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Tourismus in Mücheln Tourismus in Mücheln: Schön, aber schön genug?

Von Nico Grünke 24.08.2017, 11:10
Auf dem Weg vom Hafen zum Marktplatz in Mücheln kommen Besucher an der Geiselbrücke samt Furt vorbei. Ein lauschiger Ort, der auch beim Stadtspaziergang passiert wurde. Die Verbindung Geiseltalsee-Innenstadt soll in Mücheln attraktiver gestaltet werden. Aber wie?
Auf dem Weg vom Hafen zum Marktplatz in Mücheln kommen Besucher an der Geiselbrücke samt Furt vorbei. Ein lauschiger Ort, der auch beim Stadtspaziergang passiert wurde. Die Verbindung Geiseltalsee-Innenstadt soll in Mücheln attraktiver gestaltet werden. Aber wie? Peter Wölk

Mücheln - Der Weg wird eigentlich gut vorgegeben. Lauter gelbe Steine mit einer tatzenartigen Vertiefung sind in den Boden eingebracht. Sie führen von der Hafenanlage in Mücheln die vielen Stufen hinauf zum Tunnel unter der Bahnhofstraße und von dort aus in den Stadtkern. Ziel ist eine Ausstellung über prähistorische Funde, die in der Region gemacht wurden. In Marktnähe ist sie zu sehen.

Naherholungssuchende, die am Geiseltalsee unterwegs sind, sollen auf die Art neugierig gemacht und in die Innenstadt gelockt werden. Mücheln möchte als Anrainerkommune vom Tourismus an einem der größten künstlich geschaffenen Seen Deutschlands profitieren. Doch Besuchern bietet sich auf dem Weg vom Hafen zum Markt ein Kontrastprogramm.

Das Programm „Experimenteller Wohnungs- und Städtebau“ - kurz ExWosST

Das monierte jüngst Joris Schofenberg, der Mücheln zwar Potenzial bescheinigt, aber in den letzten Wochen auch Probleme ins Visier genommen hat. Das Programm „Experimenteller Wohnungs- und Städtebau“ - kurz ExWosST - betreut Schofenberg als Projektleiter. Mücheln wurde als eine von bundesweit acht Städten in das vom Bundes-Umweltministerium initiierte Programm aufgenommen. Die Stadt im Geiseltal gilt mit rund 9.000 Einwohnern als typische deutsche Kleinstadt in einer sogenannten peripheren Lage.

„Das Markante an Mücheln ist, dass die Stadt zum Teil von der Kohle verdrängt wurde. Jetzt muss sie sich wieder in die Richtung entwickeln, wo jetzt der See ist“, sagt Schofenberg bei einem Stadtspaziergang am Dienstagabend, dem sich zahlreiche interessierte Bürger angeschlossen haben. Durch ExWoSt sollen Ideen entwickelt und Impulse gesetzt werden, um das Stadtbild entsprechend zu gestalten und dabei vor allem für Gäste sowie auch Einwohner attraktiver zu machen. Studierende und engagierte Bürger sollen in dem Zusammenhang unterschiedliche Projekte auf den Weg bringen, um somit die Ideen umzusetzen, so jedenfalls der Grundgedanke. Entstehende Pläne sollen bis 2030 verwirklicht werden.

Ansehnlich sanierte Häuser gibt es in Mücheln auch

Einige Ideen könnten aber auch relativ zeitnah realisiert werden. Temporäre Gestaltungen seien beispielsweise vorstellbar. Damit sind unter anderem Kunstprojekte gemeint, die zumindest zeitweise das Stadtbild bereichern könnten. Als problematisch betrachtet Schofenberg vor allem Häuser, die anscheinend dem Verfall ausgeliefert sind - sogenannte Schrottimmobilien. Einige davon stehen schon längere Zeit leer. Dachziegel und Putz lösen sich allmählich, was auch für Passanten gefährlich werden kann. Solche Bereiche müssen zumindest gesichert werden. Die Stadt muss sich mit den Eigentümern auseinandersetzen.

Bürgermeister Andreas Marggraf (parteilos), beim Rundgang mit von der Partie, will das Thema im Hauptausschuss ansprechen. Er weist aber auch darauf hin, dass sich im Innenstadtbereich vieles positiv entwickelt habe. Ansehnlich sanierte Häuser gibt es auch. Die Gestaltung des Marktes sei gelungen.

Stadtverschönerung in Mücheln: „Das Gelenk sollte aufgewertet werden“

Aber nicht nur die vorhandenen Immobilien spielen nach Ansicht von Schofenberg bei der Stadtverschönerung eine Rolle. „Das Gelenk sollte aufgewertet werden“, sagt er. Mit Gelenk ist der Übergang vom Hafen zur Innenstadt gemeint. In Mücheln ist die Schnittstelle ungefähr dort, wo das große Viadukt steht. Ein paar Garagen sind dort beispielsweise zu finden. Für Schofenberg ist das Ganze nicht attraktiv genug, um potenzielle Gäste anzulocken. Wie das Areal am besten umgestaltet werden sollte, um auf Besucher interessant zu wirken, sei aber noch nicht klar.

Bis konkrete Ideen verwirklicht werden, müssen wohl noch ein Weilchen allein die gelben Steine wegweisend sein. (mz)