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Fliegerbombe in Magdeburg Fliegerbombe in Magdeburg: Zweiter Zünder ist raus, Bombe ist entschärft

23.10.2013, 16:35
Ein neugeborenes Baby wird während der Evakuierung des Universitätsfrauenklinikums in Magdeburg in einem Brutkasten transportiert.
Ein neugeborenes Baby wird während der Evakuierung des Universitätsfrauenklinikums in Magdeburg in einem Brutkasten transportiert. dpa Lizenz

Magdeburg/MZ/dpa - Nach der Entschärfung einer Fünf-Zentner-Bombe in Magdeburg ist in der Innenstadt am Freitag wieder Normalität eingekehrt. Auf den Straßen rollte der Verkehr am Morgen reibungslos, wie die Polizei in Magdeburg mitteilte. Der Zugverkehr war bereits am Abend angelaufen. Die meisten Bewohner waren gleich nach der Entschärfung gegen 21.15 Uhr wieder in ihre Wohnungen zurückgekehrt.

Nach der Entschärfung einer Fliegerbombe aus dem Zweiten Weltkrieg im Stadtzentrum ist die Vollsperrung des Magdeburger Hauptbahnhofs nach Bahnangaben wieder aufgehoben und der Zugverkehr läuft wieder an.
Die Magdeburger bereiteten sich den ganzen Tag auf die Entschärfung einer Fünf-Zentner-Fliegerbombe aus dem Zweiten Weltkrieg vor. Der Kampfmittelräumdienst soll die Bombe am Damaschkeplatz im Stadtzentrum am Donnerstag gegen 20.00 Uhr unschädlich machen. Bis dahin sollen rund 17 000 Menschen den Umkreis von 800 Metern um die Fundstelle verlassen. Mehrere Altenpflegeheime und die Unifrauenklinik wurden seit dem Morgen geräumt. Ab 16.00 Uhr waren in dem Sicherheitsbereich alle Geschäfte geschlossen, die Zufahrtswege wurden von der Polizei kontrolliert.

Wo wurde evakuiert?

Der große Sicherheitsradius von 800 Metern um die Fundstelle am Damaschkeplatz war vom Kampfmittelbeseitigungsdienst angeordnet worden. „So weit könnten Splitter fliegen“, sagte der Sprecher des Technischen Polizeiamts Sachsen-Anhalt, Axel Vösterling. Gegen 20.00 Uhr haben zwei Experten begonnen, die Fliegerbombe unschädlich zu machen. Ziel sei, die beiden Zünder herauszuschrauben. „Die Frage ist, wie stark die Gewinde korrodiert sind“, sagte Vösterling. Wenn sich die Zünder nicht entfernen ließen, solle die Bombe kontrolliert gesprengt werden. Dazu würde sie mit Material umhüllt, das den Druck abschwächen könne. Üblicherweise würden dafür Strohballen verwendet.

Die Stadt Magdeburg informiert laufend aktuell unter www.magdeburg.de sowie auf Facebook und Twitter. Ab 7.00 Uhr ist unter 0391/540 7777 ein Bürgertelefon geschaltet.

Aus der Universitätsfrauenklinik wurden die Patientinnen und Neugeborene in andere Kliniken verlegt. Auch die Bewohner mehrerer Altenpflegeheime wurden in Sicherheit gebracht; ein neu eröffnetes Demenzzentrum an der Elbe nahm vorübergehend zusätzlich 85 Heimbewohner auf.

Der Kampfmittelbeseitigungsdienst hatte die Fliegerbombe am Mittwoch bei Sondierungsarbeiten zu einem geplanten Tunnelneubau gefunden. Man entschied sich, mit der Entschärfung noch einen Tag zu warten, um die nötigen logistischen Vorkehrungen treffen zu können.

Wie sollen sich die Anwohner verhalten?

Die betroffenen Anwohner wurden gebeten, das Gebiet bis spätestens 20.00 Uhr selbstständig zu verlassen. Die Stadt Magdeburg empfahlt, bei Verwandten oder Freunden Unterschlupf zu suchen und sich darauf einzustellen, eventuell die Nacht bis Freitag dort zu verbringen. Wer nicht im Bekanntenkreis unterkommen konnte, für den bereitete die Stadt in der Hermann-Gieseler-Halle Unterkünfte vor.

Geschäfte und Kindertagesstätten hatten am Donnerstag zunächst normal geöffnet.

Die Stadt hatte seit dem Morgen zudem eine Info-Hotline freigeschaltet (0391 540 7777). Während der Evakuierung steht den betroffenen Anwohnern die Hermann-Gieseler-Halle als Ausweichquartier zur Verfügung. „Wir richten uns auch darauf ein, dass die Menschen über Nacht bleiben“, sagte Stadtsprecherin Poenicke. Weitere Ausweichquartiere stünden bereit.

Behinderungen im Bahnverkehr

Wegen der Entschärfung mussten sich auch Bahnreisende am Abend auf Behinderungen einstellen. Wie die Bahn mitteilte, muss auf Anweisung der Behörden der Magdeburger Hauptbahnhof während der Entschärfung voll gesperrt und der Zugverkehr eingestellt werden. Der Zugang zum Magdeburger Hauptbahnhof war ab 18 Uhr nicht mehr möglich, der Zugverkehr wurde 19 Uhr eingestellt.

