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Esperanto-Treffen in Gräfenhainichen Esperanto-Treffen in Gräfenhainichen: Die Sprache der Welt

Von Ulf rostalsky 02.09.2013, 18:54
Esperantisten besuchen das Buchdruckmuseum.
Esperantisten besuchen das Buchdruckmuseum. rostalsky Lizenz

gräfenhainichen/MZ - Die Welt zu Gast in der Heide. Das hat sich Helga Plötner immer schon gewünscht. In Gräfenhainichen hat sie 50 Frauen und Männer um sich geschart. Alles Esperantisten. „Freunde“, wie die Portraitmalerin betont. „Bona ideo.“ Eine gute Idee sei es gewesen, Esperanto sprechende Leute einzuladen zum Treffen. „Saluton.“ Der Gruß ist mit reichlich Herzblut angereichert.

Man kennt sich, man freut sich über das Wiedersehen. Esperantotreffen wie das in Gräfenhainichen gibt es nicht wie Sand am Meer. Einmal im Jahr sitzen die Freunde der künstlichen Weltsprache zusammen. „Wir sprechen natürlich nicht nur auf Esperanto“, betonen Jörg Gersonde aus Köthen und der Dresdner Wolfgang Schwarz. Beide sind Naturwissenschaftlicher. „Matematikisto“, hat Gersonde auf seine Visitenkarte drucken lassen.

Man spricht Deutsch und könnte das auch auf Esperanto tun. „Die Sprache ist so einfach, ohne Schnörkel. Sie ist schnell erlernbar“, ist Helga Plötner überzeugt. Vor mehr als drei Jahrzehnten wurde sie von der Sprache gepackt und möchte die Begeisterung dafür gern an andere Interessierte weitergeben. Nach MZ-Veröffentlichungen über das geplante Esperantotreffen habe es bereits einige Anfragen für Unterrichtsstunden gegeben. Es geht voran, und es muss vorangehen.

Esperanto ist eine Plansprache, die nach verbreiteter Meinung leicht erlernbar ist, weil sie zum Beispiel gänzlich auf unregelmäßige Verben verzichtet. Ludwik Leyzer Zamenhof stellte die Sprache 1887 erstmals vor. Laut dem Deutschen Esperanto-Bund kann die Sprache in Volkshochschulen, in Fernkursen mit E-Mail-Mentor oder auf dem Internetportal www.lernu.net erlernt werden. Fachleute gehen davon aus, dass nach 40 Stunden Unterricht bereits erste Gespräche auf Esperanto geführt werden können. (ur)

Jörg Gersonde und Wolfgang Schwarz können zwar nicht mit Zahlen aufwarten, die eine Verteilung von Esperanto sprechenden Personen nach dem Alter belegen. Doch der Blick in die Gräfenhainichener Runde macht deutlich, dass Nachwuchs nötig ist. Esperanto zu lernen lohnt: Das ist die Botschaft zwischen den Zeilen. Man könne sich relativ problemfrei verständigen. Weltweit. „Das ist das Schöne.“ Auch wenn in der Heide keine Gäste aus dem Ausland anreisten und deshalb der aktive Esperantoteil eher klein ausgefallen war, machten die Anhänger der Sprache keinen Hehl aus ihrer Begeisterung dafür.

Sie zeigten Flagge. Grün und weiß sind die Farben des Banners, das Marika Frense geschultert hat. „Damit sind wir schon im Zug aufgefallen. Die Leute haben gefragt, was sich dahinter verbirgt“, erzählt die Frau aus Heiligenstadt, die noch nie in Gräfenhainichen war, sich aber dennoch heimisch fühlt in der Heide. Es gibt keine Berührungsängste unter den Esperantisten, die eintauchten in Gräfenhainichener Geschichte. Zwischenstopp an der Stelle, wo das Geburtshaus des Kirchenlieddichters Paul Gerhardt stand, weiter geht es in die Bibliothek und ins Buchdruckmuseum. Bücher in vielen Sprachen sind aus Gräfenhainichen in die Welt gegangen.

Werke auf Esperanto suchen die Gäste vergeblich. Schade. Doch die Gastgeber sind vorbereitet. In fetten Lettern steht geschrieben, was Helga Plötner und Co. über das Treffen in der Heide denken. Bona ideo. Eine gute Idee, zu der nicht nur der Stadtrundgang zählte. In gemütlicher Runde saßen die Esperantisten in Helga Plötners Atelier zusammen. Kaffee, Kuchen und die Sprache für die Welt. So könnte es auch aussehen, wenn wieder Esperanto gelernt wird in der Heide. „Ich bin bereit dafür“, erklärt die Malerin einmal mehr. „Einfach bei mir melden. Dann kann es losgehen.“