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Warmes Wetter Warmes Wetter: Skigebieten im Harz fehlt der Schnee

Von Matthias Brunnert und Sabrina Gorges 10.01.2014, 07:03
Schneereste liegen am 8. Januar am Wurmberg in Braunlage (Niedersachsen) auf der Skipiste "Sonnenhang" mit dem Hexenritt Sessellift und der neuen Anlage zur künstlichen Beschneiung.
Schneereste liegen am 8. Januar am Wurmberg in Braunlage (Niedersachsen) auf der Skipiste "Sonnenhang" mit dem Hexenritt Sessellift und der neuen Anlage zur künstlichen Beschneiung. dpa Lizenz

Braunlage/dpa - Keine Kälte, kein Schnee, keine Einnahmen: Wer im Harz üblicherweise vom Wintersport profitiert, braucht momentan viel Geduld und Nerven. Für die Lift- und Seilbahnbetreiber ist dieser Winter bisher eine einzige Enttäuschung. Grund ist das viel zu warme Wetter, dass bisher jeglichen Wintersport verhindert hat. Bereits seit Wochen ist nach Angaben des Harzer Tourismusverbandes (HTV) in Goslar keine der 50 Skipisten geöffnet und kein Meter Langlaufloipe gespurt. Dabei ist das Loipennetz laut HTV 524 Kilometer lang. Auch Rodelbahnen sind nicht präpariert.

Nur Regen und Sturm in Schierke

In Schierke am Fuß des 1141 Meter hohen Brockens hat es in letzter Zeit nur geregnet und gestürmt - Schnee Fehlanzeige. „Wir hatten im Dezember mal ein Wochenende mit Schnee, das war's“, sagt Ilona Baxmann, die die örtliche Tourist-Information leitet. „Man kann sagen: Einen Winter hat es bisher nicht gegeben.“ Viele ambitionierte Wintersportler würden zwar auf Wandern umsteigen, aber der eine oder andere ist gar nicht erst angereist. „Momentan ist es relativ leer“, sagte Baxmann. „Die Wintersportler fehlen einfach.“

Am nahe gelegenen Wurmberg bei Braunlage hat es noch keinen einzigen Skitag gegeben. Dabei waren im Sommer auf dem mit 971 Metern höchsten Berg Niedersachsens für rund zwölf Millionen Euro neue Pisten und Lifte gebaut worden. Beschneiungsanlagen sollten für Schneesicherheit sorgen. „Wir werden mehr als 100 Skitage im Winter haben“, hatte Investor Dirk Nüsse prognostiziert. „Stattdessen ist es jetzt so gekommen wie befürchtet“, sagt Friedhart Knolle vom Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND). Umweltschützer hatten sich gegen den Ausbau des Skigebietes ausgesprochen - wegen des Naturverbrauchs und weil es im Harz wegen des Klimawandels ohnehin zu warm für Wintersport sei.

Hoffnung in Braunlage

In Braunlage gibt es aber weiter Hoffnung. „Hier herrscht noch kein Alarm“, sagt Bürgermeister Stefan Grote (SPD). „Mit den Investitionen im Skigebiet sind wir auf dem richtigen Weg, auch wenn es derzeit wärmer ist als für die Jahreszeit normal.“ Tourismus-Chef Christian Klamt räumt ein: „Der Winter hätte besser anfangen können.“ Von Krisenstimmung will aber auch er nichts wissen. Das Weihnachts- und Neujahrsgeschäft sei gut gewesen - auch ohne Schnee. Und die weiße Pracht werde man ja am Wurmberg bald produzieren können.

Das hofft auch Seilbahnbetreiber Nüsse. Natürlicher Schnee ist vorerst zwar nicht zu erwarten. „Wenn die Voraussagen zutreffen, wird es in der kommenden Woche aber kalt genug, damit wir endlich die Pisten beschneien können.“ Es müsse nur 72 Stunden einige Grade unter Null bleiben. „Dann können wir so viel Kunstschnee machen, dass man auf allen Pisten am Wurmberg fahren kann.“

Keine Fehlinvestition

„Wenn wir in der kommenden Woche die Grundbeschneiung auf den Pisten haben, hält der Schnee für lange Zeit“, ist sich Klamt sicher. Von einer Fehlinvestition könne jedenfalls keine Rede sein. Die für diesen Samstag in Braunlage geplante große Ski-Party wird allerdings noch ohne Skifahren stattfinden. Am 18. Januar soll es dann endlich so weit sein. „Dann wird die Saison im ganzen Skigebiet am Wurmberg eröffnet“, verspricht Nüsse.

Ob die aktuelle Saison ein finanzieller Fehlschlag wird, sei trotz der Probleme mit dem Wetter noch offen. „Wenn erstmal Schnee auf den Pisten liegt, wird er bis zum Ende der Osterferien Mitte April halten. Erst dann wird abgerechnet“, sagt Nüsse. So sieht das auch die Schierker Tourismus-Chefin Baxmann. „Es ist momentan nicht abzusehen, ob wir das Verpasste wieder aufholen können“, sagte sie.