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Bildung in Sachsen-Anhalt Bildung in Sachsen-Anhalt: Härteres Abi als in Bayern?

Von Kai Gauselmann 14.11.2013, 07:18
Abitur in Sachsen-Anhalt
Abitur in Sachsen-Anhalt dpa/symbol Lizenz

Magdeburg/MZ - Der Landeselternrat beklagt eine Benachteiligung der Oberstufenschüler in Sachsen-Anhalt. „Bei uns werden schon vor dem Abitur mehr Schüler aussortiert als in Bayern“, kritisiert Anke Triller vom Gymnasialausschuss des Rates. Die Anforderungen seien viel zu hoch, Triller fordert eine Absenkung. Jürgen Mannke, Landesvorsitzender des Philologenverbandes, warnt hingegen, die Eltern wollten ein „Weichspülprogramm“.

Neue Verordnung macht Zugang zum Abitur schwieriger

Hintergrund des Streits: Kultusminister Stephan Dorgerloh (SPD) plant eine Änderung der Oberstufenverordnung, die erst 2011 novelliert worden war. Darin geht es etwa um die Hürde für die Abitur-Zulassung. Bisher dürfen die Schüler dafür acht „Minderleistungen“ über null aber unter fünf von 15 möglichen Punkten haben - also Kurshalbjahresnoten schlechter als ausreichend. Als „moderate Anpassung“ sollen es künftig bis zu zehn sein. Damit würde Sachsen-Anhalt den bundesweit vereinbarten Rahmen ausschöpfen. Außerdem sollen die Schüler die Leistungen in den zwei schriftlichen Prüfungsfächern doppelt gewichten lassen können - müssen das aber nicht. Je nach konkretem Fall und Geschicklichkeit kann sich das dann auch in der Abi-Note niederschlagen. „Infolgedessen kann es passieren, dass zwei Schüler mit identischen Leistungen unterschiedliche Abiturnoten erhalten, nur weil einer Leistungskurs-Fächer doppelt werten lässt“, kritisiert Elternvertreterin Triller. Das Kultusministerium mag keine Ungerechtigkeit erkennen, weil es jedem Schüler frei stehe, die Leistungen doppelt werten zu lassen oder nicht.

Schüler leisten mehr als in Bayern

Hauptkritikpunkt für den Elternrat sind aber eher die Zulassungskriterien und die eigentlichen Anforderungen für das Abitur. Laut Triller gibt die Kultusministerkonferenz nur mindestens drei vierstündige Fächer auf erweitertem Niveau vor - in Sachsen-Anhalt sind es aber mindestens sechs. Im Ergebnis müssten die hiesigen Schüler mehr leisten als in Bayern oder Baden-Württemberg. Das führe dazu, dass weniger Schüler zum Abitur kämen. „Von allen Schülern, die in die elfte Klasse eintreten, erlangt seit Jahren jeder Fünfte das Abitur nicht“, moniert Triller. „Da wird mit der Zukunft von jungen Leuten gespielt“, so Triller.

Das Kultusministerium konnte die Abbrecher-Zahlen nicht bestätigen. Laut Ministeriumssprecher Martin Hanusch liegen „noch keine individualisierten Datensätze“ vor. Grundsätzlich räumte Hanusch die hohe Hürden vor dem heimischen Abitur ein. „Das Abitur ist sicher anspruchsvoll und nicht zum Nulltarif zu haben“, sagte Hanusch der MZ. „Auch künftig wird das so bleiben.“ Die Anforderungen seien „in der Summe“ im Ländervergleich aber „gleichwertig“. Im Klartext sind also - neben der höheren Zahl der „Minderleistungen“ - keine Absenkungen der Anforderungen zu erwarten.

Hohe Anforderungen im Sinne der Schüler

Der Landes-Philologenverband als Interessenvertretung der Gymnasiallehrer stützt das Ministerium. „Ich finde es richtig, dass die Schüler ein bestimmtes Niveau haben. Wir haben straffe Bedingungen, allerdings nicht jenseits von Gut und Böse“, sagte Verbandschef Mannke. Er könne die Sorge der Eltern zwar verstehen, die sei aber unbegründet. Letztlich tue man den Kindern mit geringeren Abi-Anforderungen keinen Gefallen. „Der Landeselternrat scheint nicht zu wissen, dass er dann die Abbrecherquote an den Unis erhöht.“