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Unglück in der Goitzsche Unglück in der Goitzsche bei Bitterfeld: Tod eines Tauchers wirft nach über einem Jahr noch Fragen auf

Von Frank Czerwonn 04.08.2017, 14:07
In Marina am Bernsteinsee ist das Unglück mit dem Taucher passiert. Das Wasser hat derzeit eine Temperatur von 3,5 Grad.
In Marina am Bernsteinsee ist das Unglück mit dem Taucher passiert. Das Wasser hat derzeit eine Temperatur von 3,5 Grad. André Kehrer

Bitterfeld - Der Tod eines erfahrenen Tauchers in der Goitzsche hat im Februar 2016 große Betroffenheit in der ganzen Region zwischen Bitterfeld und Wittenberg ausgelöst.

Fast eineinhalb Jahre später gibt es nun zwar neue Erkenntnisse zu dem tödlichen Unglück. Trotzdem bleibt der Fall rätselhaft. Das betrifft vor allem die Todesursache.

Offenbar hat es bei dem Drama in rund zehn Metern Wassertiefe technische Probleme an der Ausrüstung des 48-jährigen erfahrenen Tauchers aus dem Landkreis Wittenberg gegeben. Das hat eine fachliche Untersuchung erbracht.

Für die Staatsanwaltschaft Dessau-Roßlau ist der Fall noch nicht abgeschlossen

Ein vereidigter Sachverständiger für das Sachgebiet „Tauchausrüstungen - Unfallursachenermittlung/Technikbewertung“ hat ein Gutachten zu dem Todesfall erstellt. Nach dessen Urteil „hat das Einfrieren des Hauptatemreglers das Unglück ausgelöst“.

Das teilte jetzt die Landesregierung auf eine Kleine Anfrage des Bitterfelder Landtagsabgeordneten Volker Olenicak (AfD) mit. Zugleich wird aber aus Magdeburg betont: „Die Todesursache ist ungeklärt.“ Für die zuständige Staatsanwaltschaft Dessau-Roßlau ist deshalb der rätselhafte Fall auch noch immer nicht abgeschlossen.

In zehn Metern Tiefe bekam der Taucher plötzlich Probleme

Der 48-jährige Mann war am 18. Februar 2016 nachmittags mit anderen Teilnehmern auf einem offenbar privaten Tauchgang vor der Marina an der Gaststätte „Seensucht“.  In zehn Metern Tiefe bekam er plötzlich Probleme, die ein Sicherungsposten bemerkte.

Der Taucher wurde daraufhin aus dem Wasser geholt und an Land gebracht. Dort wurde er vom alarmierten Rettungsdienst reanimiert. Trotzdem verstarb der Mann wenig später im Gesundheitszentrum. Die Wassertemperatur der Goitzsche soll damals etwa 3,5 Grad betragen haben.
Ob es sich bei dem in dieser Jahreszeit eher unüblichen Tauchgang um eine private Aktion handelte oder ob dies im Auftrag geschah, dazu gibt es keine öffentlichen Aussagen.

Ob ein eingefrorenes Ventil zum Tod führte, ist weiter unklar

Der Verunglückte war Chef einer Tauchschule und war auch für anspruchsvolle Disziplinen wie Unterwasser-Navigation, Nachttauchen, Strömungstauchen sowie den Bereich Stress & Rettung zuständig.

All dies legt nahe, dass der Mann wusste, wie er in Notsituationen wie einem eingefrorenen Hauptatemregler richtig reagiert. Da die Todesursache noch immer unklar ist, fordert die Staatsanwaltschaft nun weitere Untersuchungen.

„Wir haben die Rechtsmedizin um eine ergänzende Stellungnahme gebeten, inwieweit solch ein möglicher technischer Defekt die Todesursache beeinflusst haben könnte“, sagt Staatsanwalt Olaf Braun. 

Denn bislang sei nicht bewiesen, dass das eingefrorene Ventil zum Tod des Tauchers geführt hat. „Der Fall ist noch nicht abgeschlossen“, so Braun.

Rettungswege zur Goitzsche waren immer ausreichend zugänglich

Unterdessen hat die Landesregierung der Behauptung Volker Olenicaks, dass während des Unglücks die Rettungswege zur Goitzsche nicht ausreichend zugänglich waren, eine deutliche Absage erteilt. Olenicak behauptet in der Vorbemerkung seiner Anfrage, dass dadurch „die Rettungskräfte Probleme hatten, an die Unglücksstelle zu gelangen“.

Doch dem widerspricht die Landesregierung in ihrer  Antwort klar: „Es bestanden zum Unglückszeitpunkt für die Rettungskräfte keine Zugangsprobleme zum Einsatzort.“ Die gesetzliche Hilfsfrist von zwölf Minuten sei eingehalten worden. „Die Rettungskräfte waren in acht Minuten vor Ort.“ (mz)

Der Tauchunfall ist nicht das einzige Unglück in der Goitzsche. Seit der Freigabe 2004 gab es mehrere Todesopfer.

10. August 2004: Ein 18-jähriger Holzweißiger verschwindet in der Goitzsche beim Schwimmen mit seinem Vater. Drei Tage später wird er tot 20 Meter vom Ufer entfernt in Höhe des Fritz-Heinrich-Stadions gefunden. Vermutlich hatte sich der Mann in den üppig wachsenden Algen verfangen.

21. Oktober 2012: Spaziergänger finden im Hafenbecken einen Toten. Im Wasser treibt auch ein Fahrrad. Der 49-Jährige Mann aus dem Saalekreis war stark alkoholisiert. Der Staatsanwalt spricht von einem tragischen Unfall.

25. Juli 2013: Ein Wassersportler entdeckt am Schilfgürtel der Seepromenade einen leblosen Körper. Es handelt sich um eine 71-jährige Bitterfelderin, die vermisst gemeldet war.

7. Februar 2015: Spaziergänger finden an der Hafenmole einen Toten. Der 77-Jährige war seit drei Tagen vermisst.