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Demonstrationen in Magdeburg Demonstrationen in Magdeburg: Tausende protestieren gegen Aufmarsch der Neonazis

Von Hendrik Kranert-Rydzy und Thilo Streubel 18.01.2014, 09:47
Linksgerichtete Demonstranten mit einem Transparent mit der Aufschrift "Nazifrei!" und Polizisten stehen sich am 18.01.2014 in Magdeburg gegenüber. Mit einem Großaufgebot will die Polizei Auseinandersetzungen am Rande eines Neonazi-Aufmarsches verhindern. Hintergrund ist der Jahrestag der Bombardierung der Stadt im Zweiten Weltkrieg am 16.01.1945.
Linksgerichtete Demonstranten mit einem Transparent mit der Aufschrift "Nazifrei!" und Polizisten stehen sich am 18.01.2014 in Magdeburg gegenüber. Mit einem Großaufgebot will die Polizei Auseinandersetzungen am Rande eines Neonazi-Aufmarsches verhindern. Hintergrund ist der Jahrestag der Bombardierung der Stadt im Zweiten Weltkrieg am 16.01.1945. dpa Lizenz

Magdeburg/Halle (Saale)/dpa/MZ - mz-web.de berichtet über die Situation in der Landeshauptstadt.

Die aktuelle Lage:

Am frühen Sonntagmorgen dankte der Minister für Inneres und Sport, Holger Stahlknecht, der Landes- und Bundespolizei sowie den eingesetzten Rettungskräften für ihren Einsatz am 17. und 18. Januar 2014 in Magdeburg. Laut einer Pressemitteilung verurteilte Stahlknecht die Angriffe auf Polizeibeamte, die Eingriffe in den Schienenverkehr und die erfolgten Sachbeschädigungen scharf: "Es ist dumm und unnötig, zur Meinungsäußerung Gewalt anzuwenden und Straftaten zu begehen."

Auch am Samstagabend gegen 20.25 Uhr zog eine Sprecherin der Polizei in Magdeburg eine insgesamt positive Tagesbilanz, verwies jedoch auf die noch ausstehende abschließende Auswertung durch alle beteiligten Einheiten. "Bisher können wir durchaus von einem gelungen Einsatz sprechen." Von Seiten der Polizei sei es gelungen, die angemeldeten Kundgebungen abzusichern und gewalttätige Auseinandersetzungen zu verhindern. Dies sei das Hauptziel des Tages gewesen und in vollem Umfang erreicht.

Gegen 19.30 Uhr lag der Aufzug der Rechten laut Polizeisprecher in den letzten Zügen. Auch die Gegendemonstrationen würden allmählich dem Ende entgegen gehen. Bis dahin sei alles im Rahmen geblieben. Inzwischen seien auch deutliche Abwanderungsbewegungen erkennbar. Auswärtige Demonstranten würden sich zu ihren Sammelpunkten an Bussen begeben oder sich auf den Weg zu den Bahnhöfen machen.

Die zahlreichen bunten und lauten Aktionen der Gegendemonstranten in Magdeburg hatten etwa auf der "Meile der Demokratie" großen Zulauf. Insgesamt gehen die Veranstalter von 10.000 Teilnehmern aus.

Nach einer kurzen Zwischenstation am Bahnhof ist die Neonazi-Demonstration nun im Süden der Stadt, beim SKET Industriepark gestartet. Die Veranstalter sind laut Polizeisprecher Küssner nicht zufrieden mit der verkürzten Route. Die Polizei spricht von offiziell 700 Teilnehmern. Der Aufmarsch der Rechten ist mittlerweile in Lemsdorf angekommen. Rund 400 Gegendemonstranten wurden zeitweise in der Otto-von-Guericke-Straße in einem Gleisbett festgehalten. Grünen-Politiker Sebastian Striegel kritisierte die "Eskalationstaktik" der Polizei entschieden.

Der Demonstrationszug der Neonazis verläuft bisher ohne Störungen. Die Polizei leitet die Rechten an einer kleinen Sitzblockade in der Schilfbreite herum. An der Blockade beteiligt sich wohl auch der Grünen-Politiker Sören Herbst (MdL). Die weitere Route geht laut Polizei in Richtung Leipziger Straße. Etwa 100 Neonazis, die scheinbar den Anschluss an die Hauptversammlung verloren haben, demonstrierten spontan in Herrenkrug. Ein Sprecher der Polizei teilte mit, dass die Versammlung schon beendet sei.

