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Toter in Gartensparte in Aschersleben Toter in Gartensparte in Aschersleben: Mutmaßliche Mörder kommen vor das Landgericht Magdeburg

Von Marko Jeschor 11.08.2017, 07:45
Spurensicherung nach dem Fund einer Leiche am Rande einer Gartenanlage am Hangelsberg in Aschersleben.
Spurensicherung nach dem Fund einer Leiche am Rande einer Gartenanlage am Hangelsberg in Aschersleben. Archiv/Tobis

Aschersleben - Die Tat erschütterte ganz Aschersleben: Ein 32-Jähriger wurde Anfang März in einer Kleingartensparte in der Nähe der Hoymer Chaussee brutal getötet - nur zwei Tage, nachdem der Mann vor dem Landgericht Magdeburg gegen seinen Komplizen in dem Prozess um mehrere Raubüberfälle in Aschersleben und Gernrode aussagte.

Hatte er sich damit sein eigenes Todesurteil ausgestellt? Die Staatsanwaltschaft spricht zumindest von einem Racheakt als Motiv, wie Landgerichtssprecher Christian Löffler mitteilte. Demnach geht die Anklage davon aus, dass der 32-Jährige von drei Männern aus der Region gemeinschaftlich umgebracht wurde, weil er den Hauptangeklagten im damaligen Raubüberfall-Prozess mit seiner Aussage belastet hatte. Bereits kurz nach der Tat nahm die Polizei drei dringend Tatverdächtige fest. Die ließen sich zunächst jedoch nicht zur Tat ein (die MZ berichtete).

Prozess beginnt Dienstag am Landgericht Magdeburg

Dennoch müssen sie sich als mutmaßliche Täter ab kommenden Dienstag vor der ersten Großen Strafkammer des Landgerichts Magdeburg wegen Mordes verantworten. Sie sollen den zweifachen Familienvater aus Aschersleben aus niedrigen Beweggründen getötet haben. Bei einer Verurteilung droht ihnen eine lebenslange Haft.

Spätestens mit Prozessbeginn wird klar, um wen es sich bei den Angeklagten handelt. Spekuliert wurde kurz nach der Tat unter anderem über einen Mord unter Kleingärtnern. Möglicherweise aber könnten hinter der Tat die Männer stecken, die den Prozessauftakt zu den Raubüberfällen in Aschersleben und Gernrode noch von den Zuschauerreihen verfolgten. Bemerkenswert dabei: Sie und der Hauptangeklagte scherzten miteinander und tauschten regelmäßig Blicke aus.

Angeklagter und Zuschauer scherzten miteinander

Ein weiteres Indiz: Nach der Tat waren die Männer an keinem weiteren Verhandlungstag mehr anwesend. Ob es sich tatsächlich um dieselben Männer handelt, wollten am Donnerstag weder die Staatsanwaltschaft Magdeburg noch die für die Ermittlungen zuständige Polizeidirektion Nord auf MZ-Anfrage bestätigen. Möglich ist damit auch, dass die mutmaßlichen Täter nicht im Gerichtssaal als Besucher saßen, sondern etwa aus der Zeitung von den Aussagen erfahren haben.

Besonders tragisch ist an dem Fall unterdessen, dass die Aussage des 32-jährigen Opfers nur ein winziges Puzzleteil bei der Verurteilung des Hauptangeklagten war. Tatsächlich wogen ein Teilgeständnis sowie die Aussagen anderer Zeugen weitaus schwerer.

Hinzu kamen weitere Belege wie DNA-Spuren, die ihm vorläufig eine über sieben Jahre dauernde Haftstrafe einbrachten. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig, da der Verurteilte Revision beim Bundesgerichtshof eingelegt hat, wie Gerichtssprecher Löffler weiter mitteilte.

Angesetzt für den Mordprozess sind zunächst sieben Verhandlungstage bis Ende September. Gehört werden sollen 26 Zeugen sowie zwei Sachverständige. Der Prozess findet unter verschärften Sicherheitsvorkehrungen statt. Laut Löffler hat der Vorsitzende Richter eine sitzungspolizeiliche Anordnung erlassen.

Das bedeutet: Es werden mehr Sicherheitskräfte vor Ort sein. Eine Begründung dafür habe der Richter nicht genannt, so der Gerichtssprecher. Das sei bei Anhaltspunkten für eine besondere Gefährdungslage möglich. Im konkreten Fall könnte die Maßnahme etwas mit möglichen Verbindungen in die Rockerszene zu tun haben. Grund: Der Hauptangeklagte des Raubüberfallprozesses wurde vor dem mittlerweile geschlossenen Clubhaus der Chicanos in der Oberstraße in Aschersleben festgenommen. (mz)