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Rechtsrock-Konzert Rechtsrock-Konzert: Neonazis bleiben isoliert

10.08.2013, 17:26
Geschlossen-Schild in Berga
Geschlossen-Schild in Berga MZ Lizenz

Berga/MZ - Der Wirt vom Firat-Döner am Ortsrand von Berga bei Sangerhausen hat seinen kleinen Laden vorsichtshalber gleich den ganzen Tag geschlossen. Angst vor Übergriffen Rechtsextremer, die im nebenan gelegenen Gewerbegebiet ihr "Politisches Fest der Nationalen" feiern - 1400 Rechtsradikale hatten sich angesagt, rund 700 sind dann wirklich an den Fuß des Kyffhäuser gekommen.

Doch die Polizei, mit mehr als 500 Beamten vor Ort, hat die Situation zu jeder Zeit im Griff. Der Eichenweg, der zum Veranstaltungsgelände führt, ist weiträumig abgesperrt. Die angereisten Rechten, zum Teil aus Hessen, Bayern und Norddeutschland gekommen, werden vor dem Zugang auf Waffen und mitgebrachte Drogen durchsucht. Eine Gruppe von Gegendemonstranten, die am Eingang zum Gelände lautstark mit Trillerpfeifen und Spruchbändern gegen die Rechten Front macht, ehe sie zu einem Protestspaziergang Richtung Ort aufbricht, wird abgeschirmt, so dass die Rechten ihnen ohnmächtig zusehen müssen.

Journalisten und Linken hatte die Veranstaltungsleitung den Zugang zum Gelände vorab ebenso verboten wie den eigenen Szeneanhängern das Tragen von Springerstiefeln, Bomberjacken und sogenannten Domestos-Jeans, die seit Mitte der 80er Jahre als szenetypische Bekleidung gelten. Zuwiderhandlungen würden strafrechtlich verfolgt, hieß es.

Auf dem Festgelände zeigt sich das "nationale Ereignis des Jahres" (Eigenwerbung), das der Thüringer NPD-Politiker Patrick Weber organisiert hat, als ausgesprochen triste Veranstaltung. Für 18 Euro Eintritt bekommen die Rechten recht schmale Kost geboten: Auf einer Wiese ist eine winzige Bühne aufgebaut, hier spielen im Verlauf des Tages unter einer NPD-Fahne Szenebands wie "Kraftschlag" und "Oidoxie". Dazu war der rechtsradikale Liedermacher Frank Rennicke angekündigt und die NPD-Funktionäre Udo Voigt und Uwe Pastörs hielten Reden. Dazu gab es Verkaufsstände von rechten Szenemarken wie "Ansgar Aryan" und "Infostände" von rechten Verlagen wie der "Deutschen Stimme".

Bereits am Freitagabend hatten hunderte Menschen in Berga und Sangerhausen unter anderem bei einem Rockkonzert gegen das "Fest der Nationalen" protestiert.

Eine Mitveranstalterin der Protestaktion gegen ein rechtes Rockkonzert klebt in Sangerhausen einen Zettel mit dem Foto von Neonazis und der Aufschrift "Wir müssen leider draußen bleiben" an einen Zaun.
Eine Mitveranstalterin der Protestaktion gegen ein rechtes Rockkonzert klebt in Sangerhausen einen Zettel mit dem Foto von Neonazis und der Aufschrift "Wir müssen leider draußen bleiben" an einen Zaun.
dpa Lizenz