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Pläne für Riebeckplatz Riebeckplatz in Halle (Saale): Welche Chancen hat das Kongresscenter - und welche Risiken?

Von Steffen Höhne 12.10.2017, 10:49
So könnte das neue Hotel und Kongresszentrum am Riebeckplatz aussehen.
So könnte das neue Hotel und Kongresszentrum am Riebeckplatz aussehen. Michael Peitz

Halle (Saale) - Der Riebeckplatz ist das Tor zur halleschen  Innenstadt - er verbindet den Hauptbahnhof mit der oberen Einkaufsmeile. An diesem städtebaulich wichtigen Ort hat Halles Oberbürgermeister Bernd Wiegand (parteilos) Großes vor. Die Stadt prüft, ob ein Hotel samt Kongresscenter für bis zu 50 Millionen Euro entstehen kann. Am Mittwoch ließ Wiegand das  Vorhaben vor den Fraktionsspitzen des Stadtrates vorstellen. Es handelt sich allerdings noch nicht um ein fertiges Projekt, hieß es.

Kongress-Center am Riebeckplatz: Die Kernpunkte

Die Stadt will auf dem Gelände des geschlossenen Maritim-Hotels ein Kongresszentrum mit 1.400 Plätzen für 25 bis 30 Millionen Euro errichten lassen und auch selbst betreiben. Das Gebäude soll terrassenförmig aufgebaut sein und über eine neu gebaute Brücke mit dem Hauptbahnhof  verbunden werden. Um das zu finanzieren,  soll das Land Sachsen-Anhalt das Vorhaben mit 60 bis 90 Prozent fördern, heißt es in einer Präsentation, die Wiegands Wirtschaftsberater Jens Rauschenbach vorstellte.

Zudem ist die Stadt in Gesprächen mit drei privaten Investoren, die ein 15-stöckiges Vier-Sterne-Hotel errichten sollen. Dafür werden Kosten von 18 bis 20 Millionen Euro veranschlagt. Das bisherige Maritim-Hotel würde abgerissen. Wiegand möchte vom Stadtrat die Zustimmung für einen sogenannten B-Plan, der für das Areal eine Nutzung als Kongress-Ort vorsieht.

Kongress-Center am Riebeckplatz: Was sagt der Eigentümer?

Die Maritim-Gruppe mit Aufsichtsratschefin Monika Gommolla an der Spitze hat andere Pläne. Das Unternehmen, das weltweit 47 Hotels betreibt, hatte das hallesche Vier-Sterne-Haus 2015 geschlossen und als Flüchtlingsunterkunft an das Land vermietet. Seit März 2017 werden in dem Objekt allerdings keine Migranten mehr betreut.

Die Firma Bankimmobilien aus Halle will das Gebäude für 12,7 Millionen Euro kaufen und eine Art Studentencity mit 300 Appartements samt Fitness-Studio einrichten. Das Maritim unterstützt diese Pläne. Bei Wiegands Neubau-Plänen würde die Maritim-Gruppe wohl lediglich den Grundstückspreis erzielen. Nun läuft offenbar ein Poker zwischen Wiegand und der Maritim-Gruppe. Denn mit dem B-Plan könnte die Stadt die Studentenappartements verhindern.

Welche Chancen hat das Kongress-Center am Riebeckplatz?

Halle besitzt in der Innenstadt unter anderem mit dem Dorint und dem Roten Ross zwar mehrere  Hotels. Zudem entsteht am Riebeckplatz gerade  ein weiteres Hotel  mit 186 Betten. Jedoch gibt es kein  Kongresszentrum mit mehr als 1.000 Plätzen.

Die Händel-Halle verfügt zwar über einen großen Saal, aber keine kleinen Tagungsräume. Forschungseinrichtungen und Universität in Halle veranstalten daher größere Kongresse oft in Leipzig. Führende Wissenschaftler unterstützen Wiegand. Halle ist zudem einer der wenigen Haltepunkte auf der ICE-Neubaustrecke Berlin-München - liegt  damit verkehrsgünstig.

Die Befürworter argumentieren: Sollte es in Halle einen Ort für ein Kongresszentrum geben, dann den Riebeckplatz. Die Attraktivität der Stadt als Wirtschaftsstandort würde steigen.

Welche Risiken gibt es bei einem Kongress-Center am Riebeckplatz?

Die Maritim-Gruppe gibt dem Vorhaben  kaum Chancen. Maritim-Eignerin Gommolla sagte zuletzt der MZ: „Wir haben mit unserem Kongressbetrieb in Halle über Jahre zweistellige Millionenverluste eingefahren.“ In der Gruppe würden 150 Mitarbeiter an der Vermarktung für Kongresse arbeiten. In Halle soll die Vermarktung die Stadtmarketing-Gesellschaft übernehmen. Kann diese das stemmen?

Die Stadt würde finanziell ins Risiko gehen. Viele  Kongresszentren in Deutschland sind auf Zuschüsse angewiesen. Zudem ist mit Leipzig  Konkurrenz direkt vor der Haustür. Dort hat die Messe-Gesellschaft erst 2016 ein neues Kongresszentrum mit 15 Sälen in Betrieb genommen. Auch Wiegand selbst sagt: „Es ist ein Entwurf. Die Wirtschaftlichkeit muss noch durchgerechnet werden.“

Die Reaktionen auf die Pläne für Kongress-Center am Riebeckplatz

Nun kommt es auf den Stadtrat an, ob er Wiegand beim B-Plan folgt. SPD-Fraktionschef Johannes Krause sagte: „Wir müssen das zunächst in der Fraktion besprechen.“ CDU-Fraktionschef Andreas Scholtyssek meinte: „Die Idee eines Kongresszentrums ist sympathisch.“ Doch dafür müssten auch die Rahmenbedingen stimmen. So dürfe der städtische Haushalt nicht dauerhaft belastet werden. „Bisher hat die Stadt dazu nichts Konkretes vorgelegt.“ (mz)