Züge der Regionalbahn-Linie (RB 40) aus Richtung Braunschweig enden in Magdeburg-Sudenburg und fahren von hier aus zurück.

Die Nahverkehrszüge der Regional-Express-Linie (RE) 10 Erfurt–Magdeburg, RE 20 Halle (Saale)–Stendal–Uelzen, Regionalbahn-Line (RB) 30 Schönebeck (Elbe)–Stendal–Wittenberge, RB 41 Aschersleben–Magdeburg sowie der S-Bahn S 1 Schönebeck-Bad Salzelmen–Zielitz enden aus dem Süden kommend in Magdeburg-Buckau.

Die aus dem Norden und Osten kommenden Linien RE 1 Berlin–Magdeburg, RE 13 Leipzig–Dessau–Magdeburg, RE 20 Uelzen–Stendal–Halle (Saale), S 1 Zielitz–Schönebeck-Bad Salzelmen, RB 30 Wittenberge–Stendal–Schönebeck (Elbe), RB 36 Wolfsburg–Magdeburg und RB 42 Dessau¬–Magdeburg enden in Magdeburg-Neustadt und fahren von hier aus wieder zurück. Die Züge der RB 31 Magdeburg–Burg fallen aus, dafür halten die Züge der RE 1 zwischen Burg und Magdeburg-Neustadt auf allen Unterwegsbahnhöfen.

Die Züge der Intercity-Linien 55/56 Dresden¬–Halle (Saale)–Köthen¬–Magdeburg¬–Braunschweig–Hannover–Köln/Oldenburg werden umgeleitet und halten zusätzlich in Magdeburg-Buckau. Die durch die hochwasserbedingte Sperrung der Neubaustrecke über Magdeburg fahrenden Umleitungsverkehre werden über Wittenberge und Stendal umgeleitet und halten zusätzlich in Stendal.

Auf den Bahnhöfen Magdeburg-Buckau, Magdeburg-Sudenburg und Magdeburg-Neustadt wurden zusätzliche Service-Mitarbeiter eingesetzt, so ein Bahnsprecher. Ein Ersatzverkehr mit Bussen konnte wegen der Sperrung der Innenstadt nicht eingerichtet werden. Für etwaige Entschädigungen wegen Zugausfällen, Zugverspätungen oder verpasster Anschlusszüge gelten die Fahrgastrechte im Eisenbahnverkehr www.bahn.de/fahrgastrechte. Im Nahverkehr von DB Regio endeten die Züge in den Bahnhöfen Magdeburg-Buckau, Magdeburg-Sudenburg und Magdeburg-Neustadt.

Große Teile der Innenstadt Magdeburgs waren am Ende des Zweiten Weltkriegs zerstört worden. Immer wieder werden deshalb Bomben aus dieser Zeit gefunden.

Vor zwei Jahren wurden in Halle nach dem Fund einer Fliegerbombe bei Bauarbeiten ein Krankenhaus mit 500 Patienten, eine ambulante Klinik und dann auch die gesamte Innenstadt innerhalb weniger Stunden geräumt. Rund 20 000 Menschen waren betroffen. Die Fliegerbombe konnte entschärft werden.

Evakuierungsgebiet in Magdeburg nach dem Bombenfund
Evakuierungsgebiet in Magdeburg nach dem Bombenfund
Grafik/Polizei Lizenz
Der Fundort der Bombe wird nach der gelungenen Entschärfung ausgeleuchtet.
Der Fundort der Bombe wird nach der gelungenen Entschärfung ausgeleuchtet.
dpa Lizenz
Torsten Kresse (l), Einsatzleiter vom Kampfmittelbeseitigungsdienst Sachsen-Anhalt und Olaf Machnik, Truppführer vom Kampfmittelbeseitigungsdienst Sachsen-Anhalt, nach der gelungenen Entschärfung der Bombe.
Torsten Kresse (l), Einsatzleiter vom Kampfmittelbeseitigungsdienst Sachsen-Anhalt und Olaf Machnik, Truppführer vom Kampfmittelbeseitigungsdienst Sachsen-Anhalt, nach der gelungenen Entschärfung der Bombe.
dpa Lizenz
Die Fundstelle der Bombe in Magdeburg aus der Luft
Die Fundstelle der Bombe in Magdeburg aus der Luft
Matthias Strauß Lizenz
Bewohner der Seniorenresidenz "Am Adelheidring" in Magdeburg werden während der Evakuierung wegen eines Bombenfundes aus dem Gefahrengebiet gebracht.
Bewohner der Seniorenresidenz "Am Adelheidring" in Magdeburg werden während der Evakuierung wegen eines Bombenfundes aus dem Gefahrengebiet gebracht.
dpa Lizenz
Im Stadtzentrum von Magdeburg ist eine Fliegerbombe gefunden worden.
Im Stadtzentrum von Magdeburg ist eine Fliegerbombe gefunden worden.
dpa Lizenz
Die Fünf-Zentner-Bombe im Zentrum von Magdeburg.
Die Fünf-Zentner-Bombe im Zentrum von Magdeburg.
Polizei Lizenz