreis: Lehrerstreik trifft auch den Süden

Von Dirk Skrzypczak 27.02.2013, 19:27
Lehrerinnen demonstrieren
Lehrerinnen demonstrieren dpa Lizenz

Merseburg/MZ - In Halle und dem nördlichen Saalekreis fällt heute an vielen Schulen zwischen 7 und 11 Uhr der Unterricht aus - weil Lehrer streiken. Der Arbeitskampf trifft allerdings auch zahlreiche Kinder und Jugendliche aus dem Südkreis, die Schulen in Halle besuchen. Nach Angaben der Kreisverwaltung lernen aktuell 625 Mädchen und Jungen aus dem Saalekreis an Bildungseinrichtungen in Halle. Hinzu kommen ?1?000 Berufsschüler. Wie viele von ihnen im Altkreis Merseburg-Querfurt wohnen, konnte die Verwaltung aber nicht sagen. Sorgen, dass die Schüler womöglich vor verschlossenen Häusern stehen könnten, muss aber niemand haben. „Die Betreuung ist an allen Schulen gesichert“, erklärte ein Sprecher des Kultusministeriums der MZ.

Unterdessen bereiten sich die Schulen auch im südlichen Saalekreis auf den 5. März vor. Am kommenden Dienstag sollen alle Einrichtungen bestreikt werden - zumindest von jenen Pädagogen, die in der Gewerkschaft für Erziehung und Wissenschaft (GEW) organisiert sind. GEW-Vorsitzender Thomas Lippmann aus Petersberg, selbst Mitglied im Kreistag, rät allen Eltern, rechtzeitig das Gespräch mit der Schule zu suchen. „Die Kollegen, die sich am Arbeitskampf beteiligen, werden nicht in der Schule sein. Das heißt, dass die anderen Lehrkräfte die Betreuung absichern müssen“, meinte Lippmann. Mitunter könnte es dadurch zu Problemen kommen, weil Personal fehle. „Es kann ratsam sein, die Kinder lieber gleich zu Hause zu lassen“, sagte Lippmann.

Günter Sachse (SPD), Vorsitzender des Bildungsausschusses im Kreis und selbst Lehrer, sieht dennoch die Schulen in der Pflicht. „Es kann und darf nicht sein, dass Häuser die Betreuung von Kindern verweigern. Um es mal überspitzt zu formulieren: Zur Not muss der Hausmeister mit aushelfen.“

Möglicherweise sind die Sorgen aber unbegründet. So sind beispielsweise am Herder-Gymnasium in Merseburg nur wenige Lehrer auch tatsächlich in der GEW organisiert. Andere gehören dafür dem Philologenverband an oder sind Beamte. Sie werden nicht in den Streik eingreifen. „Deshalb sehe ich für unser Haus auch keine akuten Probleme“, sagte Schulleiter Jürgen Ruscher. Der CDU-Politiker befürwortet ansonsten das Ringen der Gewerkschaft um höhere Löhne. „Es ist ungerecht, wenn es für die gleiche Arbeit nicht das gleiche Geld gibt.“

Ruscher kritisierte die unterschiedliche Tarifautonomie im öffentlichen Dienst. Während die Angestellten von Bund und Kommunen in einem Boot sitzen, haben die Länder die einheitliche Tarifgestaltung vor Jahren verlassen, um Geld zu sparen. „Aus meiner Sicht müssen wir zu der Regelung zurück, dass für alle Staatsbediensteten die gleichen Bedingungen gelten“, sagte Ruscher.

GEW-Chef Lippmann weist unterdessen darauf hin, dass Lehrer, die sich nicht im Ausstand befinden, auch nicht die Arbeit der Streikenden übernehmen dürfen. Im Klartext: eine allgemeine Betreuung ist als Vertretung erlaubt, Unterricht hingegen nicht. Die GEW will am Mittwochvormittag mit Lehrern zu einer Kundgebung vor das Rathaus in Halle ziehen. Welche Aktionen am 5. März geplant sind, stand am Dienstag noch nicht fest.

„Es kann ratsam sein, Kinder zu Hause zu lassen“, meint Gewerkschafts-Chef Thomas Lippmann.
„Es kann ratsam sein, Kinder zu Hause zu lassen“, meint Gewerkschafts-Chef Thomas Lippmann.
Jens Wolf Lizenz