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Kinderpornografie Kinderpornografie: Priester muss sich vor Vatikan verantworten

Von Detmar Oppenkowski 08.04.2013, 08:43
Der Angeklagte im Verhandlungssaal des Amtsgerichtes Bitterfeld-Wolfen. In der Wohnung des katholischen Geistlichen waren bei einer Durchsuchung rund 4000 Bilddateien mit Kinderpornografie entdeckt worden.
Der Angeklagte im Verhandlungssaal des Amtsgerichtes Bitterfeld-Wolfen. In der Wohnung des katholischen Geistlichen waren bei einer Durchsuchung rund 4000 Bilddateien mit Kinderpornografie entdeckt worden. dpa Lizenz

Zeitz/Bitterfeld/MZ - Vor Scham versteckt der katholische Priester das Gesicht hinter seinen Händen im Verhandlungssaal des Amtsgerichts Bitterfeld. Mindestens 4 000 Bilddateien mit kinderpornografischem Inhalt hatte der Geistliche auf einer externen Computerfestplatte gespeichert - und unter seinem Bett versteckt. Aufgeflogen ist der ehemalige Vikar der katholischen Pfarrei „Edith Stein“ Wolfen-Zörbig, der auch vier Jahre in Zeitz tätig war, als europaweit gegen Kinderpornografie ermittelt wurde. Auch seine Kreditkartennummer tauchte dabei auf. Daher wurde die Zörbiger Wohnung, wo der 40-Jährige als Seelsorger arbeitete, am 22. November 2011 durchsucht, Beweismittel wurden sichergestellt und ausgewertet.

Viele geordnete und sortierte Bilder

„Die vorgefundene Menge an Bildern war mehr als gewöhnlich, erheblich mehr“, so Kriminaloberkommissar Uwe Rau. Und: Durch den Abgleich mit Datenbanken des Bundeskriminalamtes, wo bereits indizierte Fotos einen „Daumenabdruck“ erhalten haben, und die direkte Auswertung bestätigte sich, dass die Dateien sexuelle Missbrauchshandlungen an Kindern beinhalteten. Zudem sei eine Ordnerstruktur zu erkennen gewesen, sprich: Der Priester hat die kinderpornografischen Fotos katalogisiert.

Dem Bistum Magdeburg sind derzeit über einen Zeitraum von mehr als sechzig Jahren - mit dem ehemaligen Zörbiger Vikar - 13 Beschuldigte bekannt, denen sexuelle Gewalt oder Besitz von jugend- beziehungsweise kinderpornografische Schriften nachgewiesen werden konnte. Neun der Beschuldigten sind oder waren Priester. Vier sind bereits verstorben.

Auch ein „Tauschbörsensystem“ sei auf dem Rechner installiert gewesen. Damit kann man nach Filmen sowie Fotos suchen und sie herunterladen. Das alles zeige, dass das „nicht einfach so passiert ist“, so Staatsanwältin Dörte Dreier. „Sondern die Bilder wurden gezielt gesucht, fleißig gesammelt und sortiert.“ Dazu stellt Strafrichter Stefan Wilke fest: „Das, was dort zu sehen ist, ist kein schöner Anblick. Mich beklemmt es.“ Und: Die Anzahl der Bilder beschränkt sich nicht auf die 4 000 verbotenen Dateien, sondern an diesem Punkt hörten die Ermittler auf, die Bilder auf der Festplatte zu zählen.

Bereits vor diesen Ausführungen hatte der Priester über seinen Rechtsanwalt Alexej Danckwart ein vollumfängliches Geständnis gemacht. Der Anwalt verwies zudem darauf, dass sich sein Mandant einer Therapie unterzogen habe. Auch daher blieb der Richter in seiner Urteilsverkündung unter den Forderungen der Staatsanwaltschaft und verhängte eine Freiheitsstrafe von einem Jahr auf Bewährung. Zudem muss der Geistliche 2 400 Euro an den Kinderschutzbund überweisen. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig.

Der katholische Geistliche trat 2005 seine erste Stelle als Vikar in der katholischen Pfarrgemeinde St. Peter und Paul Zeitz an. Der damals 33-Jährige war nach mehreren Stationen wie Pastoralkurs, Diakonweihe, Gemeindepraktika nach der Weihe zum Priester zu Pfingsten 2005 der jüngste Priester des Bistums Magdeburg. In Zeitz hatte er sich gut eingearbeitet und war beliebt. Von Zeitz ging er 2009 nach Zörbig.

Rom entscheidet nun über ihn

Er muss sich nun einem kirchenrechtlichen Verfahren unterziehen. „Es wird jetzt eine innerkirchliche Befragung geben“, sagt der Sprecher der Bistums Magdeburg, Thomas Lazar. „Die letzte Instanz ist dann der Vatikan in Rom. Er wird über die berufliche Zukunft des Priesters entscheiden.“

Der Beschuldigte ist vom Bistum beurlaubt worden und lebt derzeit im Franziskanerkloster Halberstadt.