Die bereits aufgebauten Lautsprecher für die Neonazi-Kundgebung wurden laut MZ-Informationen am Jerichower Platz abgebaut. Die knapp 600 Neonazis, die auf dem Weg nach Herrenkrug mit dem Zug an einer Blockade der Gegendemonstranten warteten, wurden laut Polizeiangaben zurück zum Hauptbahnhof gebracht. Sebastian Striegel von den Grünen wertete die Blockade als Erfolg. Die Kundgebung wird sich weiter verschieben. Die Polizei riegelt den Hauptbahnhof ab. Dort warten die knapp 700 Neonazis. Eine Alternativ-Route ist noch nicht bekannt. Wahrscheinlich will die Polizei die Teilnehmer in den Süden der Stadt bringen. Vor dem Bahnhof haben sich zahlreiche Gegendemonstranten versammelt.

Autonome greifen Zug mit Steinen an

An Bahnhof Neustadt haben laut Angaben eines Polizeisprechers 70 Linksautonome den wartenden Zug mit Teilnehmern der Neonazi-Demonstration mit Steinen attackiert. Die Polizei hat seine Einsatzkräfte dort verstärkt. Weitere Informationen gibt es bislang nicht.

Die Agentur dpa berichtet: Mit einem bunten Straßenfest haben sich die Magdeburger am Samstag einem Aufmarsch von Neonazis entgegengestellt. Auf der „Meile der Demokratie“ zeigten zahlreiche Verbände, Vereine und Einrichtungen Flagge gegen Rechts. An der Auftaktveranstaltung auf dem Bahnhofsvorplatz nahmen nach Angaben der Polizei etwa 800 Menschen teil. Zur Meile selbst werden etwa 10.000 Menschen erwartet.
Laut Bundespolizei waren bis zum Mittag etwa 800 Neonazis mit dem Zug angereist.

Laut MZ-Informationen wird die Demo der Neonazis auf der östlichen Seite der Elbe stattfinden. Die Rechten werden nach Herrenkrug geleitet. Zeitweise waren die Brücken über die Elbe gesperrt. Auch Anwohner hatten keinen Zugang mehr. Die Jerusalembrücke und die Sternbrücke waren komplett gesperrt. so der MDR. Der Großteil der linken Gegendemonstranten hat sich im Süden der Stadt verteilt. An der Sternbrücke kam es laut Initiative BlockMD zu Verletzten und Demonstranten wurden in Gewahrsam genommen. Linke Demonstranten hatten versucht über die Brücke zu gelangen.

Zur Auftaktveranstaltung, die gegen 12 Uhr am Magdeburger Hauptbahnhof begann, kamen 500 Menschen. Oberbürgermeister Lutz Trümper fand klare Worte: "Die Magdeburger haben die Schnauze voll, dass die Neonazis jedes Jahr in Magdeburg protestieren".

Währenddessen kreiste über der Stadt seit einigen Stunden ein scheinbar von den Neonazis gechartertes Flugzeug mit einem Banner.

Am Magdeburger Hauptbahnhof kam es am Morgen laut Polizei zu Verzögerungen im Zugverkehr. Es gab laut ersten Aussagen einen Kabelbrand. Züge aus Halle, Leipzig und Berlin können nicht in den Bahnhof fahren. Die Züge standen fast eine Stunde in Schönebeck. Laut einer Bahnsprecherin ist die Sperrung der Strecke wieder aufgehoben. Es kann zu Folgeverzögerungen kommen. Die Ursache für den Brand ist noch nicht geklärt. Allerdings wird vermutet, dass ein Anschlag dahinter steckt. Im linken Forum "indymedia"ist derweil ein Bekennerschreiben aufgetaucht.

Die Ausgangssituation Samstagmorgen:

In der Stadt sind mindestens 2.500 Beamte von Bereitschaftspolizeien zahlreicher Bundesländer sowie etwa 800 Beamte der Bundespolizei im Einsatz. Sachsen-Anhalts Landespolizei hat zudem zwei Reiterstaffeln und zwei Wasserwerfer angefordert – selber verfügt das Land nicht darüber. Nach Angaben des Sprechers des Einsatzzentrum der Polizeidirektion Nord, Frank Küssner, werden nach wie vor 800 bis 1.000 Rechtsextreme und etwa die gleiche Anzahl linker Gegendemonstranten erwartet.

Als Einsatzschwerpunkte gelten bislang die Bahnhöfe der Stadt, der Hauptbahnhof ist nach Angaben des Bündnisses „Magdeburg nazifrei“ bereits komplett von der Polizei abgeriegelt worden, nur Reisenden dürften noch hinein und hinaus. Küssner zufolge wird erwartet, dass die überwiegenden Zahl der Rechtsextremen mit der Bahn anreist.

In Magdeburg trafen sich seit neun Uhr die ersten linken Gegendemonstranten eines für 12 Uhr angekündigten Aufmarsches von Rechtsextremen in der Stadt. Ein kleiner Demozug von etwa 100 Linken zog dabei aus dem Stadtzentrum am Bahnhof vorbei in Richtung Große Diesdorfer Straße.  Dabei kam es offenbar zu ersten Auseinandersetzungen zwischen der Polizei und linken Demonstranten. Das Bündnis „Magdeburg nazifrei“ teilte mit, die Demoteilnehmer seien von der Polizei mit Pfefferspray attackiert worden. Die Polizei erklärte, dass Teilnehmer des Demonstrationszuges auf Forderungen der Beamten, anzuhalten, nicht reagiert und die Polizisten überrannt hätte. Verletzte habe es nicht gegeben.

