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  7. Mordfall Yangjie Li: Urteil im Mordfall Yangjie Li: Lebenslang für Sebastian F., 5,5 Jahre Haft für Xenia I.

Mordfall Yangjie Li Urteil im Mordfall Yangjie Li: Lebenslang für Sebastian F., 5,5 Jahre Haft für Xenia I.

04.08.2017, 07:06
Die Angeklagten kurz vor der Urteilsverkündung.
Die Angeklagten kurz vor der Urteilsverkündung. Garn

Dessau - Im Mordprozess Yangjie Li ist am Freitag kurz nach 9 Uhr das Urteil verkündet worden: Der Hauptangeklagte Sebastian F. muss wegen Mordes und Vergewaltigung lebenslang hinter Gitter. Bei ihm stellte das Gericht zudem eine besondere Schwere der Schuld fest. Er muss also mindestens 15 Jahre in Haft bleiben.

Xenia I., Mitangeklagte und Ex-Freundin, erhielt wegen sexueller Nötigung in besonders schwerem Fall eine Jugendstrafe von fünf Jahren und sechs Monaten.

Die Angeklagten vernahmen das Urteil ohne Regung. Beide müssen etwa 60.000 Euro Schmerzensgeld zahlen. Sebastian F. trägt zudem noch die Kosten des Verfahrens. Xenia I. nicht.

Richterin sieht ein "unfassbares Verbrechen"

"Wir haben über ein unfassbares Verbrechen zu befinden", sagte Richterin Uda Schmidt. Yangjie Li habe ihr Leben gelassen, weil die Angeklagten ihre sexuellen Fantasien ausleben mussten. Yangjie Li habe ein regelrechtes Martyrium über sich ergehen lassen müssen.

In einer ausführlichen Urteilsbegründung beschrieb die Richterin einen Gewaltexzess. Sebastian F. habe nach der brutalen Vergewaltigung beschlossen, Yangjie Li zu töten. Er habe sie gewürgt, den Kopf mehrfach auf den Boden geschlagen, er habe versucht, Yangjie Li in einem Eimer zu ertränken.

Wann genau der Tod eingetreten ist, könne nicht festgestellt werden. "Festgestellt werden konnte nur, dass das Würgen und das versuchte Ertränken nicht zum Tod geführt haben." Xenia I. habe zuerst gedacht, dass Yangjie Li gegangen sei. Als Sebastian F. ihr berichtete, dass er die chinesische Studentin umgebracht habe, habe sie geholfen, die Leiche zu beseitigen.

Die Kammer sieht all das durch die zahlreichen Spuren, durch die Verletzungen von Yangjie li, durch Videoaufzeichnungen, durch Aussagen verschiedener Zeugen und auch durch die geständige Einlassung von Xenia I. als bewiesen an. Dem Teilgeständnis schenkt die Richterin Glauben. Sie habe es persönlich abgelegt und nicht über ihre Verteidigerin, sie haben sich auch selbst belastet. Viele ihrer Aussagen würden durch Beweise belegt.

Bei einer weiteren Vergewaltigung wird Sebastian F. freigesprochen

Vom Vorwurf einer weiteren Vergewaltigung wurde Sebastian F. freigesprochen.  Nach der Festnahme von Sebastian F. im Fall Yangjie Li hatte sich eine ehemalige Freundin gemeldet und ebenfalls von zwei Vergewaltigungen im Sommer 2013 berichtet.

Die Richterin sah bei der Frau aber keine Aussagekonstanz bei der Polizei und bei Gericht. Viele Details seien voneinander abgewichen. Das Gericht ging zwar nicht davon aus, dass die junge Frau eine Trittbrettfahrerin sei. Es geben einen gewissen Realitätsbezug. Es blieben aber Zweifel.

Beide waren des gemeinschaftlichen Mordes und der Vergewaltigung der chinesischen Studentin Yangjie Li angeklagt. Diese war am 11. Mai 2016 zum Joggen gegangen und nicht zurückgekehrt. Ihre Leiche wurde zwei Tage später gefunden - brutal misshandelt.

Mordprozess Yangjie Li hatte im November 2016 begonnen

Der Prozess gegen das Paar hatte im November 2016 begonnen. Seither hatte es 36 Verhandlungstage gegeben.

Die Richter blieben bei Xenia I. damit deutlich unter dem Antrag der Staatsanwaltschaft. Die hatte acht Jahre Jugendhaft beantragt. Die Nebenklage wollte bei der 21-Jährigen sogar eine Jugendhaft von 15 Jahren. 

Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig. Eine Revision kann innerhalb einer Woche eingereicht werden. (mz)