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Ballenstedt Ballenstedt: «Dass ein Kind so weit geht»

Von HOLGER HADINGA UND KERSTIN BEIER 09.11.2011, 17:48
Rund 400 Schüler und 40 Lehrer mussten binnen weniger Minuten aus der Gefahrenzone gebracht werden. Schulpsychologen und das Kriseninterventionsteam der Polizei kümmerten sich um sie.
Rund 400 Schüler und 40 Lehrer mussten binnen weniger Minuten aus der Gefahrenzone gebracht werden. Schulpsychologen und das Kriseninterventionsteam der Polizei kümmerten sich um sie. CHRIS WOHLFELD Lizenz

BALLENSTEDT/MZ. - "Es ist traurig, dass ein Kind so weit geht." Der Ballenstedter Stadtfeuerwehrleiter André Waligora kann seine Empfindungen kaum in Worte fassen. Als er gemeinsam mit seinen Feuerwehrkameraden aus Ballenstedt und Badeborn am Mittwochmorgen zum Einsatz gegen 7.50 Uhr gerufen wurde, da ahnte er noch nichts davon, dass dieser mit einem versuchten Amoklauf in Zusammenhang stand. Eine 13-jährige Schülerin hatte im Wolterstorff-Gymnasium zwei Brandsätze geworfen und Mitschüler mit einem Beil bedroht. Alle Schüler blieben unverletzt.

Wenige Minuten später hatte Waligora erfahren, dass ein Brand in der Schule ausgebrochen war. "Wir waren einigermaßen beruhigt als wir hörten, dass sich zu dem Zeitpunkt schon niemand mehr in der Schule befand", sagt er nach dem Einsatz und schildert, dass das Feuer an zwei Stellen jeweils im Erdgeschoss und im Bereich der Fluchtwege ausgebrochen war. "Der Hausmeister und einige Lehrer hatten das Feuer schon mit Feuerlöschern bekämpft, wir mussten nur noch nachlöschen", erklärt er und fügt hinzu: "Es haben alle viel Glück gehabt, die Brandschutzmaßnahmen mit neuer Technik, die hier erst im Sommer eingebaut worden war, hat sich hier ausgezahlt. Weil die Fluchtwege betroffen waren, hätte das auch ins Auge gehen können". Waligora hat selbst zwei Kinder, eins im Kindergarten- und eins im Vorschulalter. "Da sieht man das alles wahrscheinlich noch klarer", sagt er.

Kaum war der Alarm ausgelöst, hat die stellvertretende Schulleiterin Christa Weber blitzschnell gehandelt. "Als ich mitbekommen habe, was passiert ist, musste ich sofort reagieren und an die Kinder denken. Das war das Wichtigste", sagte sie. Sie wählte am Telefon sofort die 112. Außerdem lobte Weber das umsichtige Verhalten ihrer Kollegen, von denen eine Mitarbeiterin mit Verdacht auf Rauchgasvergiftung ins Krankenhaus gebracht werden musste. "Alle haben gut reagiert, die Lehrer haben sich fürsorglich um die Kinder gekümmert", schätzt sie ein.

Selbst für die Polizei war der Einsatz am Ballenstedter Gymnasium alles andere als Routine. "Wir hören immer wieder von Amoklagen, sie sind auch Teil der Ausbildung, aber man schiebt das ja doch immer weit weg", sagt Polizeipressesprecher Uwe Becker.