Demo-Route noch nicht bekannt

Nach wie vor ist die Demonstrationsroute der Nazis nicht bekannt, es würden noch weitere Absprachen mit dem Veranstalter laufen, so Polizeisprecher Küssner. Er geht nicht davon aus, dass der Aufmarsch der Rechten vor 13 Uhr beginnt.

Einsatzleiter Tom Langhans hatte zu Beginn der Woche erklärt, die beiden Lager möglichst weit voneinander trennen zu wollen. Antifaschistische Bündnisse sowie die Linken und die Grünen hatten dies scharf kritisiert, man wolle in Hör- und Sichtweite der Nazis protestieren. Dies haben erneut aus Anlass der Bombardierung Magdeburgs vor 69 Jahren zu einem „Marsch gegen das Vergessen“ aufgerufen.

Ein breites Bündnis unter Führung der Stadt Magdeburg veranstaltet dagegen zum sechsten Mal die „Meile der Demokratie“ mit zahlreichen Aktionen in der Innenstadt. Um 12 Uhr beginnt diese offiziell auf dem Bahnhofsvorplatz. Nach MZ-Informationen werden dort auch Ministerpräsident Reiner Haseloff und Innenminister Holger Stahlknecht (beide CDU) sprechen. Bislang hatte die Landesregierung nur die Kultusminister Stephan Dorgerloh und Sozialminister Norbert Bischoff (beide SPD) als Veranstaltungsteilnehmer angekündigt.

"Nazis stoppen" steht auf einem Transparent linksgerichteter Demonstranten in Magdeburg.
"Nazis stoppen" steht auf einem Transparent linksgerichteter Demonstranten in Magdeburg.
dpa Lizenz
Polizisten überwachen in Magdeburg einen Einsatz ihrer Kollegen.
Polizisten überwachen in Magdeburg einen Einsatz ihrer Kollegen.
dpa Lizenz
Gegendemonstranten protestieren in Magdeburg gegen Neonazis.
Gegendemonstranten protestieren in Magdeburg gegen Neonazis.
dpa Lizenz
Gegen 15 Uhr warteten die Teilnehmer der Neonazi-Demo auf dem Bahnhof eine Alternativroute für ihren Aufmarsch. Vor dem abgeriegelten Gebäude sammelten sich Gegendemonstranten.
Gegen 15 Uhr warteten die Teilnehmer der Neonazi-Demo auf dem Bahnhof eine Alternativroute für ihren Aufmarsch. Vor dem abgeriegelten Gebäude sammelten sich Gegendemonstranten.
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Die Polizei hat die Brücken über die Elbe gesperrt. Sie wollen verhindern, dass Gegendemonstranten den Aufmarsch der Rechten in Herrenkrug stören.
Die Polizei hat die Brücken über die Elbe gesperrt. Sie wollen verhindern, dass Gegendemonstranten den Aufmarsch der Rechten in Herrenkrug stören.
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Ein von rechten Gruppen gemietetes Flugzeug mit einem Transparent "16.000 Tote! Unvergessen" kreist über Magdeburg.
Ein von rechten Gruppen gemietetes Flugzeug mit einem Transparent "16.000 Tote! Unvergessen" kreist über Magdeburg.
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Einsatzkräfte der Polizei sichern vor dem Hauptbahnhof in Magdeburg die Auftaktveranstaltung zur "Meile der Demokratie" gegen rechtsextremistische Aufmärsche ab.
Einsatzkräfte der Polizei sichern vor dem Hauptbahnhof in Magdeburg die Auftaktveranstaltung zur "Meile der Demokratie" gegen rechtsextremistische Aufmärsche ab.
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Auch Ministerpräsident Reiner Haseloff unterstützt mit Oberbürgermeister Lutz Trümper die Gegendemonstranten.
Auch Ministerpräsident Reiner Haseloff unterstützt mit Oberbürgermeister Lutz Trümper die Gegendemonstranten.
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Fahrzeuge der Einsatzkräfte der Polizei stehen in Magdeburg auf einer Straße. Mit einem Großaufgebot will die Polizei in der Stadt Auseinandersetzungen zwischen rechten und linken Extremisten sowie Gegendemonstranten verhindern.
Fahrzeuge der Einsatzkräfte der Polizei stehen in Magdeburg auf einer Straße. Mit einem Großaufgebot will die Polizei in der Stadt Auseinandersetzungen zwischen rechten und linken Extremisten sowie Gegendemonstranten verhindern.
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