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Ebbe in der Elbe Ebbe in der Elbe: Niedrige Wasserstände bremsen Frachtverkehr immer öfter aus

Von Ralf Böhme 14.08.2017, 06:00
Das teilweise ausgetrocknete Flussbett der Elbe in Magdeburg (August 2015). Die Elbe ist für die Frachtschiffer ein launischer und problematischer Fluss.
Das teilweise ausgetrocknete Flussbett der Elbe in Magdeburg (August 2015). Die Elbe ist für die Frachtschiffer ein launischer und problematischer Fluss. dpa-Zentralbild

Magdeburg - Die Elbe in Sachsen-Anhalt führt immer weniger Wasser. In der vergangenen Woche sind die Pegelstände erneut stark gefallen. Den Tiefpunkt meldet Aken (Anhalt-Bitterfeld) aktuell mit 58 Zentimetern. Schiffsverkehr ist nur noch eingeschränkt möglich. Selbst Schiffe mit geringem Tiefgang drohen auf Grund zu laufen. Ein Umstand, der offenbar dauerhaft zum Problem geworden ist.

So konnten 2016 an 285 Tagen wegen Niedrigwasser - also Wasserstände unter zwei Meter - keine Massengüter auf der Elbe transportiert werden. An 98 Tagen registrierte der elektronischen Informationsservice Elwis sogar weniger als 1,40 Meter in der Fahrrinne von der Elster- bis zur Saalemündung. Damit steht auf Dauer die Wirtschaftlichkeit der Binnenschifffahrt grundsätzlich in Frage.

Neue Hoffnung für Elbe als Transportweg

Die Zahl der deutschen Binnenschiffe sinkt bereits, seit 1990 um insgesamt 35 Prozent. Der Umschlag in den Häfen beträgt mit einer Million Tonnen jährlich nur noch ein Zehntel der ursprünglichen Menge.

Neue Hoffnung, die Elbe als Transportweg erhalten zu können, nährt ein kürzlich vom Bundestag abgesegnetes Gesamtkonzept. Es sieht vor, dass langfristig auf der gesamten Länge des Flusses mindestens eine 1,40 Meter tiefe Fahrrinne elf Monate im Jahr verfügbar ist. Ein seit 2002 geltender Baustopp ist damit faktisch aufgehoben - unter einer Bedingung: Die Natur darf keinen Schaden nehmen. „Der Ausbauverzicht gilt“, sagte Sachsen-Anhalts Umweltministerin Claudia Dalbert (Grüne) der MZ. „An der Elbe darf nur gebaut werden, wenn es der Gewässerökologie dient.“ Staustufen gelten ihr zufolge als ausgeschlossen.

Elbeschifffahrt: Sachsen-Anhalt plant „ein ambitioniertes Projekt“

Als kritischster Bereich gilt ein Abschnitt, der auch an den Städten Wittenberg und Dessau-Roßlau vorbeiführt. Dort gräbt sich die Elbe in den Untergrund ein. Dabei freigesetztes Material sorgt andernorts für Sandbänke, die später die Schiffe ausbremsen. „Ziel muss der Stopp dieser Erosion sein“, sagt Stefan Kunze von der Elbe-Allianz.

Der Verein, dem 100 Unternehmen, Behörden und Industrie- und Handelskammern angehören, verfolgt zwei Lösungsansätze. Zum einen soll das Flussbett durch das Einbringen von Kies stabilisiert werden. „Zum anderen muss das bereits vorhandene System, das den Abfluss regelt, den neuen Bedingungen angepasst und ergänzt werden.“

Sachsen-Anhalt plant dazu laut Umweltministerium „ein ambitioniertes Projekt“. Im Umland von Klöden (Landkreis Wittenberg) sollen mehrere alte Flussarme wieder an die Elbe angeschlossen werden. Das Vorhaben, so die Berechnungen, gibt dem Strom wieder mehr Raum und gleichzeitig wird der Erosion entgegengewirkt.

Ernst Dörfler, Elbe-Experte vom Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland, sieht derweil alle Pläne zur Regulierung skeptisch. „Bauen und Baggern schafft kein Wasser herbei.“ Der Aufwand für die Schifffahrt sei bereits enorm. Nur ein Prozent der Güter in Sachsen-Anhalt sind ihm zufolge auf der Elbe unterwegs. Das größte Problem für Dörfler: Schon jetzt rauscht das Wasser viel zu schnell Richtung Mündung. Überfällig sei deshalb die Entschleunigung auf ein natürliches Maß. Dazu müssten aber die Buhnen, eine Art künstlicher Landzungen, zurückgebaut werden. (mz)