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Nach Hochwasser in Zeitz Nach Hochwasser in Zeitz: OB Kunze nennt Russland-Reise einen Fehler

17.06.2013, 13:02
Zeitzer Oberbürgermeister Volkmar Kunze (FDP)
Zeitzer Oberbürgermeister Volkmar Kunze (FDP) MZ Lizenz

Zeitz/MZ - In Zeitz herrschte Ausnahmezustand. Das Hochwasser der Weißen Elster hat den Menschen Leid und Verluste beschert, die Wirtschaft hart getroffen. Und der Oberbürgermeister Volkmar Kunze (FDP) ist nach Russland geflogen (siehe „Erst Uljanowsk, dann Moskau“). Das hat die Menschen erzürnt, sie sind enttäuscht, fühlten sich alleingelassen. Forderungen nach Rücktritt wurden laut. Seit Montag ist Kunze wieder im Dienst. Die MZ-Redakteure Torsten Gerbank und Angelika Andräs sprachen mit ihm.

Musste die Reise unbedingt sein?

Kunze: Sie war zwar lange geplant. Aber es hätte Zeitz nicht geschadet, wenn ich nicht geflogen wäre.

Sie haben also falsch entschieden, als sie sich ins Flugzeug gesetzt haben?

Kunze: Ja, es war eine Fehlentscheidung.

Wie konnte Ihnen dieser Fehler unterlaufen?

Kunze: Ich war an dem Freitagabend völlig erschöpft, hatte aufgrund des Hochwassereinsatzes, den ich über Tage geleitet habe, nachts nur wenige Stunden geschlafen. Ich habe nur noch vom Wasser geträumt. Außerdem glaubte ich, für Zeitz alles geordnet zu haben, so dass es auch mal ohne mich gehen konnte. Auch, weil ich volles Vertrauen in meine Verwaltungsmitarbeiter habe. Die moralische Seite habe ich nicht genügend bedacht.

Wie fühlen Sie sich jetzt?

Kunze: Miserabel, ich finde noch nicht zu mir zurück.

Haben Sie schon in Russland ihre Entscheidung bereut?

Kunze: Ja. Und mir war schon dort zum Heulen zumute, als mir der Fehler bewusst wurde.

Hätten Sie nicht einfach zurückkommen können?

Kunze: Nein - und das war für mich schlimm, es ging einfach nicht. Es gab keinen Flug für mich. Ich habe es versucht. In der Chartermaschine aus Uljanowsk zurück war für mich kein Platz gebucht. Weil Moskau ja auf dem Plan stand.

Werden Sie sich bei den Zeitzern entschuldigen?

Kunze: Ja, ich werde mich öffentlich entschuldigen, zur Stadtratssitzung am Donnerstag. Zunächst habe ich an jene Stadtratsmitglieder, von denen ich die Adressen hatte, eine E-Mail geschickt und mich bei ihnen entschuldigt.

Es gab bereits Bürger, die Ihren Rücktritt gefordert haben. Ist das für Sie eine Option?

Kunze: Ich werde nicht zurücktreten, dazu sehe ich keinen Grund. Aber, wie ich schon gesagt habe: Ich werde mich ehrlichen Herzens bei den Menschen entschuldigen.

Trotzdem, bei den Wählern dürfte eine gehörige Portion Vertrauen verloren gegangen sein. Wie wollen sie das wiedergewinnen?

Kunze: Durch konkretes Handeln beim Wiederaufbau der Stadt. Ich hoffe auch, dass man nicht alles, was ich in den vergangenen Jahren für Zeitz getan habe, mit Füßen tritt. Ich bitte einfach auch dafür um Akzeptanz, dass ich menschlich, in einer besonderen Situation, einmal gefehlt habe. Ich lebe und arbeite für Zeitz. In den letzten vier Jahren habe ich nie private Dinge in den Vordergrund gestellt.

Haben Sie nicht trotzdem Angst davor, dass doch ein Abwahlverfahren angestrebt wird?

Kunze: Über ein Abwahlverfahren möchte ich nicht nachdenken. Ich will meine Arbeit machen, und das heißt Wiederaufbau. Natürlich geht es auch um Baustellen, die uns schon länger begleiten und wo es immer wieder Probleme gibt.

Trotz allem, der Gang zum nächsten Stadtrat wird gewiss ein schwerer...

Kunze: Ja, das wird ein schwerer Gang. Weil ich auch weiß, dass ich noch so viel berichten kann, was ich gemacht habe, es wird niemanden interessieren. Vielleicht noch im Stadtrat. Aber die Bürger, die sich mit einer Meinung festgelegt haben, dürften auch nur begrenzt für Argumente zugänglich sein.

Die Sondersitzung des Stadtrates beginnt am Donnerstag, 20. Juni, 17 Uhr im Friedenssaal des Rathauses.