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Interview mit Stadtratsvorsitzenden Hendrik Lange Interview mit Stadtratsvorsitzenden Hendrik Lange: "Ich spüre eine latente Halle-Feindlichkeit in der Magdeburger Politik"

11.01.2015, 21:55
Der Marktplatz in Halle
Der Marktplatz in Halle Symbol/dpa Lizenz

Halle (Saale) - Mit dem Tag der offenen Tür ist auch das politische Jahr in Halle eröffnet. Über die anstehenden Aufgaben und die zunehmende Politikverdrossenheit hat Jan-Ole Prasse mit dem Stadtratsvorsitzenden Hendrik Lange (Linke) gesprochen.

Die Stadt veranstaltet seit drei Jahren einen Tag der offenen Tür. Halten Sie das Konzept für richtig?

Lange: Ich denke, dass ist eine gute Sache. Ich bin nicht unbedingt ein Fan der klassischen Neujahrsempfänge. Mit dem Kulturprogramm war es am Samstag ein schöner und bunter Auftakt in das neue Jahr.

Können solche Tage dazu führen, dass das Interesse an Kommunalpolitik steigt?

Lange: Das hoffen wir natürlich. Schließlich gibt es dabei viele Kontakte und Gespräche mit Stadträten. Diese Tage sind auch immer sehr gut besucht.

Nun ist das Interesse an Kommunalpolitik eher niedrig mit Wahlbeteiligungen zwischen 30 und 40 Prozent. Was kann man dagegen tun?

Lange: Es hat sicher insgesamt mit der Politikverdrossenheit zu tun. Doch immer wieder darauf hinzuweisen, wie die direkten Auswirkungen von Kommunalpolitik auf das Leben der Menschen sind, ist vielleicht die beste Werbung. Aber es gibt kein Patentrezept gegen Politikverdrossenheit.

Gibt es denn konkrete Maßnahmen?

Lange: Ich glaube, es wäre sinnvoll, Kommunalwahlen prinzipiell mit einem Bürgerentscheid zu verbinden. Dadurch könnte anhand eines interessanten Themas die Beteiligung erhöht werden.

Das Verhältnis zwischen OB und Stadtrat ist stark polarisiert. Wie ist Ihre Wahrnehmung?

Lange: Dass das Verhältnis angespannt ist, ist offensichtlich. Meine Hoffnung ist, dass wir in diesem Jahr von den Nebenkriegsschauplätzen wegkommen und tatsächlich thematisch arbeiten.

Was sind denn die großen Themen in diesem Jahr?

Lange: Es gibt verschiedene Baustellen. Ein Megathema ist die zunehmende soziale Spaltung der Stadt und wachsende Fremdenfeindlichkeit in der Bevölkerung, die sich offen Bahn bricht. Das erfüllt mich mit großer Sorge. Die Kürzungen des Landes im Kulturbereich werden in diesem Jahr sehr stark durchschlagen. Auch wegen der Einsparungen an den Hochschulen wird es Verwerfungen geben. Kommunalpolitisch müssen wir sehen, wie wir mit den städtischen Unternehmen umgehen. Die hohen Ausschüttungen der kommunalen Wohnungsgesellschaften an die Stadt haben auf Dauer Auswirkungen auf die Mieten.

Da sind viele landespolitische Themen bei. Welche Stellung hat Halle derzeit in Magdeburg?

Lange: Ich spüre eine latente Halle-Feindlichkeit in der Magdeburger Politik - beispielsweise bei der Kultur und der Uni. Das halte ich für hochproblematisch. (mz)

Stadtratsvorsitzender Hendrik Lange (Linke)
Stadtratsvorsitzender Hendrik Lange (Linke)
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