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Suedostlink Suedostlink: Im Saalekreis formiert sich Widerstand gegen Stromautobahn

Von Diana Dünschel und Melain van Alst 11.10.2017, 05:00
Cornelia Fischer (l.) von der 1. Bürgerinitiative Langeneichstädt protestiert mit diesem Banner gegen die geplante Stromtrasse.
Cornelia Fischer (l.) von der 1. Bürgerinitiative Langeneichstädt protestiert mit diesem Banner gegen die geplante Stromtrasse. Peter Wölk

Langeneichstädt/Bad Dürrenberg - Im Burgenlandkreis und konkret in der Region zwischen Freyburg und Goseck formiert sich Widerstand gegen die geplante neue Stromautobahn Suedostlink, die Wolmirstedt mit dem bayerischen Landshut verbinden und dabei auch durch die Saale-Unstrut-Region führen soll. 

Verein Saale-Unstrut-Tourismus unterstützt Bürgeriniative gegen Stromtrasse

Die Einwohner sind für den 24. Oktober, 19 Uhr, zur Gründung einer Bürgerinitiative (BI) in das „Edelacker“-Hotel Freyburg  eingeladen. Befürchtet werden von den Gegnern eine Beschädigung von Tourismus, Weinbau, Natur, Umwelt und Landwirtschaft, die Zerstörung von Bodendenkmalen und  der Verlust von Arbeitsplätzen.

Unterstützt wird die Initiative nach MZ-Informationen unter anderem vom Naturpark Saale-Unstrut-Triasland, der seine Bedenken der für die Genehmigung zuständigen Bundesnetzagentur schon zukommen ließ, und dem Verein Saale-Unstrut-Tourismus, die beide sowohl im Burgenland- als auch im Saalekreis  wirken.

Protest in Langeneichstädt gegen Stromtrasse: Übergreifende Zusammenarbeit zwischen den Initiativen?

Das ist natürlich Wasser auf die Mühlen der 1. BI im Müchelner Ortsteil Langeneichstädt, also in direkter Nachbarschaft zu Freyburg, die schon seit längerem den geplanten westlichen Trassenverlauf der Stromautobahn kritisiert. Die Hauptargumente der Langeneichstädter ähneln sich dabei denen der Freyburger.

Es geht um die mögliche Zerstörung der reizvollen Landschaft der Langeneichstädter Wiesen, um die hohen Baukosten für das geplante Erdkabel gegenüber einer Freileitung, die von den Verbrauchern bezahlt werden müssten, und um landwirtschaftliche Nachteile durch die Wärmestrahlung der Erdkabel. Bietet sich da eine Zusammenarbeit an? Cornelia Fischer von der BI Langeneichstädt kündigt jedenfalls an, Kontakt zu der geplanten BI im Burgenlandkreis aufnehmen zu wollen.

Protest gegen Stromtrasse: Langeneichstädter gehen noch weiter

Doch die Forderungen der Mitglieder der BI Langeneichstädt gehen noch weiter: Sie wollen eine dezentrale Energiewende, die auf die lokale und regionale Erzeugung erneuerbare Energien setzt. Eine Grundsatzdiskussion müsse her, so wie es der Bund Naturschutz in Bayern fordere, heißt es in einer Stellungnahme.  

Die gesamte Struktur des Bundesbedarfsplanes müsse überdacht werden. Ein Energiedialog sei erforderlich und die Trassen schlicht nicht notwendig. „Warum können die Stromleitungen nicht an die bereits vorhandenen Strommasten angeschlossen werden?“, fragt Horst Klose von der BI. 

Cornelia Fischer weist zudem darauf hin, dass der Kreistag des Landkreises Bayreuth vor wenigen Wochen seine ablehnende Position gegen die Stromtrasse in einer Resolution an die Bundesnetzagentur deutlich machte. Ein Vorbild für hiesige Kommunalpolitiker?

Umstrittene Stromtrasse: Unterschiedliche Positionen im Saalekreis

Im Saalekreis gibt es zum Thema Stromtrasse  unterschiedliche Positionen. Mücheln will sich zum Beispiel erst 2018 positionieren, wenn das Vorhaben öffentlich ausgelegt wird.  Die Stadt Bad Dürrenberg  und Ortschaften Zöschen und Kötzschau für die Stadt Leuna haben dagegen  in Stellungnahmen zum alternativen Trassenkorridor - der östlichen Variante - ihre Ablehnung signalisiert. Im Falle der Stadt Bad Dürrenberg würde die Trasse entlang des Ortes Nempitz verlaufen.

Dadurch sei die Entwicklungsmöglichkeit der Ortschaft eingeschränkt, argumentiert Bürgermeister Christoph Schulze (CDU).  „Nempitz wächst und ist begehrt auch wegen der Nähe zu Leipzig.“ Mehrere Einfamilienhäuser würden dort entstehen. Dem  Ort gehe es gut, er könne  sich weiterentwickeln und durch die Trasse  werde  Land genommen, dass dann nicht mehr überbaut werden kann. Ganz abgesehen von möglichen archäologischen Funden in dieser Region, so der Bürgermeister.

Befürchtungen in Leuna: Zieht Stromtrasse Riss durch die Aue?

In Leuna fürchte man dagegen, dass die Trasse einen Riss durch die Aue bedeuten könnte, direkt vorbei am Zöschener Ortsteil Zscherneddel. „Zerstörte Natur, beschädigte Gewässer, erhitzter toter Ackerboden und eine Höchstspannungsstromtrasse in direkter Nähe unserer Wohnbebauung werden die Folge sein“, befürchtet man in Zöschen und lehnt den alternativen Korridor kategorisch ab, so Ortsbürgermeisterin Andrea Engelmann.
Zu den Korridoren hat  die Kreisverwaltung  im Januar eine Stellungnahme abgegeben und wird dies erneut beim Planfeststellungsverfahren tun. „Der Kreis hat den Planungsprozess stets begleitet,  frühzeitig seine Einwände vorgebracht und die Gemeinden hingewiesen, dass sie ihre Betroffenheit rechtzeitig beim Betreiber vorbringen“, so Sprecherin Kerstin Küpperbusch. (mz)