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Straßen-Umbenennung Straßen-Umbenennung: Herzog August statt Emil Abderhalden

Von Detlef Färber 24.10.2013, 21:47
Herzog August
Herzog August MZ Lizenz

halle (Saale)/MZ - Auch ein peinlicher Moment kann zum Glücksfall werden. Wenn die Chance genutzt wird, die er bietet. Gerade rutscht Halle in so eine Situation hinein. Kurz bevor die Uni mit ihrem neuen Geisteswissenschaftlichen Zentrum in die Emil-Abderhalden-Straße zieht, wird eine neue Welle des Protests gegen diesen Straßennamen wohl zum Erfolg führen. Denn schon sucht die Stadt zwecks Straßenumbenennung nach Alternativen.

Denkbare Namen kursieren bereits, wenn auch nur inoffiziell (siehe „Erste Vorschläge“). Doch bietet das vielleicht schon demnächst freiwerdende Straßenschild auch die einmalige Chance, ein peinliches Gedenk-Versäumnis der Stadt kurzfristig zu beheben. Und dies auch noch rechtzeitig vor einem großen Jubiläum im nächsten Jahr. Denn 2013 steht der 400. Geburtstag einer der herausragenden Figuren der Stadtgeschichte an. Die Rede ist von August von Sachsen-Weißenfels.

Der müsste eigentlich Herzog August von Halle heißen, denn er hat sage und schreibe 42 Jahre hier regiert und den Weg dafür bereitet, dass ein nach den Schrecken des 30-jährigen Krieges darniederliegendes Städtchen aufblühte und - kurz nach Augusts Tod?- für kurze Zeit sogar zum Zentrum der europäischen Aufklärung avancierte.

Dass in Halle so gar nichts an diesen August erinnert, hält etwa der Chef des Vereins für hallesche Stadtgeschichte, Holger Zaunstöck, für ein Unding. Und vor ihm hatte bereits vor Jahren die Historikerin Andrea Thiele, die über August promoviert und das Buch „Residenz auf Abruf“ geschrieben hat, öffentlich eine angemessene Ehrung für den Herzog gefordert. Immerhin wird es 2014 eine von Kustos Ulf Dräger betreute Ausstellung in der Moritzburg über August geben. Doch auch Dräger meint, dass endlich etwas in Halle „dauerhaft an August erinnern muss“ - denn: Von Halles politischen Akteuren stand er in der Wirkung für die Stadt in einer Reihe mit Luthers Gegenspieler Kardinal Albrecht und allenfalls noch mit Richard Robert Rive, dem „ewigen Bürgermeister“ in Halles Blütezeit vor hundert Jahren. Herzog August (August der Stärkere), der übrigens ein Großonkel Augusts des Starken war, trat den für seine Zeit erstaunlichen Beweis an, dass man seine Ziele auch mit rein friedlichen Mitteln verwirklichen kann.

Immens ist seine Bedeutung für die Entwicklung Halles zur Uni-Stadt. Denn August hat in seiner Residenz mit Theater, einer Oper und gelehrten Zirkeln ein Klima geschaffen, das Leute von Geist wie etwa den Vater von Georg Friedrich Händel magisch anzog. August gründete Gymnasien in Weißenfels und Halle, wo zu Augusts Zeit übrigens Friedrich Hoffmann, der dann weltberühmte Erfinder der Hoffmanns Tropfen, lernte. Später wurde „Tropfen-Hoffmann“ dann einer der ersten Professoren an Halles neu gegründeter Uni, zu deren Vorläufern auch die unmittelbar nach Augusts Tod (1680) gegründete Ritter-Akademie zählte.

Und was könnte auf dem Erläuterungsschild unter einer Auguststraße oder Herzog-August-Straße stehen? Zum Beispiel dies: „Ohne die nachhaltige Blütezeit, die Halle diesem Mann verdankt, wäre hier nie eine Uni gegründet worden.“