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Straathof kündigt Mitarbeitern Straathof kündigt Mitarbeitern: Umstrittene Schweinezucht in Gladau bei Genthin wird aufgegeben

Von Alexander SChierholz 29.01.2015, 14:51
Adrianus Straathof in einem seiner Schweineställe.
Adrianus Straathof in einem seiner Schweineställe. Andreas Plein/Laif Lizenz

Genthin - Breiter Weg 30, Ziesar. Mitten in der Altstadt des 2 500-Einwohner-Ortes in Brandenburg sitzen nicht nur die Holding, in der der niederländische Schweinebaron Adrianus Straathof seine Firmen bündelt, und die Straathof-Tochter Glava GmbH. Breiter Weg 30, Ziesar, so lautet auch die Adresse der Sakobe GmbH. Das Unternehmen hatte von Glava Ende 2014 die umstrittene Mega-Zuchtanlage mit zuletzt 60 000 Tieren bei Genthin gepachtet. Zufall?

Nun steht die Anlage in Gladau bei Genthin vor dem Aus. Ein Sprecher der Straathof-Gruppe sagt, Sakobe habe das Pachtverhältnis aufgelöst. Den rund 40 Mitarbeitern sei gekündigt worden, die Tiere würden verkauft. Es ist das Ende eines wochenlangen Hickhacks: Im Dezember vorigen Jahres hatte der Kreis Jerichower Land ein Tierhaltungsverbot gegen Straathof persönlich verhängt.

Der Vorwurf: gravierende Verstöße gegen die Haltungsbedingungen. Es soll um die Überbelegung von Ställen, um falsche Ernährung und den Einsatz von Medikamenten gegangen sein. Die Holding hatte die Vorwürfe zurückgewiesen. Dennoch zog sich der Niederländer kurz vor Weihnachten aus der Leitung seiner Firmen zurück.

Firmengeflecht

Dem Landkreis aber reichte das nicht. Dort geht man davon aus, dass Straathof sein Firmengeflecht weiter steuert. Vor zwei Wochen war bekannt geworden, dass der Kreis deshalb auch ein Haltungsverbot gegen die Straathof-Firma Glava und deren Anlage in Gladau verhängt hatte - de facto eine Schließungsverfügung. Deswegen habe der Pächter, die Sakobe GmH, keine wirtschaftliche Perspektive mehr gesehen, sagt der Straathof-Sprecher nun. Und beteuert: Sakobe habe mit Straathof weder direkt noch indirekt etwas zu tun.

Aus Sicht von Landwirtschaftsminister Hermann Onko Aeikens (CDU) hätte es gar nicht erst so weit kommen müssen. „Der Unternehmer hätte schon vor Jahren die Missstände in den Ställen abstellen können.“ Hinweise der Behörden habe es genügend gegeben. Die Grünen-Agrarexpertin Dorothea Frederking nennt die Schließung einen „Meilenstein auf dem Weg zu besserer Tierhaltung“. In dieser Dimension habe es einen solchen Schritt bisher nicht gegeben.

Ein Versuch der MZ, mit der Sakobe GmbH direkt zu sprechen, scheitert. Anruf bei Glava, die ja im selben Haus in Ziesar sitzen: Ob man vielleicht einen Kontakt herstellen könne, quasi als Nachbarn? Eine freundliche Dame verweist zunächst auf den Straathof-Sprecher. Dann nennt sie eine Mail-Adresse - es ist die von Straathofs Holding. Auf eine Mail mit fünf Fragen meldet sich wenig später - der Straathof-Sprecher. Und erklärt, seinen Äußerungen von vorhin sei nichts hinzuzufügen. (mz)

Ein Ferkel schaut durch das Gitter seines Stalls.
Ein Ferkel schaut durch das Gitter seines Stalls.
dpa/Symbolbild Lizenz