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Bayer CropScience in Gatersleben Bayer CropScience in Gatersleben: Weizenzüchter begutachten Ähren mit der Drohne

Von Regine Lotzmann 25.07.2017, 08:28
Fliegende Drohne und hochbeiniger Phänotraktor - der Gaterslebener Weizenzüchter nutzt die modernste Technik.
Fliegende Drohne und hochbeiniger Phänotraktor - der Gaterslebener Weizenzüchter nutzt die modernste Technik. Frank Gehrmann

Gatersleben - Ganz elegant lässt Dominik Kranich die Drohne in den meerwasserblauen Himmel schweben. Das kleine Fluggerät mit der Kamera an Bord surrt über die Weizenfelder bei Gatersleben und macht gestochen scharfe Bilder. „Das ist eine enorme Erleichterung“, weiß Alexander Kirchherr, der als Farm Manager im Europäischen Weizenzuchtzentrum von Bayer CropScience arbeitet.

20 Leute züchten hier im Seeland - unterstützt von 30 bis 40 Saisonkräften - neue Weizensorten. Auf die ganz herkömmliche Art. „Auf gut 40 Hektar bauen wir den Weizen an - alle zehn Quadratmeter ein anderer Genotyp“, erklärt der Züchter.

Begutachtung brauchte bisher viel Zeit und Personal

Und das ist reine Fummelarbeit. Oder war es. „Denn bisher waren viele Leute über einen langen Zeitraum damit beschäftigt, die Merkmale der Pflanzen aufzunehmen“, erzählt Kirchherr. Sie mussten schauen, ob das Getreide krank ist und wie lang die Ähren sind.

Und sie mussten zählen, wie viele Halme denn überhaupt auf einem Quadratmeter wachsen. „Das war sehr zeitintensiv, weil alles per Hand gemacht wurde“, erinnert sich der Farm Manager und will die Drohne, die seit kurzem hier in Gatersleben im Einsatz ist, deshalb nicht mehr missen.

Die überfliegt die Weizen-Bestände nämlich und macht Fotos, die am Computer ausgewertet werden - zum Teil schon automatisch. „Das bringt einen enormen Zeitgewinn und bessere Arbeitsbedingungen. Denn bisher sind die Mitarbeiter oft bei 30 Grad Celsius tagelang übers Feld gerannt.“

„Das Potenzial ist noch lange nicht ausgeschöpft“

Nun sei die Arbeit in einem Bruchteil der Zeit erledigt und die Daten noch viel genauer. „Die Länge der Halme, die Bestandsdichte“, zählt Alexander Kirchherr auf. Meint aber: „Wir sind da noch ganz am Anfang. Das Potenzial ist noch lange nicht ausgeschöpft.“

Auch andere modernste Technik, extra auf ihre Bedürfnisse zugeschnitten, haben die Weizenzüchter seit kurzer Zeit im Einsatz. Kirchherr zeigt auf einen hochbeinigen Phänotraktor, einen Sonderbau aus Amerika. „Davon gibt es fünf Stück weltweit und alle nur bei Bayer.“

Der rote Traktor mit den schmalen Reifen ist in Höhe und Breite variabel und auf Knopfdruck anpassbar. Über bis zu 2,50 Meter hohe Pflanzen kommt er hinweg. Und wenn er durch die Parzellen fährt, können die Sensoren - eine Eigenentwicklung von Bayer - die Merkmale der Pflanzen erfassen: ebenfalls die Anzahl und die Höhe der Halme und sogar die Inhaltsstoffe.

Sensoren am Spezialtraktor erfassen weitere Pflanzen-Merkmale

Dazu kommt ein sogenannter Parzellenmähdrescher, der die geernteten Pflanzen abwiegt und gleich untersucht - und sich nach jeder Parzelle selbst reinigt, damit es nicht zur Verunreinigung des Saatgutes kommt.

„Ganz wichtig für unsere Station ist auch das Phytoback - eine Vorrichtung, mit deren Hilfe wir die Pflanzenschutzspritzen reinigen“, zeigt der Farm Manager auf eine kleine Anlage. Hier werden die Spritzen ausgespült und das mit Pflanzenschutzmitteln versehene Wasser aufgefangen. „Die Waschbrühe wird verrieselt, normale im Boden vorkommende Bakterien bauen die Pflanzengifte ab und das Wasser verdunstet“, beschreibt der Weizenzüchter die Funktionsweise, auf die Bayer ein Patent hat. „Damit sind wir in Deutschland Vorreiter.“

Seit 2012 sind die Pflanzenzüchter auf dem Biotechcampus in Gatersleben aktiv, haben dort vor zwei Jahren für 15 Millionen Euro ein eigenes Zentrum mit Gewächshaus, Verwaltungstrakt und Lagerhallen errichtet. Und ein eigenes Backlabor. Denn der Weizen, der hier gezüchtet wird, soll nicht nur resistent gegen Krankheiten und an den Klimawandel angepasst sein, sondern auch gute Mahl- und Backeigenschaften aufweisen. Und das wird am Miniofen ausprobiert. (mz)