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Sachsen-Anhalt Sachsen-Anhalt: Streunende Katzen als Plage

Von Doreen Hoyer und Johannes Dörries 15.12.2014, 06:30
Allein in Halle soll es mehr als 3.000 herrenlose Katzen geben.
Allein in Halle soll es mehr als 3.000 herrenlose Katzen geben. Weiser Lizenz

Halle (Saale) - Es gibt viel zu viele streunende Katzen in Sachsen-Anhalt. Genaue Zahlen kennt keiner, aber Tierschützer, Städte und Gemeinden klagen über die starke Vermehrung von freilebenden Tieren. Sie entwickeln sich inzwischen vielerorts zu einer Plage. Zwar wird mit Programmen zur Sterilisation und Kastration versucht, die Population zu begrenzen. Aber das Geld dafür ist knapp. „Der Kampf ist nicht zu gewinnen“, sagt ein Sprecher der Stadt Sangerhausen. Derweil plant das Land, die Zuständigkeit an die Landkreise und kreisfreien Städte abzugeben. Das stößt bei den kommunalen Spitzenverbänden auf Skepsis.

Vereine stehen vor existenziellen Problemen

Der Verein Tierschutz Halle sieht sich bereits vor existenziellen Problemen. „Wenn es so weitergeht, wird es uns in einem Jahr nicht mehr geben“, sagt Karoline Gürtler. Sie engagiert sich für den Verein und spricht von allein mindestens 3 000 herrenlosen Katzen, die in Halle leben. „Wir kommen mit dem Kastrieren nicht mehr hinterher. Uns fehlt das Geld.“

In diesem Jahr haben sich nach den Beobachtungen der Tierschützer die Katzen besonders stark vermehrt, möglicherweise wegen des überwiegend milden Wetters. Das Sterilisieren einer Katze kostet gut 120 Euro, das Kastrieren eines Katers 50 Euro. Der Verein brachte 10 000 Euro dafür auf, finanziert aus Mitgliedsbeiträgen und Spenden. Die Stadt habe ihre Unterstützung vor knapp drei Jahren eingestellt, berichtet Gürtler. Die Stadt begründet das damit, dass ein Anstieg der Katzen-Population nicht wissenschaftlich belegt werden könne.

Auch aus ländlichen Regionen wie im Altkreis Weißenfels (Burgenlandkreis) melden Tierschützer eine rasch wachsende Katzenpopulation. Die sei schädlich für die Natur, sagt Michael Gerullis, Vorsitzender der Jägerschaft Hohenmölsen. Eine Katze sei ein schlimmerer Wilderer als Fuchs oder Waschbär, weil sie ihrer Beute auflauere. „Kaninchen, junge Hasen und Singvögel gehören zu den Opfern.“ Deshalb Katzen zu bejagen, sei keine Lösung. Gerullis: „Eine Katze ist kein jagdbares Wild.“

Tierschützer plädieren derweil für eine Kastrationspflicht. Die könnte gemäß Tierschutzgesetz von den Ländern beschlossen werden. Im Magdeburger Landwirtschaftsministerium winkt Sprecher Detlef Thiel allerdings ab: Es handele sich um ein „eher regionales Problem“. Deshalb wolle das Land die Aufgabe an die Landkreise und kreisfreien Städte abgeben.

Erste Gespräche im Ministerium

Dort ist die Sichtweise eine andere. Besser sei eine landesweite Regelung, sagt Elke Kagelmann vom Städte- und Gemeindebund. Einheitliche Vorgaben „wären wirksamer“. Zudem sei eine Übernahme der Zuständigkeit nur vorstellbar, wenn damit eine entsprechende Finanzausstattung verbunden wäre. Kagelmann: „Jede zusätzliche Aufgabe verursacht Kosten“.

Jüngst hat es im Ministerium erste Gespräche dazu gegeben. Einig war man sich, dass eine Regelung erforderlich sei, sagt Thiel. Ob aber Land oder Kommunen für eine Kastrationspflicht zuständig sind, das blieb offen. (mz)