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1998: Mandy aus Halle 1998: Mandy aus Halle: Spurlos verschwunden

Von Silvia Zöller 11.12.2013, 10:14
Ergebnislos suchten Polizeieinheiten am Hufeisensee nach der vermissten Mandy Schmidt.
Ergebnislos suchten Polizeieinheiten am Hufeisensee nach der vermissten Mandy Schmidt. Archiv/Lutz Winkler Lizenz

Halle (Saale)/MZ - Jedes Jahr werden in Deutschland rund 6 000 Kinder als vermisst gemeldet. Die meisten dieser Fälle werden in kürzester Zeit geklärt - nicht so der Fall Mandy Schmidt aus Halle. Die 13-Jährige war am 11. April 1998 gegen 14 Uhr zum letzten Mal an einer Tankstelle an der Dieselstraße gesehen worden. Ohne zu sagen, wohin sie will, hatte das Mädchen zuvor die Wohnung verlassen. Die Suche im Stadtgebiet mit Hubschraubern, das Durchkämmen der Dölauer Heide und die Suche über Plakate blieb erfolglos - bis heute. „Es wurde nie eine Leiche gefunden“, sagt Staatsanwalt Klaus Wiechmann.

Dennoch gab es keinen Monat später eine Festnahme: Der damals 24-jährige Schwager von Mandy hatte gestanden, das Kind sexuell missbraucht zu haben. Sein roter Kadett war es, in den Mandy am 11. April 1998 eingestiegen und später nach Angaben des Mannes wieder ausgestiegen war. Spuren im Auto bewiesen, dass es dort zum Sexualverkehr zwischen den beiden gekommen sein muss: Mandys Haare waren im Kofferraum des Wagens gefunden worden. Für den sexuellen Missbrauch wurde der Mann zu einer zweijährigen Bewährungsstrafe verurteilt. Dass der Schwager mit dem Verschwinden der 13-Jährigen etwas zu tun hat, konnte nie bewiesen werden.

Noch während des Prozesses gegen den 24-Jährigen durchkämmte eine Hundertschaft der Polizei das Areal am Hufeisensee. Ob Mandys Schwager in der Verhandlung einen Hinweis gegeben hatte oder sich in Widersprüche verwickelt hatte, wurde nicht bekannt: Die Verhandlung lief unter Ausschluss der Öffentlichkeit.

Obwohl die Genstruktur aller Leichenfunde bundesweit seither mit der DNA des Mädchens verglichen worden sind und nach Hinweisen an verschiedenen Orten gesucht wurde, gab es keinerlei Treffer. Hinweise dagegen gab es zuhauf: Beispielsweise wurde auch in einer Fernsehsendung im September 1998 nach Mandy gesucht. Über 30 Hinweise gingen danach bei der Polizei ein. Zuschauer wollten das Mädchen in Berlin, Bielefeld und Hamburg gesehen haben. Greifbare Ergebnisse gab es jedoch nicht. Sogar eine komplette Gartenanlage wurde mit Bodenradar abgesucht - ohne allerdings neue Erkenntnisse zu gewinnen. Auf einen anonymen Hinweis hin wurde im Februar 2000 der Sandersdorfer Busch bei Bitterfeld von Hundertschaften durchsucht. Angeblich sollte dort die Leiche des Mädchens, so der Tipp, liegen. Gefunden wurde nichts.

Auch weitere Spuren erwiesen sich als falsch. So wurde zeitweise angenommen, dass Mandy zur Kinderprostitution gezwungen worden sein könnte. Vier Jahre nach dem Verschwinden von Mandy tauchten im Internet Fotos auf. Tatsächlich hatte das Mädchen auf den Bildern große Ähnlichkeit mit Mandy, aber nach den Ermittlungen des Bundeskriminalamtes soll es sich definitiv nicht um die Hallenserin gehandelt haben.

Die Familie von Mandy Schmidt hatte ihre Tochter schließlich für tot erklären lassen. Im September vergangenen Jahres erließ das Amtsgericht Halle eine entsprechende Erklärung, die auch die Staatsanwaltschaft in den Akten hat. Doch damit ist der Fall nicht abgeschlossen. „Das Verfahren ruht deswegen nicht. Irgendwann findet man immer eine Leiche“, sagt Staatsanwalt Wiechmann.

Durch neue Methoden des DNA-Nachweises gebe es heute andere Möglichkeiten als früher. „Deswegen geben wir die Hoffnung nicht auf“, sagt Wiechmann. Das Erbgut des Mädchens wurde anhand ihres Kammes und ihrer Zahnbürste gesichert. Und so könnte auch noch nach Jahren sicher festgestellt werden, ob eine gefundene Leiche die von Mandy Schmidt ist.

Wie auch in anderen ungelösten Fällen wird die Akte Mandy Schmidt von Zeit zu Zeit von einem bislang nicht mit dem Fall beschäftigten Ermittler durchgesehen - zuletzt 2007/2008. So hofft man, einen neuen Anhaltspunkt, eine nicht beachtete Frage oder einen Widerspruch zu entdecken, der neu ermittelt werden muss.

Mandy Schmidt
Mandy Schmidt
Archiv/MZ Lizenz