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Sachsenring Bike Manufaktur Sachsenring Bike Manufaktur: Produktion soll im August starten

Von Karl-Heinz Klarner 21.07.2017, 17:00
Ein Mann, ein Rad. Investor Stefan Zubcic will die Fahrradproduktion in Sangerhausen wieder in Schwung bringen.
Ein Mann, ein Rad. Investor Stefan Zubcic will die Fahrradproduktion in Sangerhausen wieder in Schwung bringen. Klarner

Sangerhausen - Fröhliches Lachen dringt aus einer Ecke der alten Mifa-Werkhalle. Die Stimmung in der einstigen Produktionsstätte des Fahrradbauers im Zentrum von Sangerhausen ist gelöst. Frische Farbe an den Wänden und erste Konturen des Fließbandes lassen erkennen, dass die Vorbereitungen für den geplanten Neustart auf Hochtouren laufen. Kein Wunder, schließlich steht nunmehr fest, dass es mit dem Traditionsunternehmen in Sangerhausen nach einer langen Durststrecke und zwei Insolvenzen weitergeht. „Dabei hatten wir die Hoffnung eigentlich schon aufgegeben“, räumt die Betriebsratsvorsitzende Ellen Brünoth auch unumwunden ein.

Coburger Unternehmer Stefan Zubcic führt Sangerhäuser Fahrrunternehmen als Sachsenring Bike Manufaktur weiter

Doch der Coburger Unternehmer Stefan Zubcic hat die Firma sozusagen in letzter Sekunde vor der Zerschlagung gerettet und gibt den verbliebenen 130 der einst 540 Beschäftigten eine Perspektive. Nicht nur unter neuer Führung, sondern auch unter neuem Namen. Sachsenring Bike Manufaktur nennt Zubcic sein jüngstes Kind. „Die Entscheidung, den Namen zu ändern, haben wir uns nicht einfach gemacht, doch der alte war negativ behaftet “, sagt er. „Es wird natürlich auch weiter Mifa-Fahrräder geben“, versichert er. Der Name  stehe für einen Neuanfang.

Der dürfte nicht gerade einfach werden. Die Aufträge müssten neu akquiriert und verloren gegangenes Vertrauen bei Kunden zurückgewonnen werden. „Im kommenden Jahr wollen wir schwarze Zahlen schreiben“, gibt der Unternehmer ein Ziel vor. Zubcic gilt in der Branche als erfolgreicher Sanierer von Firmen, die von Insolvenz bedroht waren. So hat er unter anderem den Automobilzulieferer Sachsenring in Zwickau, wo zu DDR-Zeiten das DDR-Kultauto Trabant gebaut wurde, vor dem Untergang bewahrt. Dass ihm die Rettung auch in Sangerhausen gelingt, daran hat der Coburger keine Zweifel.

Aber warum ist er erst in letzter Sekunde um die Ecke gekommen? „Vorher waren große Namen im Gespräch, da konnte ich nicht mithalten“, sagt er mit Blick auf die gescheiterten Verhandlung von Insolvenzverwalter Lucas Flöther mit dem ehemaligen Mifa-Bike-Eigentümer Heinrich von Nathusius und der Unternehmerfamilie Puello. Nunmehr strebt Zubcic eine Rückkehr zu den Wurzeln an, wohl wissend, dass er mit einer Belegschaft in dieser Größenordnung keine 400.000 Fahrräder im Jahr montieren kann. „Das wird deutlich weniger als die Hälfte sein“, glaubt er und setzt dabei vor allem wieder auf das Großkundengeschäft.

Produktion soll ab 1. August wieder in der alten Mifa-Werkshalle starten

Aber auch eine Zusammenarbeit mit Fachhändler hat er im Blick. Da kommen die Markenrechte an „Grace“ und „Steppenwolf“ gerade Recht. „Neben der Produktion von konventionellen Fahrrädern sollen auch E-Bikes im Sortiment bleiben. „Hier gibt es überproportionale Wachstumsraten“, weiß der Coburger um die Markttrends. Doch der Weg dorthin ist noch weit. Bis zum 1. August soll das Fließband wieder in der alten Halle funktionstüchtig sein.

Der Umzug von der neu gebauten Halle am Stadtrand, wo die Manufaktur nur Mieter ist, läuft auf Hochtoren. „Das ist eine reine Kostenfrage“, sagt Zubcic angesichts des Ortswechsels. Der Belegschaft scheint die Rückkehr ins alte Domizil kaum etwas auszumachen. „Hauptsache es geht weiter, uns allen ist ein großer Stein vom Herzen gefallen“, weiß Sylvia Bleichert, die dem Unternehmen seit 16 Jahren die Treue hält. Schließlich hätte  seit Januar  eine stete Ungewissheit und Angst um die eigene Zukunft unter den Kollegen geherrscht.  Lars Kloppich nickt zustimmend. „Es ist doch eigentlich egal, wo wir arbeiten“, meint der Sangerhäuser. Einige Kollegen hätten  sogar mit Blick auf den Umzug geäußert, dass es schön sei wieder „nach Hause zu kommen.“ Damit das auch so ist, legt die Belegschaft  Hand  an und hilft, den Firmenumzug zu stemmen.  

Für die Betriebsräte Brünoth und Steffen Röske ist die Übernahme der Firma durch Zubcic ein Glücksfall. „Jetzt wird alles gut“, glaubt Röske und lacht fröhlich.   (mz)

Die Sachsenring Bike Manufaktur, ehemals Mifa, in Sangerhausen will am 1. August wieder mit der Fahrradproduktion starten.
Die Sachsenring Bike Manufaktur, ehemals Mifa, in Sangerhausen will am 1. August wieder mit der Fahrradproduktion starten.
dpa-Zentralbild